Fritz-Bauer-Straße für Trier

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Florian Chefai
Florian Chefai, Foto: privat

TRIER. (hpd) Die Evolutionären Humanisten Trier bestärken das Vorhaben des Trierer Stadtrates, die Hindenburgstraße in Trier umzubenennen und sprechen sich in einem offenen Brief für eine Namensänderung in “Fritz-Bauer-Straße” aus. Der hpd befragte den Ersten Vorsitzenden, Florian Chefai, über diese Kampagne.

hpd: Was spricht gegen den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg als Namenspate für eine Straße?

Florian Chefai: Hindenburg war Militarist und ein überzeugter Antidemokrat. Er war zudem ein Steigbügelhalter Hitlers. Mit seiner Zustimmung wurde am 23. März 1933 das Ermächtigungsgesetz verabschiedet und damit die Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt. Kaum eine andere Parole und Geschichtslüge hat so viel zur Zerstörung der Weimarer Republik beigetragen wie die von Hindenburg propagierte Dolchstoßlegende. Er spielte also eine entscheidende Rolle am finstersten Kapitel der deutschen Geschichte und ist damit als Namenspatron für eine Straße ungeeignet.

 

Die Umbenennung von Straßennamen steht jedoch in der Kritik. Maßnahmen dieser Art wird unter anderem Geschichtvergessenheit vorgeworfen.

Namenspatenschaften dienen nicht bloß der unkritischen Konservierung von deutscher Geschichte, sondern sprechen den Persönlichkeiten eine besondere Form von Anerkennung aus. Gerade die Diskussion um die historische Rolle von Namenspaten ist für uns Teil einer angeregten Streit- und Erinnerungskultur und damit Ausdruck einer Vergegenwärtigung der Vergangenheit.

Unser Vorhaben beschränkt sich jedenfalls nicht auf eine oberflächliche Straßenkosmetik, sondern zielt auf eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ab. Die Diskussion um die Umbenennung der Trierer Hindenburgstraße dauert schließlich auch schon länger an. Wir möchten dazu einen konstruktiven Beitrag leisten.

 

In eurem offenen Brief sprecht ihr euch für Fritz Bauer als neuen Namenspaten aus. Der Vorschlag hat bereits viele Unterstützer - darunter auch das Zentrum für politische Schönheit - gefunden. Wieso Fritz Bauer?

Fritz Bauer war einer der bedeutensten Staatsanwälte und Richter Deutschlands, der sich um die Wiederherstellung des Rechtssystems der BRD, der Strafverfolgung der Unrechte der NS-Zeit und die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust bemühte. Er war ein inspirierender Vordenker und bedeutender Humanist, der seiner Zeit weit voraus war. Die Notwendigkeit seines Engagements verdeutlichte, dass das Ende des Zweiten Weltkrieges mitnichten das Ende des Faschismus war. Für ihn war klar: Der Humanismus ist auch ein Antifaschismus.

Mit einer Umbenennung der Hindenburgstraße in “Fritz-Bauer-Straße” könnte die Stadt Trier einen mutigen Aufklärer würdigen und zugleich ein Zeichen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit setzen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führte Frank Nicolai


Den offenen Brief und die Liste der Mitunterzeichnenden findet man unter: www.fritzbauerstrasse.wordpress.com