Brandfleck auf dem Königsplatz

MÜNCHEN liest - aus verbrannten Büchern.

Am Donnerstag, 10. Mai 2007 um 10.00 Uhr wird

der Künstler Wolfram P. Kastner auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung an der Stelle der Bücherverbrennung von 1933 einen Brandfleck in den Rasen brennen - damit kein Gras über die Erinnerung an den Beginn der Brandstifterei wächst, die im Brand der Synagogen, Städte und Menschen endete.

Von 11.00 Uhr bis 23.00 Uhr werden mehr als 100 Personen, Schüler/innen, Autor/innen, Schauspieler/innen, Politiker/innen und andere Bücherfreunde neben dem Brandfleck auf dem Königsplatz unter dem Motto „München liest - aus verbrannten Büchern" Texte von Schriftsteller/innen lesen, deren Bücher 1933 in über 50 deutschen Städten verbrannt wurden.

Lesen werden u.a. Staatsministerin Beate Merk, Staatsminister Thomas Goppel, Franz Maget, MdL, Marian Offmann/StR, Barbara Bronnen, Franziska Bronnen, Wolf Euba, Hanne Hiob, Horst Jüssen, Brigitta Rambeck, Helmut Ruge, Gerhard Schmitt-Thiel, Wolfgang Sreter, Nizza Thobi, Schüler/-innen der Berufsoberschule für Sozialwesen, des Bert-Brecht-Gymnasiums, des Luisengymnasiums, des Feuchtwanger- und des Max-Gymnasiums – und viele andere.

Die erste Lesung aus verbrannten Büchern auf dem Königsplatz fand 1995 – von Wolfram P. Kastner angeregt – mit Hanne Hiob und Schüler/-rinnen des Luisengymnasiums statt.

Dieses Jahr sind zum fünften Mal die Worte der besten deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts auf dem Platz zu hören, der 1933 als Aufmarschplatz der Nazis, mit Granitplatten belegt, von gellendem Geschrei und dumpfen Treueschwüren erfüllt wurde.

Den Brandfleck zur Erinnerung an die Bücherverbrennung legte Wolfram P. Kastner erstmals 1994 an – damals und in den folgenden Jahren immer wieder verboten, 2004 erlaubt und mit Rollrasen zugedeckt. Für 2007 sollte eine Rollrasen-Sicherheit in Höhe von 350 Euro hinterlegt werden.

München hat (im Gegensatz zu einigen anderen "Brandstädten") bis heute kein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung an die in der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung" groß inszenierte Bücherverbrennung und die dabei vernichtete beste deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, die teilweise bis heute aus den Bibliotheken, den Schulbüchern und den Köpfen verschwunden ist.

Mit dem Brandfleck und den Lesungen soll eine positive Tradition für Freiheit, Menschenwürde und Akzeptanz gestiftet werden und viele - insbesondere junge - Menschen dafür und für die entsprechende Literatur gewinnen und sensibilisieren. Die Veranstalter freuen sich über den lebhaften Zuspruch sowie über die Unterstützung durch das städtische Kulturreferat. Sie hoffen, dass die Stadt München eines Tages ein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung auf dem Königsplatz akzeptiert. Die „Bibliothek der verbrannten Bücher" hat in München noch immer keine Heimat als öffentliche benutzbare Denkstätte gefunden.