Ein kirchlicher Feiertag im Wandel der Zeit

FRONLEICHNAM - "Fest des Leibes Christi" (dieses Jahr am 7.6. Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, NRW, Rheinland-Pfalz und

dem Saarland) ist Mitte des 13. Jahrhunderts offiziell eingeführt worden und geht auf die Vision einer Augustinernonne um 1209 zurück, die beim Beten den Mond teilweise verdunkelt sah. Jesus habe ihr gesagt, dass der Mond die Kirche bedeute und der Fleck das Fehlen dieses Festes sei. Eine der vielen Deutungen der Mondfinsternis - einer der inzwischen wissenschaftlich geklärten Erscheinungen des Mondes.

Wenn Christus derart „deutlich" ein Fest zur Verherrlichung der Eucharistie fordert, mussten seine Stellvertreter auf Erden natürlich handeln.

Bischof Robert von Lüttich führte zunächst das Fest auf Anregung der Nonne in seinem Bistum ein.
Und wie sooft in der Kirche ist vieles nicht durch Gottes Wille sondern durch päpstliche Anordnungen entstanden: Papst Urban, welcher vorher in Lüttich der Kirche als Erzdiakon diente, führte das Fest 1264 offiziell ein. Termin bis heute ist der 2. Donnerstag nach Pfingsten.
Und so wird es auch heute noch begangen.

So feiert man diesen Tag als „Hochfest des Leibes und Blutes Christi", wie er heute genannt wird.
Praktizierende Katholiken ziehen auch 2007 wieder durch die Strassen und tragen den Leib Christi in Form der geweihten Hostie, die zu diesem Anlass in einer Monstranz präsentiert wird, zu 4 Altären, die an verschiedenen Stellen des Ortes extra für Fronleichnam angelegt werden. Dort wird gebetet, werden Fürbitten gehalten und das Evangelium verkündet. Vor der Prozession wird ein Gottesdienst abgehalten.

Die Strassen auf denen sich die Prozession bewegt, werden gesperrt bzw. von Fahrzeugen mit Sondersignal (Blaulicht) angeführt.

Die Teilnahme an diesen Prozessionen sinkt von Jahr zu Jahr. Es finden sich zwar keine Angaben für die Beteiligung, aber Erfahrungen und Beobachtungen zeigen, dass ähnlich wenige Gemeindemitglieder teilnehmen, wie Gottesdienstbesucher gezählt werden. (ca. 14 % der Gemeinde) -, trotz der Tatsache, dass bestimmte Personen der Gemeinde quasi pflichtgemäß an der Prozession teilnehmen. Dazu gehören: Messdiener, Erstkommunionskinder und Vereine.

Für den „mehrheitlichen Rest" der Bevölkerung ist dieser Feiertag, der immer günstig an einem Donnerstag liegt, als „Brückentag" der Beginn eines langen Wochenendes: fest eingeplant in den jährlichen Urlaub.

Bedeutung, Herkunft und alles, was mit christlichen Feiertagen zu tun hat, schwindet immer mehr in den Köpfen unserer Gesellschaft, die ja laut Kirche gerade eine Rückkehr zum Glauben durchlebt.
Sämtliche Statistiken sprechen eine andere Sprache als die der Offiziellen der Kirche, doch werden sie nicht müde in Ihrem Tun. Wie sehr sich die Gesellschaft davon berührt sieht, drückt sich in Umfragen aus, die das Wissen um unsere christlichen Wurzeln bezeugen.

Wer, so muss man sich fragen, soll über Fronleichnam Bescheid wissen, der nicht einmal das Pfingstfest zuordnen kann.

So ist es doch nicht unlogisch das der BfG Augsburg für die Abschaffung von Feiertagen plädiert, die ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben - bis auf einen kleinen Rest der deutschen Bevölkerung, den man sicher achten muss.

Fronleichnam ist ein Tag, den eine Minderheit der Gesellschaft feiert, den aber eine Mehrheit als arbeitsfreien Tag genießt.
Tage wie diesen haben längst andere erkannt - so die Reisebranche - die speziell dafür wirbt, die Brückentage wie Fronleichnam ganz kommerziell als „Kurzurlaub" zu begehen.

Andere Teile der Bevölkerung, wie die Mitarbeiter von Polizei und Rettungsdiensten haben an diesem Tag, mehr zu tun, weil Ausflügler, Kurzreisende die Autobahnen verstopfen und die Unfallzahlen steigen.
In den Jahren 2000 - 2006 beliefen sich die Staus in den Vorabendstunden in NRW auf Längen zwischen 100 und 260 km Gesamtlänge (Angaben der Verkehrsredaktion des Westdeutschen Rundfunks - im Anhang).

Fronleichnam ist ein Hochfest im katholischen Glauben, wir haben in Deutschland ca. 30 Millionen amtlich registrierte Katholiken. Müssten sich die Menschen nicht vor den Kirchentüren drängen, müssten nicht die Predigten wegen Platzmangels auf Bildleinwände nach außen übertragen werden, sollten nicht Menschentrauben, Psalme singend durch unsere Strassen ziehen?

 

Thomas Häntsch