Zahl katholischer Kirchenmitglieder bleibt hoch

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Karte der Bischofskonferenz

BONN. (hpd) Laut einer am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegten Jahresstatistik soll es Ende vergangenen Jahres 24,651 Millionen Katholiken in Deutschland gegeben haben. Das wären 1,04 Prozent und insgesamt 258.331 Mitglieder weniger als noch 2009. Die Zahl der Kirchenaustritte stieg 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent. Erstmals gab es mehr Austritte als Taufen.

Insgesamt über 170.000 Taufen hat die Kirche im letzten Jahr gezählt. Die Bischofskonferenz sprach in ihrer Presseerklärung von „unverändert hohen Taufzahlen“. Die damit verbundene Aufnahme der fast ausschließlich unmündigen Kleinkinder in die Mitgliederstatistiken der 27 Diözesen in Deutschland konnte die Menge der Kirchenaustritte nicht aufwiegen, die sich auf insgesamt 181.193 summierten. Daneben gab es 3.567 Eintritte, von denen 87 Prozent zuvor Protestanten gewesen sein sollen, und 7.403 Wiederaufnahmen. Zusammen mit den knapp 253.000 Bestattungen gestorbener Kirchenmitglieder muss die Kirche nach der Jahresbilanz nun mit 258.331 Mitgliedern weniger rechnen. Höhere Austrittszahlen als im letzten Jahr gab es nur nach der deutschen Wiedervereinigung, als sich viele bis dahin in den Kirchenbüchern aufgezählten Menschen wegen der nun staatlich vollzogenen Kirchensteuerpflicht auch offiziell verabschiedeten.

Gottesdienstbesuch

Der Blick auf die religiöse Praxis bietet klarere Anhaltspunkte über die Menge gläubiger Katholiken. Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer hat sich 2010 auf 12,6 Prozent der von der Kirche als Mitglieder gezählten Menschen verringert, eine marginale Reduzierung um 0,4 Prozent gegenüber 2009. Die geringste Teilnahmelust am kirchlichen Ritual wurde in der Diözese Essen verzeichnet, hier beteiligt sich gerade noch jeder Zehnte der als Katholik bezeichneten Menschen an den regelmäßigen Ereignissen. Die höchste Quote an Gottesdiensteilnehmern gibt es mit 21,4 Prozent der Kirchenmitglieder in der Diözese Erfurt. Ein relativ hoher Anteil von praktizierenden Gläubige lassen sich den Angaben zu Folge außerdem in den ostdeutschen Diözesen Dresden-Meißen und Görlitz mit jeweils 20,7 Prozent Gottesdienstteilnehmern sowie in der Diözese Regensburg mit 19,9 Prozent finden. In den Kirchenbezirken Aachen und Hildesheim gibt es eine ähnlich geringe Beteiligung wie im Bistum Essen.

Hochburgen des Katholizismus

Hochburgen des Katholizismus finden sich weiterhin in den Diözesen Regensburg und Passau, auch in den Bistümern Aachen, Augsburg, Trier und Würzburg gibt es einen besonders hohen Anteil von Angehörigen der katholischen Kirche in der Gesamtbevölkerung. In den Diözesen Magdeburg, Meißen und Görlitz gehören jeweils weniger als fünf Prozent der im Kirchenbezirk lebenden Menschen. Von den rund 81,8 Millionen Einwohnern Deutschlands sind nach den Daten der DBK-Jahresstatistik 2010 nun 30,2 Prozent Teil der katholischen Kirche. Von der Evangelischen Kirche in Deutschland liegen noch keine aktuellen Zahlen für das Jahr 2010 vor.

Beim ARD-Auslandsrundfunk Deutsche Welle wurde der Mitgliederschwund indes als „dramatisch“ eingestuft. Matthias Kopp, Sprecher der Bischofskonferenz, meinte zur Bilanz: „Jeder Austritt ist für uns ein vor allem menschlicher Verlust.“ In der Kirche will man nach den Enthüllungen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch den katholischen Klerus nun nach vorne schauen und verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, hieß es.

Arik Platzek

 

Karte: Einfluss des Katholizismus in Deutschland