Papst fährt Kirche vor die Wand

KÖLN. (hpd) Der Papst rehabilitiert einen Holocaustleugner und allenthalben herrscht Bestürzung und Entsetzen im Land. Während deutsche Bischöfe noch um Fassung und Rechtfertigung ringen, Politiker den erschreckenden Konservatismus beklagen, fordern selbst kirchenferne Organisationen Konsequenzen.

Ein Kommentar von Petra Daheim

Das Entsetzen der Katholiken mag ja noch begreiflich sein, doch welcher Freigeist stört sich denn nun daran, dass der Papst ausspricht und tut was wir ohnehin längst wissen. Die römisch katholische Kirche ist im Kern undemokratisch, frauenfeindlich, homophob, und pflegt seit jeher einen tradierten Antijudaismus. Von einigen wenigen personellen Highlights abgesehen, vermochte auf Dauer nur massiver Druck von außen die eine oder andere unliebsame „Tradition" vorübergehend bis endgültig zum Erliegen zu bringen.

Das katholische Imperium zeigt sich mehr und mehr wie es nun einmal ist. Überheblich, halsstarrig, rückständig und beratungsresistent. Hier eine paar zeitnahe Beispiele: Es werden Exorzisten ausgesendet, Enthaltsamkeit als beste Aids-Verhütung propagiert, Frauen, die die Pille nehmen, wahlweise der Verantwortungs- und Gewissenlosigkeit oder der Umweltverschmutzung bezichtigt, für die Bekehrung der Juden gebetet, die Zwangsmissionierung der brasilianischen Ureinwohner als Erlösung gefeiert, Drohbotschaften gegen Homosexuelle verfasst usw., usw.

Soweit die „frohe Botschaft", wie sie dem katholischen Untertan in immer kürzeren Abständen um die Ohren gehauen wird.

Da denkt man sich als Gottlose doch: „Es kann doch nicht sein, dass nur ein einziger Mensch diesem Verein die Stange - und gleichzeitig das Portemonnaie geöffnet - hält?"

Als ob das alles noch nicht reichen würde, ernennt der Papst keine Woche nach Rücknahme der Exkommunikation den nächsten Übergeschnappten zum Weihbischof von Linz. Der gute Mann hält Harry Potter für Satanswerk und deutet die Überflutung von New Orleans durch Hurrikan Katrina als Strafe Gottes für die Unmoral ihrer Bewohner.

Spätestens jetzt drängt sich der Verdacht auf, da ist eine Verschwörung im Gange. Der Papst ist in Wirklichkeit ein atheistischer Maulwurf, der schon in frühester Kindheit den Entschluss gefasst hat die ganze Römisch Katholische Kirche mit all ihrem Bimmel Bammel final vor die Wand zu fahren. Mir soll's recht sein. Denn mit jeder weiteren Horrormeldung aus der Katholiken-Zentrale steigen die Kirchenaustritte und die Wahrscheinlichkeit, dass die endgültige Trennung von Staat und Kirche in greifbare Nähe rückt.

„Liebe Katholiken und erst recht Katholikinnen, wollt ihr das so? Oder glaubt ihr, eure Kirche sei eigentlich ganz anders und nur euer Oberhaupt habe einen vorübergehenden Knall?" Es wird wohl langsam Zeit, dass sich die Mitglieder eurer Kirche - und das seid ihr alle und nicht die bezahlten Theologen - hierzu äußern, denn sonst könnte man euer Schweigen als Zustimmung werten.