Weniger Gläubige in der Generation X

HARTFORD. (hpd) Die katholische Kirche und die republikanische Partei in den Vereinigten Staaten haben deutlich an Zuspruch bei Menschen verloren, die zur sogenannten „Generation X“ gehören. Das hat die Analyse einer US-amerikanischen Hochschule ergeben.

Grundlage war die Erhebung des American Religious Identification Survey (ARIS), eine Studie zur religiösen Identifikation und konfessionellen Bindung der US-Bevölkerung. Die Erhebung wurde seit 1990 bisher dreimal von Forschern des „Institutes zur Untersuchung der Säkularisierung in Gesellschaft und Kultur“ am anglikanischen Trinity College in Hartford im Bundesstaat Connecticut durchgeführt. ARIS zählt zu den umfangreichsten Studien zur Untersuchung der Religiosität in den Vereinigten Staaten. Mehrere zehntausend Menschen wurden jeweils dafür befragt.

Festgestellt wurde in einer vor kurzem veröffentlichten Analyse nun, dass die sogenannte Generation X, also die zwischen Mitte der 1960er und Ende der 1970er-Jahre geborenen Menschen, im Laufe ihres Lebens ihre Bindungen zur Religion abgelegt haben. Während bei der Befragung im Jahr 1990 noch 85 Prozent erklärten, Christen zu sein, taten das im Jahr 2008 von den inzwischen gealterten Angehörigen aus dieser Generation nur noch 75 Prozent.

Die Ergebnisse können zuversichtlich stimmen. Denn am stärksten dabei verloren hat die katholische Kirche, die statt eines Drittels nur noch rund ein Viertel der Angehörigen dieser Generation zu sich zählen konnte. Die Verluste an Mitgliedern konnten somit nicht einmal durch die Immigration von mehr als einer Millionen Menschen mit katholischem Glauben aus den lateinamerikanischen Ländern ausgeglichen werden, die zwischen 1990 und 2008 stattgefunden hat.

Somit ist heute die Zahl der Anhänger des Katholizismus in den USA um rund 700.000 niedriger als 1990. Die Säkularisation sei hauptsächlich auf Kosten des Katholizismus erfolgt, stellte der Autor Barry Kosmin fest.

Zwar stellen die Menschen dieser Generation nur einen Teil der Gesamtbevölkerung dar, erheblich sind die Ergebnisse aber unter anderem deshalb, weil sie einen beachtlichen Anteil unter den Eltern mit Kindern (im schulpflichtigen Alter) ausmachen, bemerkte Barry Kosmin. „Das sind gute Nachrichten für Marketingexperten und politische Berater“, so der Forscher weiter, „denn es zeigt, dass Menschen überzeugt werden können und sie ihre Ansichten ändern.“

Bemerkenswert seien die Ergebnisse auch deshalb, da sie der weit verbreiteten intuitiven Auffassung widersprechen, dass Menschen mit zunehmendem Alter politisch konservativer werden und eher zur Bindung an religiöse Instanzen neigen.

Denn Anhänger der republikanischen Partei sind heute ebenfalls seltener unter den Angehörigen der Generation X zu finden. Die entsprechenden Zustimmungswerte sind seit 1990 um fünf Prozent gefallen, während die Demokraten in dieser Zeit dazugewonnen haben und heute die politische Partei mit der meisten Unterstützung aus dieser Altersgruppe sind.

Besonders deutlich fiel die Veränderungen bei denen aus, die sich keiner Konfession zugehörig fühlten: Zeigten sich 1990 die konfessionsfreien Mitglieder der Generation X noch zu 21 Prozent als Anhänger der Republikaner, haben diese bei der Gruppe deutlich verloren. Nur 15 Prozent waren noch Anhänger der Republikaner, mit 33 Prozent hatten die Demokraten bis zum Jahr 2008 deutlich dazugewonnen.

Insgesamt ergab sich schließlich, dass laut ARIS-Analyse die Gruppe der konfessionsfreien US-Amerikaner in den knapp zwei Jahrzehnten deutlich gewachsen ist. Um 2,2 Millionen hatte sie in den 18 Jahren des Untersuchungszeitraums zugenommen. Der Anteil der Konfessionsfreien in der Generation X stieg von 11 auf 16 Prozent.

Ein Trend zur Säkularisation, der auch von der nachfolgenden Generation, den zwischen 1980 und 2000 geborenen „Millenials“  oder auch „Generation Y“ genannten Menschen weitergetragen werden könnte. Eine repräsentative Befragung aus dem Jahr 2008 hatte hier ergeben, dass 23 Prozent der Angehörigen dieser Generation sich als ohne konfessionelle Bindung bezeichnen. Damit liegt der Wert nochmals höher als innerhalb der Generation X.

Die gesellschaftliche Säkularisation, heißt es in der Schlussfolgerung der Studie, rühre nicht nur von den Angehörigen der Generation Y her, sondern sei ein fortschreitender und breiter Prozess, der mehr als eine Generation in der amerikanischen Gesellschaft betreffe.

Mit Blick auf die Geschlechterverhältnisse unter den sich verändernden Gruppen wurde auch deutlich, dass vor allem Männer sich von den traditionell vorhandenen Konfessionen verabschiedet haben. Dem 57 Prozent Männeranteil der Konfessionsfreien aus der Generation X standen dementsprechende umgekehrte Verhältnisse bei den christlichen Konfessionen gegenüber, die wiederum durchweg mehr Frauen als Männer zu sich zählen können.

Die Daten legten nahe, dass viele christliche Frauen mit konfessionsfreien Männern verheiratet seien und dementsprechend viele Kinder aus „gemischten Elternhäusern“ kommen, in denen die Mütter religiös und die Väter säkular seien, heißt es in der Untersuchung dazu.

Schließlich hat sich aber auch gezeigt, dass die Konfessionsfreien aus der Generation X im Vergleich am wenigsten Kinder zur Welt bringen. Während 69 Prozent der Befragten mit katholischem Bekenntnis und 67 Prozent der mit anderen christlichen Bekenntnissen angaben, mindestens ein Kind zu haben, lag der Wert bei den Mitgliedern aus der Gruppe ohne Konfession bei 52 Prozent.

Arik Platzek