Trost ohne Gebet

DORTMUND. (hpd) Seit Ende des vorletzten Jahrhunderts sind sie eine Alternative

für kirchlichen Beistand beim letzten Abschied: Weltliche Sprecher und Sprecherinnen. Beim Humanistischen Verband Nordrhein-Westfalen ist erneut ein Lehrgang abgeschlossen worden.

Das Büro des HVD NRW, einer KdÖR und Interessenvertretung für konfessionsfreie Menschen, koordiniert die Einsätze für weltliche Trauerfeiern für insgesamt zwölf ehrenamtliche Sprecherinnen und Sprecher. Die Nachfrage ist nicht nur groß, sie steigt. Die erhöhte Nachfrage zieht jedoch auch eine Grauzone freischaffender Trauerredner nach sich, die, wodurch auch immer berufen, sich mit ihren Reden einen netten Nebenverdienst verschaffen möchten.

Das hat die Geschäftsführung bewogen, regelmäßig Kurse anzubieten und Qualitätssiegel zu vergeben. Die Sprecher und Sprecherinnen des Humanistischen Verbandes haben eine solide Ausbildung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit hinter sich gebracht. In einer prüfungsähnlichen Situation hielten sie letztlich unter realistischen Bedingungen in einer Trauerhalle – mit Sarg und Kerzenlicht – eine Trauerrede, die von den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen sowie den Prüfern bewertet wurde. In diesem Jahr stellte das Bestattungshaus Lauer seine private Trauerhalle dafür zur Verfügung.

Die ausschließlich ehrenamtlich tätigen Sprecherinnen und Sprecher sind selbst konfessionslos, vertreten eine weltlich-humanistische Lebensauffassung und wissen, dass sie keinesfalls ihren Lebensunterhalt damit verdienen können. Nach erfolgter Ausbildung und Prüfung werden sie zu Amtspersonen ernannt und erhalten ein entsprechendes Zertifikat, ein Privileg, das nur eine Körperschaft des öffentlichen Rechts vergeben darf.

Nach dem Wegfall des Sterbegeldes durch die Gesundheitsreform stehen immer mehr Angehörige vor dem Problem, dass kein Geld für eine würdevolle Beisetzung mit Trauerfeier zur Verfügung steht. Grundsätzlich wird in Zeiten ökonomischer Krisen Geld auf allen Ebenen gespart. So ist ein Trend bei Hinterbliebenen zu verzeichnen, auf das letzte Geleit ganz zu verzichten. Eine Beisetzung in aller Stille im engsten Familienkreis, ohne persönliche Würdigung. Doch gerade diese persönliche Würdigung und keine sich wiederholende liturgische Abhandlung steht im Mittelpunkt einer weltlichen Trauerfeier, für die ein persönliches Trauergespräch mit den Hinterbliebenen Voraussetzung ist.

Humanisten verstehen ihr Engagement als Dienstleistung nicht nur für konfessionslose Menschen. Oftmals haben die Verstorbenen zu Lebzeiten einer Religionsgemeinschaft angehört, aber dennoch eine weltliche Trauerfeier verfügt; vielleicht, weil sie selbst an einer Trauerfeier des Humanistischen Verbandes teilgenommen haben und sich von der respekt- und würdevollen Arbeit überzeugen konnten.

Der Humanistische Verband NRW ist im Großraum Dortmund gut gerüstet für die ständig zunehmende Nachfrage nach weltlichen Trauerfeiern ohne religiöse Bezüge.

Dieter Grützner