Glaube, Liebe und PR

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Eingescannter Liebesbrief (von Gott)

WIEN. (hpd) Die Erzdiözese Wien hat den Valentinstag genutzt, um PR in eigener Sache zu machen. An U-Bahn-Stationen, Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen verteilten Mitarbeiter und Freiwillige so genannte Liebesbriefe von Gott. 100.000 an der Zahl.

Die beiden wirken ein wenig verloren zwischen den U-Bahn-Passagieren, Bahnfahrern, Zeitungsverkäufern und Kolporteuren der Obdachlosenzeitschrift „Augustin“ am Wiener Westbahnhof. Es ist kurz nach acht und die Menschenmassen wälzen sich an den Freiwilligen, einem Mann und einer Frau, vorbei, die im Auftrag der Erzdiözese Wien PR-Material in Briefform verteilen sollen. „Ein Liebesbrief von Gott“ sagt die Frau, beinahe schüchtern und streckt einem Vorübergehenden das weinrote Kuvert entgegen. Er greift zu und steckt das Material im Vorübergehen wortlos ein. Schwer zu sagen, ob er mitbekommen hat, vom wem er gerade etwas bekommen hat oder was. Die Frau war kaum hörbar und für Menschen, die zu U-Bahn oder Bahn eilen sind die beiden auch optisch nicht zu unterscheiden von den sonstigen Flyer-Verteilern, die immer wieder halblegal in oder ganz legal vor U-Bahnstationen ihr Material verteilen.

Markante Kleidung scheinen sie keine zu tragen. Wie ihre Kollegen. Lokale, Selbsthilfegruppen, politische Splittergruppen, selbst ernannte Gurus, mehr oder weniger wahnsinnige Selbstdarsteller mit Hang zur Weltverschwörungstheorie. Als Wiener bekommt man so einiges Material zugesteckt. Lässt es sich zustecken. Wenn die Flyer nicht in der nächsten Mülltonne landen, werden sie bestenfalls zuhause gelesen. Fraglich ob es den „Liebesbriefen von Gott“ anders gehen wird. Wer nicht die vielen freundlichen Vorausberichte in der U-Bahn-Zeitung „heute“ im Kopf hat, weiß wahrscheinlich nicht, was er da mitgenommen hat. Es gibt Momente, an denen man aufmerksamer ist als einem Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit.

Offensichtlich hat die Erzdiözese Wien keine Kosten gescheut. Das Briefpapier ist teuer. Transparent mit aufgedruckten Bibelversen im Hintergrund, die eigentliche Botschaft ist in roter Farbe aufgedruckt, in imitierter Handschrift. „Schau dich an, du bist schön und einzigartig“ liest man da. „Niemand ist wie du.“ In diesem Ton geht es weiter, je nach Standpunkt eine Anhäufung von Lebensweisheiten und tröstender Versprechungen („Ich gebe alles für dich“) oder mehr oder weniger gut gemeinter Plattitüden. Dazu ein Zettel, der verkündet: „Zeit für ein Rendezvous? Lass uns wieder miteinander reden“, auf der Liste eine Rückseite mit mehreren Kirchen, in denen Valentinstags-Specials stattfinden. Wie man sich die vorstellen kann, schildert die katholische Presseagentur „Kathpress“:

Zum Valentinstag am 14. Februar (Montag) lädt die Kirche in ganz Österreich zu Gottesdiensten und speziellen Veranstaltungen für Liebende und Paare. So feiert im Wiener Stephansdom Dompfarrer Toni Faber am Gedenktag des Heiligen Valentin, der als Patron der Verliebten gilt, um 20 Uhr einen Gottesdienst für Ehepaare, Verliebte und Verlobte. Auch Einzelpersonen, die örtlich oder durch Schicksal oder Tod von ihrem geliebten Partner getrennt sind, bis hin zu Personen, die noch auf der Suche nach einem Partner sind, sind bei der Feier willkommen.
Wir wollen in diesem schlichten Gottesdienst beten, dass die Liebenden einander wirklich Stütze und Halt sind und auch den Mut haben, sich ganz auf den anderen einzulassen
", hieß es dazu in einer Aussendung der Dompfarre St. Stephan. Die Teilnehmer seien am Ende der Feier eingeladen, "nach vorne zu kommen und in einem persönlichen Gebet mit Handauflegung den Zuspruch von Gottes Schutz und Segen zu erfahren.“ Ähnliches spielt sich laut Kathpress in den Diözesen Eisenstadt, Linz und Salzburg ab. Über die Kosten der Aktion wird nichts bekannt gegeben.