Religiöse Rechte - Notizen August 2012

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Der Präsidentschaftswahlkampf  in den USA war in den vergangen Wochen auch in den deutschen Medien das prägende Thema. Zuerst beendete Obamas Herausforderer Mitt Romney alle Spekulationen, als er Paul Ryan als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft vorstellte, kurz darauf fand in Florida der große Parteitag der Republikaner statt.

In zwei Monaten wird feststehen, wer für die nächsten vier Jahre im Weißen Haus wohnen wird. Neben dem Wahlkampfgetöse wurde der Monat August aber auch von zwei Schießereien geprägt.

Nun hat auch die Christliche Rechte ihren Guttenberg: Richard Land hat angekündigt, sich aus der Führungsriege der Southern Baptist Convention zurückzuziehen. In der Vergangenheit hatte er sich für seine eigene Kolumne immer wieder bei anderen Journalisten bedient. Unter Druck geriet er zusätzlich, als er im Frühling anlässlich des Mordes am schwarzen Teenager Trayvon Martin, verlautbarte, dass der Fall instrumentalisiert werde, um Obamas Stimmanteil unter Afroamerikanern zu erhöhen. Land gehörte zu den wichtigsten Figuren der SBC und war sogar mächtiger als deren Präsidenten, die immer nur jeweils kurz amtieren. (Quelle)

Erneut übte sich Bryan Fischer in fremdenfeindlichen Attacken. Die Teilnahme einer saudischen Judoka mit Kopftuch an den Olympischen Spielen war für ihn der Versuch, die Schariagesetzgebung zu etablieren. Präsident Obama warf er vor, ein Dealer zu sein, der Afro-Amerikaner zu Junkies des Sozialstaats gemacht habe, die einmal im Mona das staatliche „Methadon-Programm“ besuchten, um ihre Wohlfahrt zu erhalten. Der schwarze Bischof Earl Jackson warf der Demokratischen Partei vor, Afroamerikaner wie Sklaven zu behandeln. Sollte ein Afroamerikaner es doch einmal wagen, mit konservativen Ansichten zu sympathisieren, werde er bestraft, genauso wie auch Sklaven von ihrem Halter bestraft wurden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Linda Harvey von Vision America warf Popstar Lady Gaga vor, Kinder auf einen selbstzerstörerischen Pfad zur Perversion zu führen, da sie für die Akzeptanz von Homosexualität werbe. Bryan Fischer wendete sich gegen die Auffassung, dass Pornographie ein „Verbrechen ohne Opfer“ sei. Wenn ein Offizier der amerikanischen Raketenabwehr Pornos schaue, statt seinem Job zu erledigen, könnten die Amerikaner im Falle eines Atomkriegs knusprig braun gebraten werden. (Quelle 1), (Quelle 2).

Bryan Fischer positionierte sich auch in der Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Republikanern gewohnt scharf: Er warf der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses vor, mit Dämonen in Kontakt zu stehen. Grund: Nancy Pelosi hatte erklärt, bei ihrer Amtseinführung den Geist verstorbener Feministinnen verspürt zu haben. Außerdem beschwor er wieder die Gefahr einer demokratischen „Machtergreifung“ für den Fall einer Wiederwahl Obamas und spekulierte über eine Sezession Texas' von den Vereinigten Staaten. (Quelle 1), (Quelle 2).

Auch der Abgeordnete Steve King nahm den politischen Gegner aufs Korn: Er sah sich damit konfrontiert, dass die Geburt Barack Obamas in einer Kleinanzeige einer lokalen Zeitung auf Hawaii veröffentlicht wurde. Für ihn war dies aber nur der Beweis, dass Obamas Eltern die Anzeige per Telegramm von Kenia aus veranlasst hatten. (Quelle)

Cindy Jacobs sorgte für Aufsehen. Einerseits behauptete sie, der Sturz des Diktators von Panama Manuel Noriega, sei nur durch die Kraft des Gebets möglich gewesen. Andererseits behauptete sie, die Kraft, tote Kinder zum Leben zu erwecken zu besitzen. (Quelle 1), (Quelle 2).

Das Urteil eines russischen Gerichts, die Mitglieder der Punkband „Pussy Riot“ zu mehrjährigen Haftstrafen zu verurteilen, hatte weltweit für Empörung gesorgt. Die Musikerinnen hatten in einer orthodoxen Kirche ein Konzert gegeben und Putin kritisiert. Das Gerichtsurteil wurde daher als politisch motiviert wahrgenommen. Die Concerned Women for America begrüßten dagegen das Gerichtsurteil, da „Pussy Riot“ Menschenrechte nur für sich, nicht aber für Christen einfordern würden. (Quelle)

Am 5. August betrat der Rechtsextremist Wade Michael Page im Bundesstaat Wisconsin einen Sikh-Tempel und schoss wild um sich. Als die Polizei eintraf, um das Blutbad zu beenden, sah Page keinen anderen Ausweg, als sich selbst zu richten. Blutige Bilanz der rassistischen Tat: Sieben Tote und vier Verletzte.

Laut Pat Robertson waren „satanische Atheisten“ schuld an der Tat. Wer Gott hasse, hasse auch dessen Anbetung. In der Vergangenheit war Robertson zwar nicht mit Attacken gegen den Sikhismus, aber zumindest gegen den verwandten Hinduismus aufgefallen. Die indische Religion sei „dämonisch“, praktiziere Götzenanbetung und habe Menschen tausende Jahre lang getäuscht. Bryan Fischer sah in dem Attentäter untrüglich einen „Liberalen“. Schließlich sei es die demokratische Partei gewesen, die jahrzehntelang an den rassistischen Gesetzen in den Südstaaten festhielt und den Ku Klux Klan stützte (in diesem Punkt hat Fischer sogar recht.) Die Metal-Legende Dave Mustaine (derzeit Megadeth, zuvor Metallica) der sich seit einigen Jahren als wiedergeborener Christ bezeichnet, warf Präsident Obama während eines Konzerts in Singapur vor, das Attentat inszeniert zu haben, um schärfere Waffengesetze beschließen zu können. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).