Religiöse Rechte – 2013

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

(hpd) Das war 2013: Obama startet in die zweite Runde, der Papst tritt zurück, Terroranschläge in Boston, Freispruch für Zimmerman, Giftgas in Syrien und Homophobie in Russland. Was sagt eigentlich die Christliche Rechte dazu?

Nach seinem Wahlsieg im letzten Jahr wurde Barack Obama im Janaur 2013 zum zweiten Mal vereidigt. Von Seiten des politischen Gegners kamen keine Glückwünsche. Bill Donohue von der der Catholic League legte Obama nahe, bei seiner Vereidigung nicht auf die Bibel, sondern auf "Das Kapital" von Karl Marx zu schwören. Sandy Rios war verärgert, dass Obama in seiner Rede nicht nur Christen, sondern auch Atheisten, Buddhisten und Muslime angesprochen hatte. Obama bringe den USA ein Zeitalter der Gottlosigkeit. Larry Klayman rief zu einer Revolution gegen den antisemitischen, schwarzen Moslem Obama auf. Die USA müssten sich gegen ihn zu Wehr setzen, wie damals gegen den britischen König Georg III.

Dem neuen CIA-Direktor wurde von Mat Staver vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen Terroristen vorzugehen. Grund: John Brennan stehe angeblich dem Islam nahe, da er der arabischen Sprache mächtig ist. General Boykin warf ihm vor, Sympathien für den Dschihad zu hegen. Auch Chuck Hagel, der von Obama zum Verteidigungsminister ernannt wurde und sich bisher eher israelkritisch positionierte, bekam im US-Senat heftigen Gegenwind. Fernsehprediger Matthew Hagee sah hierin die Erhörung seiner Gebete. Sein Vater, John Hagee, behauptete, dass Hagels Ernennung zum Verteidigungsminister dem Iran signalisiere, dass er ungestraft Israel attackieren dürfe.

Im Februar entschloss sich Papst Benedikt XVI. sein Amt ruhen zu lassen, und als Bischof von Rom zurückzutreten. Der letzte Rücktritt eines Papstes erfolgte im Mittelalter. Benedikts Nachfolger Franziskus punktet derzeit mit einer Charme-Offensive, muss seinen Worten jedoch noch Taten folgen lassen. Glenn Beck präsentierte seinen Zuschauern die Erklärung, warum sich Papst Benedikt XVI. zum Rücktritt entschlossen habe. Angeblich sammle ein afrikanischer, marxistischer Kardinal die Massen hinter sich, um selbst auf den Heiligen Stuhl zu steigen. Benedikt habe diese Machtverschiebung bemerkt und mit seinem Rücktritt das fällige Konklave vorgezogen, so dass das Kardinalskollegium noch nicht völlig marxistisch unterwandert sei und wieder ein konservativer Pontifex gewählt werde. Cliff Kincaid war sich vor der Wahl Franziskus' noch sicher, dass Peter Turkson aus Ghana die besten Chancen habe, die katholische Kirche zu leiten. Die politischen Verbündeten des schwarzen Sozialisten Obama würden alles daran setzen, auch einen schwarzen Sozialisten auf den Heiligen Stuhl zu setzen.

Roger Kardinal Mahony, ehemaliger Erzbischof von Los Angeles, geriet in die Kritik. Katholische Laien stellten sich gegen sein Teilnahme am Konklave, da er in der Vergangenheit Kindesmissbrauch durch Priester in seinem Amtsbereich vertuscht hatte. Mahony zeigte sich gnädig: Er "vergebe" seinen Kritikern, dass sie ihn gedemütigt hätten.

Christoph Waltz, in diesem Jahr mit seinem zweiten Oscar ausgezeichnet, verärgerte konservative Christen gleich doppelt. In einem Video parodiert er den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI., der nicht weiß, was er mit seiner Freizeit anfangen soll, in "Djesus Uncrossed" nimmt er den Erlöser selbst aufs Korn.
(Video 1) (Video 2)

Am 15. April explodierten zwei Sprengsätze in einer Zuschauermenge entlang des Boston Marathons. Drei Menschen starben, weit über 100 wurden zum Teil schwer verletzt. Schnell war allen klar, dass es sich um einen Terroranschlag handeln müsse – aber tagelang herrschte Ratlosigkeit über Motive und Täter. Nach der Auswertung von Überwachungskameras gerieten zwei tschetschenische Brüder ins Visier der Ermittler. Spekulationen über einen islamischen Hintergrund hatten sich also bestätigt, obwohl auch das rechtsextreme Spektrum Amerikas verdächtigt wurde. Nach einer Verfolgungsjagd starb der ältere der beiden Brüder durch Schüsse der Polizei, der jüngere wurde festgenommen.

Für Glenn Beck stand schnell fest, dass die Täter Muslime sein mussten. Einen Anschlag einheimischer Terroristen schloss er aus. Diese würden nämlich nur Regierungseinrichtungen angreifen, jedoch keine Zivilisten. Glenn Beck sei an Timothy McVeigh erinnert. Dieser hatte in Oklahoma City ein Gebäude gesprengt, in dem sich mehrere Regierungsbehörden befanden – aber auch ein Kindergarten. Außerdem warf Beck den Behörden vor, dass sie einen Saudi, der am Tatort zugegen war und auch verletzt wurde, nicht inhaftiert hätten. Bei ihm handele es sich um einen Agenten al-Qaidas.

In direkter Reaktion auf die Anschläge von Boston twitterte WND-Kolumnist Erik Rush an die Adresse der Muslime: "Sie sind böse, tötet sie alle." Er gab hinterher zu Protokoll, dass dies nur eine sarkastische Überreaktion auf einen anderen Twitteruser gewesen sei, der kritisiert hatte, dass Rush ganz ohne Beweise dem Islam die Schuld am Terroranschlag gegeben hatte. Nicht sarkastisch merkte er an, dass das Töten von Menschen nicht wünschenswert sei, es genau darum aber im Krieg gehe und dass er sich im Krieg mit dem Islam befände. Einige Tage später äußerte er sich radikal zur islamischen Einwanderung. Immigranten aus dem "Klo der Dritten Welt" seien "menschlicher Abfall".

Sandy Rios attackierte Präsident Obama dafür, dass er nicht gleich Muslime als Schuldige benannt hatte. So wolle er eine Atmosphäre des Hasses gegen Konservative schüren. Sein Verhalten erinnere sie an den römischen Kaiser Nero, der Christen verfolgt hatte. Larry Pratt warf den Liberalen vor, sich insgeheim über den Terroranschlag zu freuen, da sie nun Argumente zur stärkeren Überwachung der Bürger hätten. Louie Gohmert nahm den Anschlag zum Anlass, den Kreis der Verdächtigen deutlich auszuweiten. Angeblich unterhalte al-Qaida Trainingslager in Mexiko und schicke Terroristen in die USA, die man dort für Latinos halten würde. Nate Bell benutzte die Tragödie für einen Vorstoß in Sachen Waffenrecht. Er stellte die rhetorische Frage, wie viele Liberale in Boston in den damaligen Tagen am liebsten ein AR-15-Sturmgewehr im Schrank gehabt hätten. (Mit einer Waffe des gleichen Modells hatte Adam Lanza im Dezember 2012 einen Amoklauf an einer Grundschule verübt.)

Wohl kein Gerichtsprozess hat die USA in den letzten Jahren so sehr bewegt, wie die Anklage gegen George Zimmerman. Im Jahr 2012 hatte er den Afroamerikaner Trayvon Martin erschossen – angeblich aus Notwehr. Zimmerman wurde vor Gericht freigesprochen. Obwohl ein rassistisches Motiv nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, war der Prozess Anlass für die Bevölkerung, die schwierigen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß neu zu diskutieren. Obama hatte bis dahin in seiner Präsidentschaft das delikate Thema nie angesprochen.

So hatte er berichtet, dass er in seiner Jugend oft erleben musste, wie Personen hektisch ihre Autos abriegelten, als er sich näherte. Steve Malzberg erklärte dies damit, dass der junge Obama unter Drogeneinfluss stand und nicht etwa mit seiner Hautfarbe. Jennifer Rubin nannte den US-Präsidenten einen "Rassismus-Archäologen" der die Amerikaner in der Vergangenheit festhalte. In der Gegenwart gäbe es praktisch keinen Rassismus mehr. Obama wolle den Vorfall nur politisch ausnutzen. Fox News Moderator Bill O'Reilly erklärte, dass jeder, der über Zimmermans Freispruch empört sei, Amerika hasse.