Falsches Gedenken

MÜNCHEN. (hpd) Am 21. Juli 1929 beschwor General Horn, Präsident des „Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser“ beim 3. Reichskriegertag in München die “Blutsaat des Krieges”, die auf furchtbare Weise 1939 aufging. Im Durchgang des Münchner Rathauses zum Prunkhof befindet sich seitdem eine Ehrentafel für diesen Reichskriegertag – als Visitenkarte für die Stadt.

Der Reichskriegertag war ein pompöses militaristisches Schauspiel – der der Heldenverehrung und der Verherrlichung des deutschen Militarismus diente. Der “Deutsche Reichskriegerbund Kyffhäuser”, der die Gedenktafel offensichtlich gestiftet hat, zählte zu jenen Organisationen, die sich als erste zum Nationalsozialismus bekannten, die dem Hitler-Faschismus den Weg ebneten und wurde 1933 als “NS-Reichskriegerbund” in die SA übernommen. Der Führer des NS-Reichskriegerbundes war ab 1935 SS-Standartenführer Wilhelm Reinhard.

Weder der Deutsche Reichskriegertag, noch der militaristische Reichskriegerbund verdienen eine derartige Würdigung durch die Landeshauptstadt München.

Wir haben dem Oberbürgermeister und den Stadträten eine Petition und einen Brief übergeben, mit der Forderung, diese unsägliche Ehrentafel – diesen Schandfleck im Münchner Rathaus – zu entfernen.

Außerdem haben wir diese Ehrentafel mit einer kleinen ästhetischen Intervention “Kein Platz den Militaristen” versehen.

Was wir nicht wollen ist, dass die Gedenktafel einfach sang- und klanglos verschwindet. Wir laden den Oberbürgermeister, die Stadträte und die Münchner Bevölkerung ein, darüber nachzudenken, ob sie diese militaristische Ehrentafel als Visitenkarte behalten wollen, wie man damit umgehen und was man an ihre Stellen setzen sollte.

Wir gehören zu den Initiatoren dieser Petition. Wir sind u.a. Gewerkschafter, Künstler, Antifaschisten und Leute aus der Antikriegsbewegung. Inzwischen haben sich mehr als 200 Münchnerinnen und Münchner dieser Petition angeschlossen.

Ernst Antoni – Mitgl. im LV Bayern der VVN – Bund der Antifaschisten
Gabriele Duschl-Eckertsperger – im Vorstand der Sendlinger Kulturschmiede und insbesondere engagiert in der Initiative Stolpersteine e.V.
Wolfram P. Kastner – Institut für Kunst und Forschung
Claus Schreer, Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus

 


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