Klarheit bei Berliner Verkehrsbetrieben?

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U-Bahnhof Gneisenaustraße / Foto: privat

BERLIN. (hpd) Vor der Sommerpause waren Missionierungsplakate eines Christlichen Plakatdienstes in den Berliner U-Bahnhöfen zu sehen. Die Verkehrsbetriebe waren irritiert und wollten es klären. Aus der Sommerpause zurück waren die Plakate weg, aber auch neue geklebt. Wir fragten nach.

Mitte März dieses Jahres hatten es die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) strikt abgelehnt, den Werbeslogan der Buskampagne - „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott. Werte sind menschlich. Auf uns kommt es an.“ - auf einen der Berliner Verkehrsbusse kleben zu lassen. Nach den ganzen Querelen um den Pro Reli-Volksentscheid gäbe es nun einen Vorstandsbeschluss der BVG, der das Plakatieren von religiöser oder weltanschaulicher Werbung im Verantwortungsbereich der BVG untersagen würde.

Nach dem offiziellen Ende der Buskampagne waren dann Anfang August in zentralen und frequentierten U-Bahnhöfen Berlins Großplakate eines „Christlichen Plakatdienstes“ geklebt, die verkündeten „Jesus Christus. Dein Retter oder Richter! Lies die Bibel Lukas 2,11 und Apostelgeschichte 13, 30+31“. Diese Plakate gab es dann auch noch in einer türkischen Variante, die lautete: „Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater (zu Gott) als nur durch mich.“ (Johannes 14,6).

Christlicher Alleinvertretungsanspruch und damit Mission gegen den Islam in Deutschland. Die BVG war auf Anfrage nicht amüsiert, sie war irritiert und wollte durch ihre Rechtsabteilung klären lassen, ob man diese alten Verträge, wie es die Wall AG darstellte, nicht kündigen könne. Schließlich stand die Glaubwürdigkeit der BVG auf dem Spiel.

 

 

Nach der Sommerpause: Überraschung. Es klebten neue Plakate an den großen Werbetafeln der U-Bahnhöfe: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“. Und das gleichfalls in Englisch, Französisch und Spanisch. Daneben eine weitere Staffel des katholischen Bischöflichen Hilfswerks Misereor, mit einem Foto des Sportmoderators Michael Steinbrecher, dem in den Mund gelegt wurde: „Wer nicht kämpft hat schon verloren. Gemeinsam gegen die Armut auf der Welt.“ Plus der Aufforderung: „Kämpfen Sie mit!“ Schließlich noch Plakate auf denen für Gottesdienste und Veranstaltungen im Berliner Dom geworben wurde.

Bei der BVG dauerte die Klärung der Frage, was das jetzt solle, einige Tage. Dann erhielt der hpd die Mitteilung: Im Verantwortungsbereich der BVG werde es in Zukunft keine missionierende religiöse oder weltanschauliche Werbung geben. Ebenso keine Werbung, die religiöse Gefühle verletze, und, die Wall AG sei angewiesen worden, im Zweifelsfall bei der BVG nachzufragen, ob ein Vertragsabschluss dem widersprechen würde.

Das ist nun wiederum ein weites Feld. Der Diskurs geht weiter.

C.F.