Aus Solidarität mit den Opfern wurde Verständnis für die Täter

Alexander Kissler kritisiert, dass aus der Solidarität mit den Opfern des Pariser Terroranschlags ein Verständnis für die Motive der Täter wurde. Denn wenn nun Blasphemie strenger geahndet werden würde, wäre das das falsche Signal.

"Auch 2015 wird der radikale Islam Tod und Schrecken verbreiten unter den minder radikalen Muslimen und den Angehörigen sämtlicher anderer Religionen. Da, wie unlängst Ahmad Mansour darlegte, 'die meisten muslimischen Verbände sich seit Jahren als Opfer der Gesellschaft' darstellen und die Gewaltprävention vernachlässigt haben, ist von deren Seite nicht unbedingt ein nachhaltiger Beitrag zur Friedenssicherung zu erwarten. Umso wichtiger sind die Reaktionen der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaften in Europa."

Hier sieht Kissler einen Perspektivwechsel: Während anfangs die Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge tragend war, "nähert man sich der Täterperspektive." Einige - wie die CSU - fordern im Ergebnis der Anschläge nun eine Verschärfung der Blasphemiegesetze. Denn - so die Logik dahinter - man müsse die "religiösen Gefühle" besser schützen. Das jedoch ist der falsche Weg.

"Not tut vielmehr die entschiedene, die selbstbewusste Stärkung der Meinungs- und Religionsfreiheit, zu welcher die Freiheit des Religionswechsels gehört." 

Er fragt abschließend: "Wollen wir die Freiheit opfern für die Illusion, dadurch die Freiheitsfeinde zu besänftigen?"