Homöopathie-Kritik

Nix drin, nix dran!

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Freiwillige "Vergiftung" mit homöopathischen Hochpotenzen in Berlin am 23.10.2016
Freiwillige "Vergiftung" mit homöopathischen Hochpotenzen

Am Sonntag dem 23.10. trafen sich um 10:23 Uhr in mehreren deutschen Städten Mitglieder der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), um eine "Überdosis" an homöopathischen Mitteln zu sich zu nehmen. Mit dieser Aktion wollen die Skeptiker darauf hinweisen, dass die Grundannahme der Homöopathie unwissenschaftlich und unsinnig ist.

Je höher die Verdünnung eines Wirkstoffs, desto wirkungsvoller sei er. Das ist die Grundannahme der Homöopathie. Deshalb werden Substanzen wie Gifte (Arsen, Quecksilber, Schlangengift) oder auch gern Kot von Hunden, Insekten und Teile der Berliner Mauer "potenziert".

Dabei wird eine Substanz im Verhältnis von 1:10 mit Wasser oder Alkohol verdünnt (D1). Im nächsten Schritt wird diese Mischung wieder im Verhältnis 1:10 verdünnt (D2) … und so weiter. Heraus kommen dann zum Teil Potenzen, in denen kein einziges Atom der Substanz im teuer verkauften Fläschchen vorhanden ist.

Eine Verdünnung auf D30 entspricht so einem Tropfen des Ausgangsstoffes verteilt in einer Wasserkugel, die weit größer als unser Sonnensystem ist. Das bei solchen Verdünnungen keinerlei Wirkung – weder im Positiven wie im Negativen – mehr eintritt ist logisch. Doch die Anhänger der Homöopathie stören sich nicht an der Logik: sie lehren, dass nicht der Stoff, sondern der "Geist" des Stoffes heilen soll.

"Mit jedem Potenzierungsschritt präge sich die 'Information' des Stoffes dem Lösungsmitteln immer stärker ein" erklärt ein Faltblatt der GWUP. Und weiter: "Wasser hat aber kein Gedächtnis: Wassermoleküle verbinden und trennen sich in Millionstel von Sekundenbruchteilen – da ist ein 'Erinnern' unmöglich!"

Tatsache ist, dass die Wirkungen von homöopathischen Mitteln nicht über den Placebo-Effekt hinausgehen. Das bestreiten die Skeptiker der GWUP auch nicht. Jedoch weisen sie mit ihrer 10^23-Aktion1 darauf hin, dass ein unkritischer Umgang mit der Homöopathie gefährlich sein kann: "Hochpotenzen sind zwar so stark verdünnt, dass sie überhaupt keine Wirkung mehr haben können, doch Niedrigpotenzen können giftige Substanzen enthalten und zu chronischen Vergiftungen führen, wenn man sie über einen längeren Zeitraum einnimmt. […] Die Hauptgefahr der Homöopathie besteht aber darin, dass man wertvolle Zeit verstreichen lässt, die Krankheit sich ausbreiten kann und eine tatsächlich wirksame Therapie erst spät begonnen wird – vielleicht zu spät." (Quelle: Faltblatt der GWUP)

Lebensgefährlich wird es für den Kranken, wenn mit homöopathischen Mitteln Krankheiten wie Krebs, Diabetes, HIV oder Lungenentzündungen "geheilt" werden sollen. Hinzu kommt, dass viele Homöopathen wirksame Arzneimittel und Impfungen ablehnen.

Nach dem Motto "Wo keine Wirkung, da keine Nebenwirkung" weisen deshalb die Kritiker der Homöopathie im Rahmen der 10^23-Aktion nach, dass man ohne Weiteres eine ganze Packung eines hochpotenzierten Homöopathikums einnehmen kann, völlig ohne Wirkung oder Nebenwirkungen.


  1. Die Bezeichnung ist eine Anspielung auf die so genannte Avogadro-Konstante (6,022 ×10^23), die die Anzahl von Molekülen in einem Mol angibt. Ab einer Verdünnung von mehr als 10^23 befindet sich wahrscheinlich kein einziges Molekül der Ursubstanz mehr in dem homöopathischen Arzneimittel. ↩︎