Das Problem ist nicht nur der Islamismus

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Köln am Rhein
Köln am Rhein

KÖLN. (hpd) Am Sonntag wird in Köln eine Massendemonstration von muslimischen Migranten in diesen düsteren Tagen stattfinden. Sie richtet sich indes nicht gegen die Welle islamistischer Gewalt. Sie wirbt für einen Despoten. Und das ist ein ernsthaftes Problem.

Deutschland und die westliche Welt werden von einer Welle des islamistischen Terrors überrollt. Es vergeht kaum mehr ein Tag, an dem die Medien nicht mindestens einen verheerenden und barbarischen Akt vermelden. Nach all den Tagen der archaischen Gewalt ist für den kommenden Sonntag eine Massendemonstration in Köln geplant, die von Migranten aus einem muslimischen Land organisiert wird. Endlich!, so möchte man ausrufen.

Erwartet werden zehntausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es ist die erste und einzige Massendemonstration von muslimischen Migranten, die in Deutschland stattfinden wird in diesen düsteren Tagen. Aber was ist ihr Ziel? Sie thematisiert den Konflikt in der Türkei, unsere hiesigen Problemchen scheinen also von keinem großen Interesse zu sein.

Und der Massen-Protest bezieht klar Position: Für Recep Tayyip Erdoğan, den türkischen Staatspräsidenten, der im Begriff ist, sein Land (das Herkunftsland der meisten Kölner Pro-Erdogan-Demonstranten!) in eine Autokratie zu verwandeln.

Das Motiv, das sich in der einzigen Massendemonstration von Menschen aus muslimischen Ländern auf deutschem Boden widerspiegelt, ist also nicht die Abscheu vor dem Islamismus, der den Namen des Islam doch angeblich nur missbraucht, oder das Mitleid mit den Opfern der Islamisten.

Nein, was die Demonstranten umtreibt, ist die Sorge um das Wohlergehen eines Despoten. Das Signal, das von Köln ausgeht, ist verheerend und kann von Demokratinnen und Demokraten nicht ignoriert werden. Wir haben ein wirklich ernsthaftes Problem – und der terroristische Islamismus ist, so bitter das auch klingen mag, nur ein Teil davon.

Erdogans Partei Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP) gilt manchen als muslimisch-demokratisch, anderen als gemäßigt islamistisch. Beide konkurrierenden Einschätzungen sind bemerkenswert angesichts der Meldungen der letzten Monate, die uns aus der Türkei erreichen. Erdogan will einen Staat der Panzer und der Knäste. Und der Frömmelei. Ist das eher demokratisch oder eher gemäßigt?

Gewiss, es sind Gegenproteste geplant – unter dem Motto "Erdowahn stoppen". Die jedoch werden überwiegend von den Parteijugenden von SPD, Grünen, Linkspartei und FDP getragen. Es handelt sich um Organisationen, die von sogenannten "Bio-Deutschen" dominiert werden. Von Deutschen ohne Migrationshintergrund also.

Auch Extrem-Rechte wollen auf dem Pro-Erdogan-Feuer ihr Süppchen kochen, während die faschistischen "Grauen Wölfe" wohl eher bei Erdogans Freunden einreihen werden. Die "Grauen Wölfe" sind übrigens die mitgliederstärkste extremrechte Bewegung in Deutschland.

Und seien wir ehrlich: Wir alle wären verwundert und erfreut, wenn es am Sonntag in Köln nicht zu gewalttätigen Übergriffen auf Andersdenkende kommen würde.

Wurde der Ort des Protestes eigentlich bewusst gewählt? Warum nicht Düsseldorf, warum nicht Berlin, warum nicht Oldenburg oder das zentral gelegene Kassel? Warum ausgerechnet die Stadt der Silvester-Attacken? Was, wenn wieder Bilder der Gewalt aus der Domstadt in die Welt gehen? Wieder Köln, wieder Täter aus einem muslimisch geprägten Land...

In der deutschen Debatte setzt der Mainstream auf eine feinsinnige Differenzierung: Der Islam sei demgemäß sauber vom Islamismus zu scheiden. Die meisten Muslime seien gut integriert, problematisch sei eine zahlenmäßig nur sehr geringe Minderheit. Soweit das populäre Narrativ.

Doch wenn das so ist: Warum gibt es dann immer wieder Massenveranstaltungen von Erdogan-Jüngern und von "Grauen Wölfen", die ganze Mehrzweckhallen füllen? Gerade in Köln und im benachbarten Ruhrgebiet war dies in den letzten Jahren immer wieder der Fall.

Natürlich leben auch bei uns viele Musliminnen und Muslime, die fünfe gerade sein lassen, die ihre Religion nicht annähernd so ernst nehmen, wie die religiösen Autoritäten es wünschen, oder ihr ganz abschwören. Das Angenehme ist in diesen Fällen indes nicht die Religion, sondern der zumindest teilweise Verzicht auf Religiosität. Und das ist ein Unterschied ums Ganze.