Die evangelische Kirche sollte im Rahmen des Reformationsjubiläums ihre eigene Geschichte selbstkritisch aufarbeiten. Das fordert Christian Pfeiffer in einem lesenswerten Cicero-Artikel.
Denn Martin Luthers Hass auf die Juden machten sich die Nationalsozialisten zunutze. So waren es mehr die Protestanten als Katholiken, die Adolf Hitler zur Macht verhalfen.
"Rund 80 Prozent der Pastoren waren NS-konform", stellt Dr. Helge-Fabien Hertz in seiner Studie fest, die heute als Buch erscheint und am Mittwoch in Hamburg vorgestellt wird. Der Historiker, der an der Uni Kiel lehrt, hat alle 729 schleswig-holsteinischen Pastoren der NS-Zeit auf ihre Hitlertreue untersucht. Auf einem neuen Onlineportal kann man sie einsehen.
Kommentar
Das steht in einer Antwort der Beauftragten für Kultur und Medien auf eine Bürgeranfrage über das Portal FragDenStaat. Die Förderung ist ein kleiner Teil von 250 Millionen Euro Steuergeldern, die im Rahmen der Luther-Dekade ausgegeben wurden. Dies ist vor dem Hintergrund des unkritischen Umgangs mit der Person Martin Luthers nicht unproblematisch, ebenso wie aus verfassungsrechtlicher Perspektive.
Die evangelische Kirche gab bekannt, dass sie die Jubelfeiern für Luther bedeutend mehr Geld kostete als geplant war. Was sie verschweigt: Auch dem Steuerzahler wurde mehr Geld aus der Tasche gezogen.
Interview
Karsten Krampitz hat sich in seinem aktuellen Buch mit der Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland auseinandergesetzt. Der hpd sprach mit dem Autor über die Entwicklung der evangelischen Kirche seit der Novemberrevolution, über ihre Nähe zum NS-Regime und die Situation in der DDR.
Evangelische Kirche Deutschland
Vor 50 Jahren starb Otto Dibelius, der langjährige EKD-Vorsitzende und Bischof von Berlin-Brandenburg. Sein Name steht für eine schwere Gedächtnislücke in der evangelischen Kirche.
