Religiöse Rechte - Februar 2012

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Im vergangenen Monat wurden im Vorwahlkampf der Republikaner viele Schlachten geschlagen. Der Favorit schwächelte gegenüber einem vermeintlichen Außenseiter und ein vorher chancenreicher Mitbewerber wird wohl aufgeben. Überschattet wurde die innerparteiliche Debatte von neuen Gewaltausbrüchen in Afghanistan.

Nichts verläuft eindimensional, auch nicht im Vorwahlkampf der Republikaner. Favorit Mitt Romney geriet ins Straucheln, weil der vorherige Außenseiter Rick Santorum zumindest laut Umfragen die Spitzenposition für sich behaupten konnte. Newt Gingrich, dem noch vor wenigen Wochen selbst gute Chancen prognostiziert wurden, muss sich wohl bald geschlagen geben.
 

Bryan Fischer attackierte diesen Monat erneut die Evolutionstheorie. Im Gespräch mit einer Vertreterin der Organisation „Answers in Genesis“ erklärte er, dass die Ablehnung der biblischen Schöpfungslehre in letzter Konsequenz zum Holocaust geführt habe. Fischer warf auch der Frauenrechtlerin Margaret Sanger, die für die Legalisierung der Abtreibung gekämpft hatte, vor, Sympathien für das NS-Regime gehabt zu haben, weil sie Eugenik befürwortete. Dieser Vorwurf Fischer stimmt zwar, doch lehnte Sanger die ideologisch aufgeladene Rassenhygiene der Nazis ab. (Quelle)

Rabbi Daniel Lapin erklärte im Gespräch mit dem konservativen Psychologen James Dobson, dass die Pille die amerikanische Gesellschaft zerstört hätte. Männer würden nicht mehr über die Pubertät hinwegkommen, da sie sich keine Sorgen über Nachwuchs machen müssten. So würden sie niemals Verantwortung übernehmen. (Quelle)

Tony Perkins vom Family Research Council warf Schwulen und Muslimen vor, die gleichen Tricks zu verwenden. Beide bedienten sich der political correctness, um ihre Kritiker einzuschüchtern. Jerry Newcombe vertrat in der Sendung „Truths that transform“ die Ansicht, dass Homosexualität nicht angeboren sei. Viele würden durch sexuellen Missbrauch „eingeführt“. Drei von vier Schwulen seien in ihrer Kindheit missbraucht worden. Die Vereinigung amerikanischer Psychiater wies Behauptungen wie diese als falsch zurück. (Quelle 1) (Quelle 2)

Außerdem bezog Newcombe Stellung zu einem Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Ohio. Vor 50 Jahren hatte der Oberste Gerichtshof in den USA das obligatorische Gebet aus den amerikanischen Schulen verbannt. Zuvor sei es nicht zu Amokläufen gekommen. Ohne Wiedereinführung des Schulgebets werde es weiter Metalldetektoren an Schulen geben müssen. (Quelle)

Nachdem im letzten Monat Bryan Fischer Bill Clinton vorgeworfen hatte, zur Verbreitung von Oralsex und damit Geschlechtskrankheiten beigetragen zu haben, legte das Ehepaar Mike und Cindy Jacobs nach. Der US-Präsident habe mit seinem Verhalten in der Lewinsky-Affäre dazu beigetragen, dass Kinder Lust auf Sex-Parties hätten. (Quelle)

Präsidentschaftskandidat Rick Santorum positionierte sich im innerparteilichen Streit mit scharfen Positionen. Im Gespräch mit James Dobson attackierte er die rechtliche Situation in den Niederlanden. Dort werde die Legalisierung der Sterbehilfe genutzt, um Menschen zu töten. Patienten würden sich nur noch mit einem Armband „Bitte tötet mich nicht!“ in Krankenhäuser begeben. Insgesamt seien 10 Prozent aller Todesfälle in den Niederlanden auf Euthanasie zurückzuführen – der tatsächliche Wert liegt jedoch bei 1,8 Prozent. Ebenso attackierte er Obamas Pläne für eine allgemeine Krankenversicherung. Die staatlichen Beiträge seien mit Tributzahlungen vergleichbar. Da der Staat entscheiden könnte, ob er dem erkrankten Wähler hilft oder nicht, besitze er ein großes Erpressungspotential. (Quelle 1) (Quelle 2)

Außerdem teilte Santorum gegen gegen liberale Protestanten aus. Satan versuche, die USA zu zerstören, da diese die mächtigste Nation auf Erden seien. Ihm sei es gelungen, die wichtigsten Institutionen des Landes, also auch das liberale Christentum, zu unterwandern. (Quelle)

Newt Gingrichs Wahlkampfhelfer Rick Tyler warf der demokratischen Partei Rassismus vor. Sie habe nichts getan, um die Armut der Afro-Amerikaner zu lindern. Im Gegenteil, sie plane deren Ausrottung. Demokraten seien für Abtreibungsrechte, während die Abtreibungsrate unter Schwarzen am höchsten sei. Ihre Position zum Schwangerschaftsabbruch erkläre sich aus Rassismus. (Quelle)

David Barton wartete diesen Monat mit einer neuen These auf. Präsident Obama sei ein „christlicher Atheist“. Zwar sei er ein Christ, doch handele er so, als ob es Gott nicht gäbe. Angesichts solcher Vorwürfe verwundert es wenig, dass Tony Perkins der Linken in den USA vorwarf, eine Theokratie zu errichten. Matt Barber warf dem US-Präsidenten diktatorische Bestrebungen vor. Obama könnte Pastoren und Priester ins Gefängnis werfen lassen, um Abtreibungsrechte durchzusetzen. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Pat Robertson erklärte einem Zuschauer seiner Fernsehsendung, warum seine Gebete für baldige Genesung nicht erhört wurden. Nach einer kurzzeitigen Besserung seien die Schmerzen zurückkehrt. Robertson nahm an, dass der Gläubige sich nicht aufrichtig bei Gott für seine Heilung bedankt hätte und die Beschwerden daher erneut aufgetreten sein. Alternativ könnte auch Satan hinter der Erkrankung stecken. Außerdem warnte er, dass Atheisten die Freiheit der Religion beschneiden könnten. Seine Ko-Moderatorin fügte hinzu, dass Atheisten logischerweise auch das Bedürfnis hätten, Bäume zu fällen, da im Wicca-Hexen-Kult Bäume beseelte Lebewesen seien. (Quelle 1) (Quelle 2)

In Afghanistan war es unterdessen zu Ausschreitungen gekommen, weil das Personal einer US-Basis versehentlich mehrere Koranausgaben in einer Müllverbrennungsanlage vernichtet hatte. Amerikanische Mitarbeiter eines afghanischen Ministeriums wurden bei einer Racheaktion getötet.

Um weitere Spannungen zu vermeiden, entschuldigte sich Präsident Obama in einem Schreiben an den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai. Obwohl sich auch Präsident Bush in ähnlichen Fällen öffentlich entschuldigt hatte, war dies der Anlass für mehrere Republikaner Obama Führungsschwäche und Einknicken vor dem Islam vorzuwerfen. Auch die beiden Präsidentschaftskandidaten Gingrich und Santorum beteiligten sich an den Attacken.
(Quelle 1) (Quelle 2)

Pastor Terry Jones kündigte inzwischen weitere Koranverbrennungen an. Sollte der  vom Islam zum Christentum übergetretene Pastor Youcef Nadarkhani wegen Apostasie im Iran hingerichtet werden, werde er die Heilige Schrift des Islam sowie Abbildungen von Mohammed dem Feuer übergeben. Bereits im Jahr 2010 war Terry Jones wegen der Forderung, den Koran am 11. September zu verbrennen, international bekannt geworden. (Quelle)

Santorums harter Kurs im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur hat sich jedoch nicht ausgezahlt. Die republikanischen Vorwahlen in Arizona verlor er krachend, in Michigan platzierte er sich knapp hinter dem Favoriten Mitt Romney. Nachdem Santorum in landesweiten Umfragen die Mehrheit der Republikaner für sich verbuchen konnte, sind die jüngsten Niederlagen ein Dämpfer. Romney kann nun deutlich gelassener in den Super Tuesday gehen, wenn am 6. März gleich in 10 Bundesstaaten gewählt wird.
 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr
 

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