Christliche Religion soll Kinder "sozialisieren"

uni-siegel.jpg

Siegel der Universität Heidelberg

HEIDELBERG. (hpd) Religion und die mit ihr verbundenen Werte haben eine zentrale Bedeutung in der Sozialisation von Kindern, heißt es in einer am 22. November verbreiteten Pressemitteilung der Universität Heidelberg.

Ist diese Aussage nicht erneut ein Beleg dafür, WARUM die christlichen Kirchen solch gesteigerten Wert darauf legen, Kindereinrichtungen in ihre Hand zu bekommen. Denn WIE könnte Missionierung besser funktionieren, wenn nicht nach dem Motto "Was Hänschen nich lernt, das lernt Hans nimmer!"

Und ist es nicht ein weiterer Beleg für die eigennützige und vor allem falsche Behauptung der Amtskirchen und der ihnen hörigen Politiker und Professoren, daß nur religiöse Menschen Werte hätten? Wobei unter "religiös" eigentlich auch nur katholische und lutherisch-evangelische Bekenntnisse verstanden werden. Ohne in Polemik zu verfallen, hehre Werte gründen nicht auf christlicher Religion. Sie sind älter als diese und unabhängig von dieser entstanden. Werte wie Eltern- und Kindesliebe, Werte wie Freundschaft und Hilfsbereitschaft, Werte wie Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit - sie sind allgemeinmenschlich und rund um unseren Erdball entstanden. Das muß auch noch angemerkt sein, denn bis fast in die Neuzeit hinein glaubten die Christen, die Erde sei eine Scheibe und fester Mittelpunkt der Welt...

Doch zurück zur universitären Pressemitteilung. Sehr richtig hat die Forschungsgruppe "Religion und Gesellschaft" erkannt: "Die Akzeptanz religiöser Wertorientierungen wirkt sich auf die Ausbildung anderer Wertebereiche aus und hat damit Einfluss auf die spätere Lebensführung."

Ja, denn nur so erzeuge ich Kirchgänger, Kirchensteuerzahler und brave Untertanen, die sich für ein besseres Leben bereitwillig auf's Jenseits vertrösten lassen und nicht an den Festen der Ausbeutergesellschaft kratzen, die keinen Widerstand gegen die (angeblich) von Gott gegebene Obrigkeit leisten.

Dieser Forschungsgruppe gehören nach Angaben der Uni Heidelberg Theologen und Sozialwissenschaftler der Universitäten Tübingen, Bonn, Heidelberg und Dortmund sowie der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main an.

Da fragt man sich doch, ob ihr auch kirchenferne oder zumindest kirchenunabhängige Personen angehört haben, also wirklich unabhängige Wissenschaftler.

Im übrigen seien die dreijährigen Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit über 600.000 Euro finanziert worden, heißt es weiter.

Und diese "wissenschaftliche Forschungsgruppe" gibt sich in ihren Ergebnissen ganz wie ein obskures Orakel: „Die christlich-kirchliche Religion in modernen Gesellschaften hat an Bedeutung verloren – gleichzeitig ist aber zu beobachten, dass in den vergangenen Jahren Religion für viele Menschen wieder zunehmend wichtig geworden ist."

Also obwohl immer mehr Menschen den Kirchen den Rücken kehren und sich als nichtreligiös bezeichnen, wird die (christliche) Religion für die Menschen immer wichtiger. Das verstehe wer will. Naja, die Quadratur des Kreises ist ja auch nicht zu verstehen (und auch nicht zu realisieren).

Aber vielleicht gerade wird diese Forschungsgruppe gerade deshalb vom Soziologen Prof. Dr. Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie der Heidelberger Uni geleitet...

Nein, eine spitze Bemerkung kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Wenn Kriminalisten in der Güte dieser Forschungsergebnisse ausgebildet werden, dann dürfen sich Straftäter in Deutschland wohl in Zukunft auf noch weniger Überführungen durch handfeste Beweise freuen...

Bezeichnend für den Missionierungsauftrag der christlichen Kirchen und den eigentlichen Zweck dieser "wissenschaftlichen Forschungsgruppe" ist dieser Teil der Pressemitteilung: "...geht die Forschungsgruppe der Frage nach, wie religiöse Wertorientierungen entstehen und welche Bedeutung sie für das Vertrauen in Institutionen und Mitmenschen haben. Die Wissenschaftler befassen sich insbesondere mit der religiösen Sozialisation von acht- und neunjährigen Kindern in Deutschland. Mehrere tausend Kinder und Eltern sollen im Rahmen der Studie schriftlich befragt werden. Dabei bezieht sich Religiosität nicht ausschließlich auf das Christentum, auch wenn ein Schwerpunkt auf der Bedeutung des Kommunionunterrichts bei katholischen Kindern liegt."

Aufgrund der ersten von vier Befragungen behaupten die Forscher: "...Somit trägt die christliche Religion zum Zusammenhalt in der Gesellschaft bei."

Aha, eine Ideologie (was anderes ist denn Religion, christliche Religion?), die in antiker Sklavenhalter-Gesellschaft entstand und recht bald ein innigstes Bündnis von Thron und Altar (Feudalgesellschaft) einging, trägt zum Zusammenhalt der demokratischen, republikanischen Gesellschaft bei...

Auch diese "Forscher"-Logik ist doch wohl etwas krude.

Siegfried R. Krebs