Happy Birthday, Mr. Vatican!

(cilalp/hpd) Unter der Überschrift HAPPY BIRTHDAY Mr. VATICAN hat der französische Verband der Freidenker „La libre Pensée" Papst Benedikt XVI am 2. März seine besten Wünsche zum 80. Geburtstag des Vatikanstaates gesendet. Eine leicht gekürzte Übersetzung des real-satirischen Textes.

Nein, es handelt sich nicht um einen Lapsus von Marilyn Monroe! Der „Staat" des Vatikans hat, am 11. Februar d. J., gut und gerne das kanonische Alter von 80 Jahren erreicht. Sein Papa (Papst in Italienisch), heißt Pius XI (geerbtes Pseudonym aus einigen mörderischen Kreuzzügen) und seine Mama hat den zarten Namen Benito Mussolini, zwischen zwei Massakern an Antifaschisten auch „Duce" genannt.

Man bedauert, dass ein solcher Geburtstag nicht zu einem großen Fest oder, kultureller, zu einem großen internationalen Kolloquium zu der Geschichte des Vatikans Anlass gegeben hat. Die Tagung könnte durch den integristischen Historiker Msgr. Richard Williamson geleitet werden, der kürzlich, durch eine eigenartige Interpretation des Verschwindens von sechs Millionen Juden (man wagte nicht, von Genozid zu sprechen), Star der Medienszene wurde. Das hätte Eindruck gemacht und hätte nicht versäumt, die Menschen mit Leidenschaft zu erfüllen.

In einer kurzen Ansprache hat der Papst unterstrichen, dass „der Staat des Vatikans Glaubens-, Geschichts-, Kunstschätze enthält und ein wertvolles Kulturgut für die ganze Menschheit konserviert". Dagegen haben unsere „hoch spezialisierten" Forschungsarbeiten keine Spur der kleinsten Ratifizierung der geringsten Erklärung der Menschenrechte oder einer Verurteilung irgendeines faschistischen oder korporatistischen Regimes gefunden. Über das Fehlen jeglicher Ratifizierung der kleinsten Richtlinie der Internationalen Arbeitsorganisation zum Schutz der Rechte der Arbeiter durch den „Staat" des Vatikans bleiben wir genau so sprachlos wie Pius XII.

Benedikt XVI hat, und das ist gut verständlich, gar nicht die „kleinen Geschichten" des Vatikans erwähnt, die auch ein wertvolles Kulturgut sind, insofern sie uns einen unvergleichbaren Unterricht über die gemeinen, schmierigen, grausamen, neidvollen und räuberischen Aktionen seiner Vorgänger ermöglichen.

Der Papst hat seinen Dank „allen jenen ausgesprochen, die in der Vergangenheit und heute Protagonisten des Lebens des Staates Vatikanstadt waren und sind". Man fühlt die Aufregung und die Liebe, aber das ist sehr natürlich, wenn man weiß, dass der erste „Protagonist" Benito Mussolini war: der Unterzeichner der Verträge von Lateran mit den Vertretern des Papstes Pius XI. Es war die gute alte Zeit!

Es ist wahr, dass man, wenn man jung ist und auf dem Sankt-Petrus-Platz die gepflasterte Linie überschreitet, die die „Grenze" des Vatikans markiert, bewegt ist und von dieser magischen Linie, die uns von einer Welt in eine andere übergehen lässt, verzaubert werden kann. Ist man älter, wird die künstliche Seite der Sache offensichtlich und man würde eher an ein gut gebautes römisches Disneyland denken.

Tatsächlich ist der mutmaßliche „Staat" des Vatikans nur eine Schöpfung Mussolinis. Es gibt im Übrigen keine vatikanische Nationalität. Es gibt mehr Beamte, die im Vatikan arbeiten, als „Bürger des Vatikans". Dieses Konstrukt des „Vatikanischen Bürgers" war im Übrigen besonders nützlich für die Fluchthilfe der Nazis aus Europa im Jahre 1945 durch die so genannten „ratslines" (Rattennetzwerk).

Wenn man den letzten „Dogmen des Liberalismus" glaubt, bedeutete es, dass der Vatikan der letzte kommunistische Staat sei! Die Anzahl der Beamten im Vergleich zu der Anzahl der Einwohner erfüllt das Kriterium „des Kollektivismus". Außerdem ist im Vatikan alles Staatseigentum!

Dieses „theokratische Fürstentum", das von einem absoluten Chef ohne politische Parteien, ohne freie Gewerkschaften und ohne irgendeine Art (sogar die elementarste) von Demokratie, insbesondere elektoral, gelenkt wird, ist jedoch von der italienischen Regierung im Jahre 1984 durch ein Abkommen verewigt worden, das nur einige Änderungen zu dem von 1929 enthält. Es ist im Übrigen dieser letzte Text, auf den sich heute Silvio Berlusconi für seine klerikale Offensive stützt.

Übersetzung: Rudy Mondelaers

Originaltext