Zeitschrift

Aufklärung & Kritik 2/2014 erschienen

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Das aktuelle Heft von “Aufklärung und Kritik”, der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Als Übersicht der vielfältigen Artikel und Themen hat die Redaktion dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das regelmäßige Vorwortschreiben für unsere Zeitschrift, wenngleich nur zweimal bis dreimal im Jahr, ist immer ein guter Zeitpunkt, um sich aus dem Alltag (der bei mir von Social-Media-Hektik, knappen Deadlines und vor allem vielen Zugfahrten dominiert wird), zurückzutreten. Zumindest für mich liefert A&K also genau das, was Autoren und Redaktion möchten: Einen reflektierenden Rückzug aus den Alltagswirren, Anregung zum philosophischen Nachgrübeln und Inspiration für weitere Lektüre. In diesem Sinne: Viel Vergnügen und spannende Denkanstöße!

Das Heft eröffnet Dr. Martin Morgenstern mit einem Artikel zu Hans Alberts Kritik theologischer Begründungsformen. Von der “Geoffenbartheit” über die religiöse Empirie (etwa in Epiphanien und spirituellen Erlebnissen) bis hin zur “Vernünftigkeit” religiöser Überzeugungen werden hier alle gängigen Argumente beschrieben und diskutiert.

Prof. Dr. Thomas Rießinger widmet sich anschließend der Replik des Theologen Dirk-Martin Grubes auf Alberts Religionskritik. In Kritik und Gewissheit skizziert Rießinger, warum Grube Alberts Religionskritik als “zu kurz greifend” bezeichnet und nimmt uns mit auf eine Reise durch eine spannende, fundamentale Diskussion.

Im zweiten Teil seines Beitrags Weltethos und Atheismus geht Prof. Dr. Hubertus Mynarek der Frage nach, inwieweit und wie Atheismus tatsächlich möglich ist, in welcher Beziehung Nicht-Religiosität zu ethischen und moralischen Problemlösungen steht – und warum letztlich ein Agnostizismus unvermeidlich sei.

Ganz sozialempirisch geht es bei Prof. Dr. Michael Zängle zu. In seinen Anmerkungen zum Wandel des religiösen Bewusstseins in Deutschland nimmt er die ALLBUS-Erhebungen der Jahre 2002 und 2012 als Ausgangspunkt, um den Wandel religiöser Ansichten in Deutschland zu analysieren. Eine spannende Erkenntnis: Die Säkularisierung schreitet innerhalb der Kirchen schneller voran als in der Gesamtbevölkerung!

Prof. Dr. Harald Seubert widmet sich in Nietzsches Rationalität und Irrationalität. Neue Perspektiven auf einen Mythos der Frage, inwieweit Nietzsche als rationaler, inwieweit er als irrationaler Denker zu verstehen ist bzw. verstanden wurde. Naturgemäß kommt dieser Beitrag nicht ohne eine kurze denkerische Biografie aus, die die verschiedenen Entwicklungsstufen Nietzsches beleuchtet.

In einem Lehrdialog geht Dr. Dr. Dr. Roland Benedikter dem heutigen Verhältnis von Freiheit und Sicherheit nach, einem Thema, das seiner Ansicht nach in Europa “unterproportional zu seiner Gesellschaftsbedeutung präsent” ist, das dafür auf der anderen Seite des Atlantiks wesentlich mehr Beachtung erfährt. Benedikter diskutiert diese unterschiedlichen Verhältnisse – und wagt eine Prognose.

Gibt es ein Ziel, ein Telos, ein Ende? In seinem Beitrag Finalität: Ein Faktum der Welt tritt Dr. Jürgen Lambrecht einen Schritt zurück und betrachtet die modernen Naturwissenschaften von Biologie bis Astronomie dahingehend, ob reine Zufalls-und-Auswahl-Erklärungsmodelle wie das der Evolutionstheorie ausreichen – oder ob sie durch ein eher teleologisch fundiertes Prinzip ergänzt werden müssten.

Mag. Roland Konrad Kobald behandelt in Bioethik zwischen Sophismus und moralischem Suchprozess den aktuellen Stand der Bioethik-Diskussionen, von Pränataldiagnostik bis zu Tierrechten – und die Argumente, die seines Erachtens dafür sprechen, dass dieser Diskurs dogmatisch statt vernunftbeherrscht geführt wird.

Prof. Dr. Dagmar Fenner, Philosophieprofessorin in Basel, widmet sich der Frage: Wie “frei” sind Suizide und was spricht für assistierte Suizide? Dabei geht sie davon aus, dass sich ein Selbstbestimmungs- und ein Fürsorgeprinzip zunächst gegenüberstehen und aus ihnen argumentative Lager erwachsen, dass es aber auch eine Synthese beider Positionen geben kann.

Mit seinem Beitrag Verteidigung der Moderne – Gesellschaftsanalyse nach dem Ende traditioneller Gesellschaftskritik versucht Dr. Sigbert Gebert zu ergründen, was die traditionelle Gesellschaftskritik immer wollte, weshalb sowohl ihre Ziele wie auch ihre Methoden heute nicht mehr zeitgemäß, aus der Mode gekommen sind – und was mit welchem Recht an ihre Stelle tritt.

Während bei Gebert verhandelt wird, welche Wissenschaften urteilen und Position beziehen (dürfen), positioniert sich Dr. Richard Albrecht: In seinem den Hauptteil des Hefts beschließenden Beitrag Gesellschaft. Eine Einführung in soziologische Sichten stellt er neun Begriffe von Macht bis Deprivation vor, erklärt seine Sichtweise auf diese Begriffe und erläutert ihren soziologischen wie auch ihren alltagssprachlichen Gebrauch. Und er spart dabei nicht mit Meinung.

Den Aufschlag im FORUM hat Dr. Hans-Joachim Niemann, der 20 Jahre Aufklärung und Kritik Revue passieren lässt – auch für langjährige Mitglieder eine erhellende und unterhaltsame Lektüre! Dr. Hans-Joachim Böhlk stellt in seinem Beitrag “Zur Aporie des Systems” eine Theorie nicht nur des 1. Weltkriegs vor. Dr. Gerhard Engel befasst sich auf der Grundlage der Systemphilosophie von Niklas Luhmann mit dem Verhältnis von Soziologie und Gehirnforschung. Dr. Clemens Stepina erörtert die angebliche Aktualität der Frankfurter Schule, Wolfgang Teune behandelt den Zusammenhang von Märkten und Vertrauen. Dr. Wolfgang Eirund macht Psychologische Anmerkungen zur Theorie einer kulturdifferenten Logik, Klaus Kreiner liefert mit Induktion und Deduktion im Denken einen schlichtenden Beitrag zum Induktionsstreit, Dr. Wilhelm Richard Baier fragt: Lässt Gott grüßen? und Wolfgang Graff geht in seinem Beitrag Intelligent, vernünftig und doch religiös gläubig? Kein Problem! der Frage nach, warum vernünftige Menschen glauben.

Das Heft wird wie immer abgerundet durch eine Vielzahl von Rezensionen: Über 25 sind es in dieser Ausgabe geworden. Die Themen der Bücher reichen von Religionskritik (der verschiedensten Religionssysteme) über Totalitarismus, Nihilismus und den neuen Sarrazin bis zu Nietzsche und Popper.

An dieser Stelle bleibt mir wie immer nicht mehr, als Ihnen im Namen der gesamten Redaktion eine inspirierte Zeit und stets gute Lektüre zu wünschen!

 


Bezugsmöglichkeit über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg: www.gkpn.de