SPD Hamburg

Arbeitskreis trotz Gegensätzen

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"Kirche und Geld - ein strittiges Thema" - Carsten Frerk, Hans Peter Strenge, Inka Damerau, Stephan Dreyer
"Kirche und Geld - ein strittiges Thema" - Carsten Frerk, Hans Peter Strenge, Inka Damerau, Stephan Dreyer

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Öffentliche Diskussion mit vorwiegend säkularen Publikum
Öffentliche Diskussion mit vorwiegend säkularen Publikum

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Erweiterung des Arbeitskreises "Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften"
Erweiterung des Arbeitskreises "Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften"

HAMBURG. (hpd) Gemeinsame Themen – unterschiedliche Betrachtungen. In diesem Bewusstsein hatte der Arbeitskreis "Kirchen und Religionsgemeinschaften" der SPD in Hamburg in die Landesparteizentrale eingeladen. "Kirche und Geld - ein strittiges Thema" war der Titel der öffentlichen Podiumsdiskussion, der sich an die offizielle Erweiterung des Arbeitskreises als AK "Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften" anschloss.

In der SPD gibt es seit 2010 eine anhaltende Diskussion, wie sich Parteimitglieder für die Trennung von Staat und Religion innerhalb der Partei als eigenständiger Arbeitskreis (AK) organisieren können. Der Antrag zur Bildung eines Arbeitskreises "Laizisten in der SPD" wurde vom Parteivorstand abgelehnt.

In den Bundesländern gab und gibt es verschiedene Initiativen, sich mit unterschiedlichen Bezeichnungen zu organisieren. Besonders heftiger Widerstand kam seitens des "Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD". Ein weiterer Höhepunkt der parteiinternen Auseinandersetzungen ist ein Brief der Justitiarin des Bundesvorstandes (im Oktober 2015) in dem den Laizisten die Verwendung des Begriffs SPD untersagt wurde.

Die Landesverbände der SPD haben aber auch eigene Traditionen und Beschlusslagen und so ist vergangene Woche im Landesverband Hamburg eine Entscheidung gefallen, die nicht nur in der SPD, sondern in der Parteienlandschaft Deutschlands bisher einmalig ist.

Die Hamburger SPD ist, zusammen mit der Evangelischen Kirche, einen Weg gegangen, der die religiöse Aufsplitterung zu verhindern versucht. Die "Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg" (seit 2010) oder der "Garten der Weltreligionen" auf der Internationalen Gartenbauausstellung (2013) sind einige Beispiele, in denen bereits der christliche Exklusivbezug aufgelöst wurde.

Nun ist jedoch Tatsache, dass einerseits mittlerweile rund 54 Prozent der Hamburger Bürger konfessionsfrei sind. 29 Prozent der Bevölkerung sind evangelische Kirchenmitglieder, 10 Prozent Katholiken, drei Prozent andere Christen, vier Prozent Muslime und ein Prozent weitere Religionsgemeinschaften. Andererseits hat sich in Hamburg als "Interessenvertretung der Konfessionsfreien" ein Säkulares Forum gegründet. Mitgliedsorganisationen sind: GBS Hamburg e.V. (Regionalgruppe im Förderkreis der Giordano Bruno Stiftung), der Humanistische Verband Deutschlands (Landesverband Metropolregion Hamburg e.V.), die Interessengemeinschaft Humanistische Lebenskunde in Hamburg e.V., Jugendweihe Hamburg e.V., Stiftung Geistesfreiheit Hamburg, Unitarische Stiftung "Unitates" und der Verband freier Weltanschauungsgemeinschaften Hamburg e.V..

Das Forum arbeitet konstruktiv und beständig zusammen. Der Humanistentag 2013 hatte gezeigt, dass man konstruktiv etwas auf die Beine stellen kann, und selbstbewusst trugen die Mitglieder des Forums ih Forderungen nach politischer Teilhabe auch in die SPD hinein.

Nach mehreren Gesprächen mit dem Landesvorstand und internen Diskussionen folgte man dann der Hamburger Linie, die Religionen und Weltanschauungen nicht organisatorisch aufzuspalten und getrennt zu organisieren, sondern in einem Arbeitskreis zusammen zu bringen.

Dieser Arbeitskreis soll die Anlaufstelle für die Parteimitglieder und alle interessierten Bürger sein, die sich mit Fragen und Themen von Religion und Gesellschaft beschäftigen.

Als "Praxistest" hatte die Planungsgruppe des "AK Kirchen & Religionsgemeinschaften" zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Dazu schreibt der bisherige AK: "Als eines der besonders ausdauernd diskutierten Themen gilt die Debatte um die Kirchen und ihr Geld. Hier prallen seit Jahrhunderten die Glaubenssätze aufeinander. Im Zuge der durch einige aktuelle Vorfälle erneut aufgeflammten Diskussion haben wir, auf Anregung von Gerhard Lein, den ausgewiesenen Kritiker Dr. Carsten Frerk zu unserer nächsten Veranstaltung eingeladen. Mit ihm diskutieren werden Stephan Dreyer (Caritas Direktor und Beauftragter der Erzdiözese bei der Freien und Hansestadt Hamburg) und Hans-Peter Strenge (Finanzausschuss der NordkirchenSynode). Die Moderation übernimmt Inka Damerau"

Die Diskussion auf dem Podium war kantig mit klar unterscheidbaren Positionen, aber auch immer wieder von Heiterkeit und Lachen unterbrochen.

Themen waren unter anderem die Ablösung der Staatsleistungen, Transparenz in den kirchlichen Finanzen, die Zukunft des Dritten Weges, Verflechtung von kirchlichen und politischen Eliten. Die Unterschiede liegen dabei nicht in den Themen sondern in den unterschiedlichen Bewertungen und Zielprojektionen.

Diskussionsfreudig mischte sich das vorrangig säkulare Publikum ein, angesprochen wurden die Kirchenaustrittsgebühr, das besondere Kirchgeld und die Diskriminierung von Nicht-Religiösen. Dabei zeigte sich, dass es keine durchgängige Unterscheidung von kirchlichen und säkularen Positionen gab, sondern bei den einzelnen Themen durchaus verschiedene Koalitionen möglich waren. Ob sich daraus konstruktive Impulse für Religions- und Weltanschauungspolitik in Hamburg ergeben und von dort ausgehen, das wird sich zeigen. Die Mitglieder des Säkularen Forums sind bereit, sich auch an diesem Arbeitskreis einzubringen und an politischen Lösungen mitzuarbeiten.