Forderungen zur Entklerikalisierung

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Plenum / Fotos: Michael Eckert

DÜSSELDORF. (hpd) Die LAG Laizismus in der LINKEN.NRW hat auf ihrer ersten Mitgliederversammlung in Düsseldorf einstimmig 32 konkrete Forderungen zur Entklerikalisierung der Gesellschaft beschlossen. Die Forderungen werden als Antrag für das Bundeswahlprogramm der LINKEN eingebracht.

In 32 Schritten lässt sie sich wieder herstellen: die im Grundgesetz verankerte Pflicht zur Neutralität des Staates gegenüber Weltanschauungs-Gemeinschaften.

An jedes einzelne Privileg ist gedacht: vom Körperschafts-Status über Sonderzahlungen bis hin zu den eigens für die Kirchen formulierten Sonderrechten und den für Kleriker reservierten Schlupflöchern in den Gesetzen.

Die LAG Laizismus in der LINKEN.NRW fordert vor allem endlich Transparenz und Nachvollziehbarkeit der öffentlichen Subventionen an die Kirchen. Ebenso wie ihren Rückbau auf ein vernünftiges, dem Anteil gläubiger Christen an der Gesamtbevölkerung entsprechendes Maß.

Die Botschaft ist klar: sowohl 40 Prozent Konfessionsfreie im Land als auch die zunehmende Vielfalt Andersgläubiger wollen nicht mehr hinnehmen, dass der gesamte soziale Sektor in ein evangelisches und ein katholisches Ghetto aufgeteilt wird.

Säkulare Alternativen müssen geschaffen und finanziell gestärkt werden. Der Staat muss seine weltanschauliche Neutralität zurück erobern.

Religiöse Abrüstung

Die LAG Laizismus verordnet dem Staat eine religiöse Abrüstung und möchte diese auch im Bundeswahlprogramm der LINKEN aufgenommen sehen.

Es sind lediglich 32 konkrete Schnitte und die Kirchen werden wieder zu dem, was sie auch sind: Vereine wie jeder andere im Land auch, deren Inhalte ausschließlich von denen finanziert werden sollten, denen sie auch etwas bedeuten.

Sichtlich angetan von der Idee, aus den so genannten „Gemeinschaftsschulen“ endlich die im Grundgesetz vorgesehenen „Bekenntnisfreien Schulen“ zu machen, war Michael Schmidt-Salomon, der als Gast anwesend war und ein Referat über „Säkularität und Liberalität als Grundpfeiler des modernen Rechtsstaats“ hielt.

In seinem Referat verdeutlichte er ein weiteres Mal, dass sich unsere Freiheitsrechte nur insofern auf christliche Werte zurückführen lassen, als sie dem mutigen Emanzipationskampf gegen genau diese religiösen Werte entsprungen sind.

Er erinnerte exemplarisch an die große säkulare Strafrechtsreform Anfang der 70er Jahre, die uns von den christlichen „Sexualmoral-Paragraphen“ erlöste. Als das private Sexualverhalten noch staatlich sanktioniert wurde. Ganz im Sinne der heiligen, misogynen und homophoben Schrift.

So gab es zwischen 1950 und 1970 noch 100.000 Strafverfahren und 50.000 Urteile wegen „Ehebruchs“ oder „Unzucht“, während hinter hermetischen christlichen Anstaltsmauern Schutzbefohlene munter sadistisch gefoltert wurden, ohne dass man hätte weltliche Gerichte damit belästigen wollen.

„Die Ablösung der religiösen Moral durch eine rationale Güterabwägung säkularer Ethik sei nicht hoch genug zu wertschätzen“, so Michael Schmidt-Salomon. Und das ist sicherlich auf alle Bereiche menschlichen Zusammenlebens zu übertragen.

Im Anschluss an sein Referat diskutierte er mit den ca. 50 Anwesenden von insgesamt 160 Mitgliedern, die die LAG Laizismus seit ihrer Gründung vor einem halbem Jahr inzwischen hat.

Die Lobby der Laizität scheint sich langsam aber sicher zu formieren, zumindest bei den LINKEN.

Ricarda Hinz