Haderer – bis der Arzt kommt...

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Ausstellungsplakat an der Litfaßsäule/ Alle Fotos: Helmut Debelius

FRANKFURT/M. (hpd) Das Caricatura-Museum ehrt den Karikaturisten Gerhard Haderer anlässlich seines 60. Geburtstags mit einer großen Einzel-Ausstellung in der Reihe HADERER -- BIS DER ARZT KOMMT. Die Ausstellung ist bis Ende November zu sehen.

Gerhard Haderer erblickte 1951 in Leonding (Oberösterreich) das Licht der Welt. Er absolvierte ein Studium an der Fachschule für Gebrauchs- und Werbegraphik in Linz und im Anschluss eine Graveurlehre in Stockholm. 1984 folgten erste Veröffentlichungen von satirischen Zeichnungen. Ab 1985 folgten zahlreiche Karikaturen in der österreichischen Zeitschrift Profil, später auch in den Zeitschriften Wiener, Titanic, GEO sowie im Stern. Ab 1987 betätigte er sich auch als Buchautor. 2001 erhielt er den Deutschen Karikaturenpreis "Geflügelter Bleistift" in Gold. 2002 löste Haderers Buch "Das Leben des Jesus" heftige Kontroversen aus. 2005 wurde er wegen des Buches sogar (in Abwesenheit) zu sechs Monaten Haft wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft in Griechenland verurteilt. Nach massiven internationalen Protesten wurde das Urteil revidiert und Haderer freigesprochen. 2008 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Heute ist Gerhard Haderer einer der berühmtesten Zeichner in Europa, seit 20 Jahren bringt er die Stern-Leser mit seinen schrägen, hinterfotzigen, urkomischen, manchmal rabenschwarzen Cartoons zum Lachen. Nun ehrt ihn das Frankfurter Caricatura-Museum zu seinem 60. Geburtstag mit einer großen Ausstellung HADERER - BIS DER ARZT KOMMT. Von Juli bis November werden 220 der über tausend Originale zu sehen sein, die der Österreicher für das Hamburger Blatt gezeichnet hat.

 

Haderer hat keinen Manager oder Agenten, die Werbung besorgt für ihn die katholische Kirche, die höchst professionell immer wieder dafür sorgt, dass man in ganz Europa über den gottlosen Kerl redet. Er ist zwar stramm katholisch erzogen worden - "Ich weiß, wie die katholischen Fundis ticken" - hat aber seiner Kirche schon lange den Rücken gekehrt. Als er einmal die Geburt zu Bethlehem neu inszenierte und ein Jesusmädchen in die Krippe legte, mit deutlich erkennbarem Schlitz, trafen Wäschekörbe voller Protestbriefe beim Stern ein, es kam sogar eine ganz unchristliche Morddrohung.

Und als er es wagte, den langhaarigen Hippie Jesus auf dem See Genezareth surfen zu lassen, bekam er tausende von Briefen und Anrufen: "Haderer, Sie Drecksau" gehörte zu den freundlicheren. Auch der damalige Kardinal Ratzinger lief Sturm. In mehreren Ländern versuchte die katholische Kirche damals, gegen Haderers Karikaturenbuch DAS LEBEN DES JESUS zu klagen. Sie hatte keinen Erfolg, kein Gericht im deutschsprachigen Strafraum wollte es verfolgen.

Seine Frau Margit hat er mit 18 Jahren geheiratet. Sie kann damit leben, dass ihr Mann noch eine andere große Liebe hat, eine Frau, der er so verfallen ist, "dass ich mein Leben für sie ändern würde". Aber diese Liebe ist unerwidert. Angela Merkel will seit vielen Jahren nichts von ihrem zeichnenden Verehrer wissen. „Angie, das ist Liebe pur, ich liege ihr zu Füßen. Aber von ihr, da kommt nix.“

Helmut Debelius

Austellung „HADERER“ im caricatura museum frankfur / Museum für Komische Kunst, vom 7. Juli bis 27. November 2011. Weckmarkt 17, 60311 Frankfurt am Main.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr, Mittwoch 10 – 21 Uhr, Montag geschlossen. Bahnverbindung: U4/U5 Römer, Eintrittspreise: 5,– € / 2,50 € ermäßigt.

Die Ausstellung ist Teil der Ausstellungsreihe „Haderer – Bis der Arzt kommt!“, die die Städte Linz, Krems, Villach, Wien und Frankfurt/M. gemeinschaftlich veranstalten.

In der caricatura edition erscheint der Ausstellungskatalog „HADERER – Das zweite Jahrzehnt im stern“ im Lappan Verlag. Mit einem Vorwort von Rolf Diekmann, Großformat (24 x 31,5 cm), 400 farbige Seiten, 49,95 Euro,ISBN 978-3-8303-3271-8.