Bilanz zum Missbrauchsskandal

Opfervertreter mit ernüchternder Zwischenbilanz

Fünf Jahre nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg ziehen Opfervertreter eine ernüchternde Zwischenbilanz.

Wie bisher wird nur zugegeben, was öffentlich wurde; die Kirche selbst macht keine Anstrengungen, um Missbrauch aufzudecken. Matthias Katsch, Betroffener am Berliner Canisius-Kolleg, bezeichnet das lange Vertuschen des Skandals als das "zweite Verbrechen" der Kirche. Auch Adrian Koerfer vom Verein "Glasbrechen" sagt über die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule: "Wir sind noch nicht sehr weit gekommen."

Klaus Mertes, der frühere Rektor des Canisius-Kollegs, der den Missbrauchsskandal öffentlich machte, beklagt: "Deutsche Bischöfe weigern sich bis heute, sich mit Missbrauchsopfern an einen Tisch zu setzen."

"Die vom sexuellen Missbrauch Betroffenen fordern weiterhin angemessene Entschädigungen. Die von der katholischen Kirche angebotene 'Anerkennungsleistung' von bis zu 5.000 Euro wird als völlig unzureichend kritisiert. In anderen Ländern wie Irland, den Niederlanden oder Portugal habe es Zahlungen bis 60.000 Euro gegeben."