Udo Jürgens ist tot

"Merci und basta"

WIEN. (hpd) Udo Jürgens ist tot. Der wohl bekannteste deutschsprachige Entertainer starb im 81. Lebensjahr an Herzversagen. Er war auch einer der prominentesten Atheisten der Kulturszene.

“Mitten im Leben” heißt das neueste Album von Udo Jürgens. Dass er erst vor drei Wochen die Konzertournee für dieses Album gestartet hat, macht diesen Titel zur tragischen Ironie.

Sechs Jahrzehnte lang war der gebürtige Kärntner auf der Bühne gestanden und erarbeitete sich die Berufsbezeichnung “Entertainer” hart. Die Konzerte des Solokünstlers waren stets mehr als nur Musik. Sie waren ein Erlebnis, sie waren perfekt inszeniertes Ritual, hinter dem seine häufig sozialkritischen Texte manchmal etwas untergingen.

Auch, dass dahinter eine bewundernswerte Disziplin stand, konnte man ob der Leichtigkeit seiner Auftritte leicht vergessen. Dazu trug wohl auch der berühmte weiße Bademantel bei.

Unterhaltung ohne Haltung nicht möglich

Unterhaltung sei ohne Haltung für ihn nicht möglich, sagte der 1934 geborene Jürgens in Interviews. Er bürstete gern gegen den Strich, erinnerte gerne mit Ironie und Sprachwitz an die Schandflecke in der österreichischen und deutschen Gesellschaft. Kaum jemand inszenierte Idylle so bittersüß wie er und machte Abgründe so erst richtig sichtbar.

Anders als die meisten Entertainer hatte er keine Angst, anzuecken. Vielleicht machte ihn auch das zu einem der beliebtesten Musiker, Komponisten und Sänger im deutschsprachigen Raum.

Sendeverbot für Kritik an katholischer Kirche

1988 belegten sogar mehrere Sender sein Lied “Gehet hin und mehret euch” mit Sendeverbot. Es wurde als Angriff auf das katholische Verbot der Empfängnisverhütung verstanden.

Er war auch einer der wenigen Prominenten, die sich offen bekannten, nicht religiös zu sein. So etwa in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung: “Ich bin ein überzeugter Atheist. Immer wieder haben religiöse Fanatiker blutige Kriege ausgelöst. Solchen Menschen darf man nicht trauen.”

Der Erfolg gab ihm recht. Mehr als 1.000 Songs hat Jürgens, geboren als Udo Jürgen Bockelmann, während seiner Karriere eingespielt: “Griechischer Wein”, “Aber bitte mit Sahne”, “Ich war noch niemals in New York” oder “Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an” waren nur einige seiner Hits. Mehr als 100 Millionen Tonträger hat er verkauft.

1966 sein vielleicht größter Erfolg: Jürgens gewann mit “Merci Cherie” den Eurovisions - Song Contest. Der einzige österreichische Sieg bis zu Conchita Wurst in diesem Jahr.

Patriotisch vereinnahmen ließ sich der Entertainer nicht. Er zog 1977 nach Zürich, 2007 wurde er Schweizer Staatsbürger.

“Merci und basta”

In Zürich führte er im September anlässlich seines 80. Geburtstags mit dem ZDF auch eines seiner letzten Interviews. Auf die Frage, was ihn nach dem Tod erwarte, sagte er: “Stille, unendliche Ruhe und Dunkelheit” und ein “Bewusstsein, das in allem, in jedem Gegenstand, in jedem Menschen aufgeht.” Auf eine schnell angefertigte Zeichnung schrieb er: “Merci und basta!”

Ein trauriges Merci werden seine Millionen Fans ihm dieser Tage wohl zuraunen. Am Sonntag ist Udo Jürgens an Herzversagen gestorben.