Darwin zu Ehren - eine Kantate in Bremen

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"The Origin" - Das Plakat

BREMEN. (hpd) „The Origin” von Richard Einhorn - eine Kantate, die das Leben Charles Darwins erzählt und ihm zu Ehren am 15. Februar in Bremen unter der Leitung von Susanne Gläß zum ersten Male in Europa aufgeführt wurde. Wir brauchen mehr von dieser Art Musik.

“Wissenschaft und Musik sind zwei verschiedene Welten. Logisch und rational die eine, emotional und überraschend die andere.“ So beginnt ein Artikel in einer Tageszeitung über die Kantate “The Origin” von Richard Einhorn, die das Leben Charles Darwins erzählt.

Gehören Musik und Wissenschaft wirklich verschiedenen Welten an? Hier das Zeugnis menschlicher Kultur, frei von profanen Zwecken, mit Werken, die uns tief im Innersten berühren, geboren nur aus Inspiration? Dort kühler Verstand, rechnend, messend, konstruierend, der uns in die Lage versetzt, Raumsonden, Atomwaffen und Teflonpfannen zu besitzen... und der sich gelegentlich verrechnet?

So scheint jedenfalls unsere Wahrnehmung zu sein. Stimmt dieses Bild?

Ein Musiker wird sicherlich widersprechen; er weiß, wie sehr Konstruktion und Berechnung eine Komposition ausmachen, dass Logik, Mathematik und Physik in der Musik stecken. Er weiß um Irrtümer, Fehlversuche und Sackgassen. Und er ist mit dem Glücksgefühl vertraut, das sich einstellt, wenn nach vieler Mühe ein Musikstück schließlich “funktioniert”.

Aber auch der Wissenschaftler wird protestieren. Forschung geschieht nicht, indem wir akribisch Daten sammeln, so lange, bis uns aus der Sammlung heraus die gesuchte Theorie ins Gesicht starrt. So mag es von außen aussehen, so mag es sich gar für manchen Forscher anfühlen. Dennoch – in diesem Bild fehlen die entscheidenden Aspekte unseres Mensch-Seins, ohne die wir weder Wissenschaft noch Musik hätten. Es fehlen Kreativität, Neugier und Begeisterung. Sie sind der Quell für neue Theorien, ohne sie sind die Daten “tot”.

Darwin war neugierig und begeistert; Richard Einhorn (“It’s about feeling, rather than the details”) ist es gelungen, das zu vermitteln, aus der Erzählperspektive des Forschers, mit großartigen, komplexen und doch zugänglichen Klängen. Der Chor der Universität Bremen nahm die ZuhörerInnen mit und das Publikum nahm teil an Darwins Zweifeln, seinen Ängsten, seinem Humor und seinem Enthusiasmus, ließ sich mitreißen; es spürte, dass hier ein Mensch für seine Idee gebrannt hatte, eine Idee, die sich als umwälzend erwies für unser Verständnis der Welt.

(Lied: “A Taste For Collecting Beetles“), (Lied: "This Is The Question“), (Lied: “Annie’s Memorial”)

Wer sich ernsthafte Gedanken macht, muss dabei nicht ernst sein; im Gegenteil, es ist ein Vergnügen und oft eine tiefe Erfüllung, der Welt Sinn abzuringen und über Zusammenhänge zu staunen. Sinn und Sinnlichkeit liegen hier nah beieinander. “The Origin” zeichnet ein wunderbares Bild davon; wir brauchen mehr von dieser Art Musik.

Harald Grundner