Ist die Religion am Ende?

Obwohl Religion in aller Munde ist, spielen religiöse Argumente in unseren öffentlichen Diskursen kaum noch eine Rolle. Religiöse sind immer mehr darauf angewiesen, ihre Absichten so zu tarnen, dass sie mit einer nicht-religiösen Ethik und wissenschaftlichen Daten vereinbar sind.

Die Posse um den Islam-Professor Khorchide macht wieder einmal überdeutlich: Die "bekenntnisorientierte" Theologie ist keine wissenschaftliche Forschung. Sie kennt ihre Wahrheit bereits. Diese Wahrheit ist eine monolithische Säule aus einer antiskeptischen Legierung, an der jeder vernünftige, begründete Zweifel abperlt. Für die theologischen Disziplinen geht es im Grunde nur darum, diese Säule durch Wortschwälle immer neu zu verzieren. Eine bekenntnis-theologische Abhandlung hat die gleiche Funktion wie ein Deckengemälde in einer Kirche. Sie ist einfach nur Schmuck ad majorem Dei gloriam.

Aber immer mehr Menschen (zumindest in weiten Teilen Europas) erkennen, dass ein Bekenntnis kein Argument ist, ganz gleich, wie bombastisch es vorgebracht wird. Daher verliert die Religion ihre diskursive Macht. Es sieht zwar so aus, als sei Religion in aller Munde und als sei insbesondere die Politik ihr sklavisch ergeben. Aber das ist eine perspektivische Täuschung.