Die Osterburg Weida und die Aufklärung

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Historische Ansicht der Osterburg Weida (Foto: repro privat)

WEIMAR. (hpd) Der zweite Sonntag im September wird seit 1993 in der Bundesrepublik als „Tag des offenen Denkmals“ begangen. Zu den Einrichtungen, die an diesem Tag ihre Tore weit für interessierte Besucher öffnen, zählt die Osterburg im ostthüringischen Weida. Hier wird heuer zugleich das 80jährige Museumsjubiläum begangen.

 

Der Begriff Museum – woher kommt er? Museum - das war ursprünglich das Heiligtum von Musen der Künste, Kultur und Wissenschaften. In der griechischen Antike, erstmals in Alexandria, bezeichnete es gar einen ganzen Stadtteil. Und da vor allem die Bibliothek.

In unserer Muttersprache ist der Begriff Museum Teil des Allgemeinguts geworden. Das Wort siedelt hier seit der Aufklärung, dem ausgehenden 18. Jahrhundert, und dient der Öffentlichkeit als Begriff für Sammlungen, die fachlich geleitet und wissenschaftlich betreut werden.

Für die Aufklärung in Deutschland stehen Namen wie Wieland und Herder, Goethe und Schiller – das große Weimarer Viergestirn – sowie um 1800 die Residenzstadt Weimar und die Universitätsstadt Jena, in denen intensiver und freimütiger intellektueller Austausch möglich wurde. Doch nicht nur hier fanden die Ideen der Aufklärung fruchtbaren Boden

So besitzt auch das achthundertjährige Weida das Privileg, in seiner Geschichte eng mit Weimar verbunden zu sein. Obwohl die einst kursächsische Stadt erst 1815/16 im Ergebnis des Wiener Kongresses, nachdem sie 100 Tage preußisch gewesen war, zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach kam. Dadurch erhielt das nach Bildung strebende und fördernde Bürgertum großen Auftrieb. Bereits 1825 wurde im weiteren Umfeld der Osterburg der „Vogtländische Altertumforschende Verein Hohenleuben“ - als einer der allerersten seiner Art in Deutschland - und im Jahre 1858 der Verein „Freunde der Naturwissenschaften“ in Gera gegründet, wo auch stets Weidaer intensiven Austausch pflegten. Nach eigenständiger Entwicklung gründete sich 1901 dann am Rande einer Weidaer Gewerbeausstellung der lokalhistorische Verein Weida. Bereits ein Jahr darauf, im Juni 1902, eröffnete das Café Museum als DAS MUSEUM des Ortsgeschichtlichen Vereins. Schon 1905 wurde jenes Museum aus ökonomischen Gründen in die Lindenschule verlegt, wo die Stadtverwaltung den Raum kostenfrei zur Verfügung stellte. Mit Herannahen des Ersten Weltkrieges erlosch 1910 die Arbeit des Ortsgeschichtlichen Vereins. Zur Neubegründung kam es wieder 1920.

Dem Ortsgeschichtlichen Verein und seinen Mitgliedern gelang es jedoch nach genauer Standortsuche und umfangreiche Bauarbeiten begleitend, die bedeutend gewachsene Sammlung auf der Osterburg zu etablieren und am 23. März 1930 eröffnete das Heimatmuseum in der Osterburg mit einer kleinen Feier.

Doch bald wuchs der ökonomische Druck und 1933 gelangte auch in Deutschland der Faschismus an die Macht. Dem Humanismus und der Aufklärung verpflichtet, traten daher nach der Machtübertragung an die NSDAP Friedrich Pfeifer und Max Seyfarth vom Vorsitz zurück, der Ortsgeschichtliche Verein wurde aufgelöst und der Museumsbestand ging in den Besitz der Stadt über. Erst einige Zeit nach dem II. Weltkrieg entstand auf der alten Burg wieder ein Museum in städtischer Verwaltung.

Als Museum ideengeschichtlich in der Zeit der Aufklärung verankert, zeigte das Haus in diesem Jubiläumsjahr eine historische Abbildung der Osterburg, ein Ölbild mit ganz besonderer, eigener Weidaer Geschichte: Im Auftrag von Marija Pawlowna gemalt, hing das Original im 19. Jahrhundert im Weimarer Schloß. Wo es ein Weidaer sah, der die großherzogliche Genehmigung zur Kopie erwirkte. Das originale Ölbild ist heute verschollen, doch die Kopie überdauerte in der Stadt Weida alle Kriegsläufte. Dies Bild steht heute für das Verständnis der Verbindung zwischen Weida und seiner Osterburg und der meist nur mit Weimar assoziierten Aufklärung.

Besucher der Osterburg, nicht nur am „Tag des offenen Denkmals“, können bei Dauer- und Sonderausstellungen und bei Veranstaltungen feststellen: Der ideengeschichtliche Ursprung, als Museum dem Humanismus und der Aufklärung verpflichtet zu sein, gilt hier auch heute noch. Allen fiskalischen bundesdeutschen „Sparpaketen“ zum Trotz.

SRK/GE