Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel verstorben

Er war ein "Lehrer der Menschheit"

elie_wiesel.jpg

Elie Wiesel gedenkt der Opfer von Auschwitz - 50 Jahre nach Befreiung des KZs am 27. Januar 1995.
Elie Wiesel gedenkt der Opfer von Auschwitz - 50 Jahre nach Befreiung des KZs am 27. Januar 1995.

BERLIN. (hpd) Am Samstag verstarb der Auschwitz-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel. Weltweit haben Menschen und Medien mit Trauer reagiert und an den unermüdlichen Mahner für Menschlichkeit erinnert. Auch deutsche Politiker schlossen sich den Würdigungen an.

Der Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte den verstorbenen Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel im Namen des Deutschen Bundestages: "Unvergessen ist seine zutiefst berührende Rede anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 2000, als er im Parlament zu uns Deutschen sprach - schonungslos, aber ohne Hass und Bitterkeit, wie er betonte."

Wiesel hat sich als Überlebender des Holocaust sein Leben lang dafür eingesetzt, über die Verbrechen des Nationalsozialismus aufzuklären und tat alles dafür, eine Wiederholung zu verhindern. Kurz nachdem ihm 1986 der Friedensnobelpreis verliehen worden war, gründete Wiesel mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung, deren Zweck der Kampf gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt ist. Wiesel schrieb unter anderem: "Auschwitz kann weder erklärt werden noch kann man es sich vorstellen … Der Holocaust steht außerhalb der Geschichte" (zitiert nach Wikipedia)

Lammert erinnerte daran, dass Wiesel sein ganzes Erwachsenenleben lang versucht habe, "Worte zu finden, die den Hass bekämpfen, aufspüren, entwaffnen. Elie Wiesel war dabei überzeugt, dass nichts entwaffnender sei als die Wahrheit, sie zu erkennen und zu benennen, sah er als seine Lebensaufgabe, für die er vor dreißig Jahren mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde."

Wiesel im KZ Buchenwald
Siebter von links in der zweiten Reihe von unten: Wiesel im KZ Buchenwald am 16. April 1945, 5 Tage nach der Befreiung. (Foto: gemeinfrei)

Er wollte nicht von "der Geschichte" berichten, sondern "Geschichten von Menschen erzählen - von den Schuldigen, vor allem aber von den unschuldig Ermordeten, denen er damit ihre Geschichte zurückgab. Seine autobiografischen Werke geben Zeugnis von seinem Überleben im Holocaust und von der unvorstellbaren Herausforderung, als Überlebender ins Leben zurückzufinden." In seiner Trilogie "Die Nacht zu begraben, Elischa" ("Die Nacht", "Morgendämmerung" und "Tag") arbeitete er seine Erlebnisse im Vernichtungslager Auschwitz-Monowitz und im Konzentrationslager Buchenwald auf.

Lambert erklärte: "Elie Wiesel war überzeugt, dass jeder, der heute einem Zeugen zuhört, selbst ein Zeuge wird. In diesem Gedanken liegt sein Auftrag an die Nachwelt, ihm sehen wir uns bleibend verpflichtet“. Der Deutsche Bundestag werde Elie Wiesel ein ehrendes Andenken bewahren".

Außenminister Steinmeier sagte in Berlin zum Tod von Elie Wiesel :"Mit Elie Wiesel geht nicht nur ein großer Autor, Philanthrop und Gelehrter von uns, sondern vor allem ein unermüdlicher Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt."     

Steinmeier erinnerte an die Rede von Elie Wiesel vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 2000. Dort "drückte er der deutschen Jugend sein Vertrauen aus, eine bessere Gesellschaft zu schaffen als er selbst es in seiner Kindheit erleben musste. Darin steckte eine tief bewegende Botschaft der Hoffnung und der Verantwortung, die wir uns gerade heute zu Herzen nehmen sollten."

Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, nannte den Tod von Elie Wiesel einen "großen Verlust nicht nur für die jüdische Welt": "Er gab den Opfern der Shoa eine Stimme, die weltweit gehört wurde." Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München und frühere Zentralratspräsidentin würdigte ihn als eine der "ergreifendsten Stimmen wider das Vergessen und das Wiederholen".

Auch US-Präsident Barack Obama würdigte Wiesel in einer ungewöhnlich ausführlichen Erklärung als "eine der großen moralischen Stimmen unserer Zeit" und als "Gewissen der Welt".

Das Internationale Auschwitz-Komitee bezeichnete den Auschwitz-Überlebenden als "Lehrer der Menschheit". "Elie Wiesel war kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering, Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren", sagte Christoph Heubner, der Vize-Exekutivpräsident der Überlebendenorganisation, in Oswiecim (Auschwitz) am Samstag.