Von Benedikt XVI. abgesegnet – verheiratete katholische Priester

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Die katholische Kirche verliert in den meisten Ländern Gläubige. Gründe dafür sind Missbrauchs- und Spendenskandale sowie die weltfremden Kirchenregeln. Eine Erneuerung der Kirche wird von zahlreichen bekannten Bischöfen, Frauengruppen und Gläubigen in aller Welt gefordert. Doch das Beispiel des Streites um die Aufrechterhaltung des Zölibates und das Vorhandensein verheirateter Priester zeigen, dass es Veränderungen und Ausnahmen in der katholischen Kirche nur geben kann, wenn keine weitreichenden Reformen drohen.

Das Ergebnis der "Amazonas Synode", einer Versammlung zur Lösung kirchlicher Probleme wie den Priestermangel in zahlreichen südamerikanischen Ländern, hatte eine Enttäuschung für all jene gebracht, die auf Papst Franziskus als Kirchenerneuerer vertraut und an eine Modernisierung der katholischen Kirche geglaubt hatten. In seinem ausschweifenden Brief "Geliebtes Amazonien" erteilte er Forderungen wie zum Beispiel der Zulassung von verdienten und geachteten verheirateten Männern für priesterliche Aufgaben eine Absage.

Besonders unverständlich wird dieser Punkt, wenn bedacht wird, dass der vorherige Papst, Benedikt XVI., aktuell besonders für seine Verteidigung des Zölibates bekannt, bereits vor über zehn Jahren eine Ausnahme für verheiratete katholische Priester geschaffen hat.

Diese Ausnahme wurde für anglikanische Priester der "Church of England" ersonnen, um ihnen einen Übertritt in die katholische Kirche zu ermöglichen. Vom Priestermangel geplagt und ganz auf Seiten empörter Geistlicher, die die Weihung von Frauen seit 1993 kritisch beäugten und deren Möglichkeit, in höhere Kirchenwürden aufzusteigen, entsetzt, ersann die katholische Kirche unter Benedikt XVI. eine Möglichkeit, nicht zölibatär lebende Geistliche aufzunehmen. 2009 stand der Plan, welcher vom Erzbischof von Canterbury als Zeichen einer Annäherung der Kirchen gelobt wurde.

Einzelne Kleriker, zunächst drei Bischöfe und schließlich 80 Priester, nahmen das Angebot dankbar an und wechselten teilweise samt Gemeinden und Ehefrauen von der erschütterten anglikanischen zur katholischen Kirche. Einer von ihnen, Simon Chinery, gab bereitwillig zahlreiche Interviews zu seinen Beweggründen und zur Rolle, die seine Frau beim Übertritt spielte. Chinery erklärte, die zunehmende Teilhabe von Frauen in Ämtern der anglikanischen Kirche nicht gutheißen zu können. Das Priesteramt sei schließlich dem Vorbild Jesu nachempfunden. Und der sei ein Mann gewesen. Zum Zölibat befragt, spricht er sich dafür aus, erklärt sie aber zur Ausnahme, die nicht zur Norm werden solle.

Ähnlich wie Chinery dürften der aktuelle und der letzte Papst die Situation sehen. Ausnahmen werden schon einmal genehmigt, solang sie nicht die Gefahr einer Modernisierung der katholischen Kirche mit sich bringen.

Gläubige ziehen mit Kirchenaustritten ihre Konsequenzen aus der starren Haltung der Kirche. Und vielleicht deuten auch innerkirchliche Konsequenzen wie der Rückzug Kardinal Marx' an, dass ein "Alles bleibt beim Alten" nicht mehr funktioniert.

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