Eine selbst für den Vatikan unerträgliche Figur

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Limburg, Foto: ©Bernhard Queisser (CC-BY-SA-3.0)

LIMBURG. (hpd) Unglaublich, skandalös: Die öffentlich-rechtlichen Medien haben gestern sogar mit der Meldung aufgemacht. Tagesschau (ARD) und heute (ZDF) hatten in ihren Nachrichtensendungen zur besten Sendezeit nichts Wichtigeres aus Deutschland und der Welt zu berichten als eine relativ umfängliche Story über einen Bischof, der es mit der Wahrheit ebenso wenig genau nahm wie mit dem ihm anvertrauten Geld.

 

Weitere aktuelle Nachrichten wurden nachrangig behandelt: Warnstreiks? Betroffene Pendler und Fluggäste? Zweitrangig im Vergleich mit einer Bischofsstory. Krankenversicherungskosten? Vom Bericht über einen Bischof getoppt. Krimkrise? An den Rand gedrängt.

So wird Volksverdummung betrieben. Es handelt sich dabei nicht um einen Staatsfunk, wie das Bundesverfassungsgericht gerade anmahnte. Es handelt sich um eine Art Kirchenfunk, wie das Gericht erst gar nicht anzumahnen in der Lage ist.

Umso wichtiger dürfte der Hinweis auf die Fakten sein. Ich nenne zwei, bei denen einmal mehr Sand gestreut wird. Tebartz-van Elst, der sich in letzter Zeit gerierte wie ein Sieger, musste zurück treten. Dabei ist der so genannte Rücktritt eine diplomatische Umschreibung für die Tatsache, dass die Exzellenz sonst hinausgeworfen worden wäre. Tebartz-van Elst hätte längst zurücktreten können. Er hat es nicht getan, weil er sich im Recht glaubte. Schuldig waren immer nur die Anderen.

Und der Papst, der ansonsten durch schöne Worte, ein Lächeln für alle und wenig Taten auffällt, hat dem Limburger seine Grenzen aufgezeigt. Ein solcher Bischof war nicht zu halten. Wir werden aufmerksam zusehen, was künftig mit ihm geschieht.

Das zweite Faktum: Die Haltung der Gönner. Tebartz-van Elst wurde bis in die letzten Tage hinein als Opfer der Medien dargestellt und entsprechend hofiert. Zwar schwieg der mitschuldige Ratzinger-Papst zu alldem, doch sein Sprachrohr und Nepot, der Kardinal Müller, der seine Erhebung zur Kardinalswürde mit einem Weißwurst-Essen feierte, hatte nicht nur die Bischöfe Mixa und Tebartz-van Elst, sondern auch die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis zu diesem Ereignis eingeladen - und er hatte immer wieder betont, wie unschuldig doch der längst überführte Verschwender aus Limburg sei. Die Entscheidung des Papstes muss Müller empfindlich getroffen haben. Einsichtig dürfte er deswegen noch lange nicht geworden sein. Immerhin hat er jetzt den Beweis, wie kirchennah Medien sein können.

Böser Bischof-guter Papst? Ich warne vor diesen Gleichungen. Papst Franz ist noch nicht ganz durchschaut. Was er freilich ist: Ein in der Wolle gefärbter Jesuit. Und was er bislang getan hat? Nichts, das den Namen "Reform" auch nur ansatzweise verdient. Bisher ist nur festzustellen, dass er - wie seinerzeit Johannes XXIII. den starren Pius XII. - den unbeweglich schwachen Benedikt XVI. abgelöst hat: Auf einen Betonkopf folgt nach vatikanischem Kalkül immer wieder ein Charmeur. In der Sache ändert sich nichts.

Vor vierzig Jahren sagte mir Heinrich Böll, Bischöfe seien für ihn keine Gesprächspartner. Kurz zuvor hatte er sie "noch nicht entdeckte Ganoven" genannt. Wir kommen der Sache zum Glück immer näher.

Horst Herrmann