Was ist humanistische Bestattungskultur?

BERLIN/HANNOVER (hpd/HAD) Die Humanistische Akademie Deutschland lädt am 12./13. Juni 2009 nach Hannover zu einer Konferenz ein zum Thema „Humanistische Bestattungskultur – Geschichte und Perspektiven weltlichen Abschiednehmens“. Anliegen ist eine Verständigung mit Experten aus Theorie und Praxis über Weltlichkeit und Humanismus der säkularen Angebote.

Der organisierte Humanismus besitzt bekanntlich eigene Traditionen und Erfahrungen, wie nichtreligiöses Leben „von der Wiege bis zur Bahre“ unterstützt werden kann – auch rituell und auch im Bestattungswesen.

Die multikulturelle und damit multireligiöse Bestattungskultur wird gegenwärtig voran getrieben durch allgemeine Käuflichkeit nahezu jeden Rituals und dem Trend nach Authentizität und zugleich Variabilität der Trauerfeiern. Diese sollen sowohl die Wünsche des Verstorbenen und die Erwartungen der Gäste treffen als auch die Bestattung und ihr Davor und Danach als ein einmaliges Ereignis aus anderen herausheben. Steht dafür genügend Geld zur Verfügung, können Bestatter nahezu jeden Wunsch erfüllen, sei es der Stil von Heavy Metal oder die an hinduistischen Riten orientierte Kremation. Außerdem deuten neue Beisetzungs- und Bestattungsvarianten (Friedwälder, Seebestattung ...) und neue Privatfriedhöfe auf Tendenzen hin, dass sich bestimmte Gruppen (z.B. extrem bei Fangemeinden) bis in den Tod hinein extra darstellen wollen (z.B. extrem: HSV-Friedhof). Wie sieht es hier mit den Konfessionsfreien aus?

Zu diesen Tendenzen parallel verlaufen die Angebote betont säkularer Träger, inklusive das eigene wirtschaftliche Engagement des Humanistischen Verbandes (HVD) im Bestattungs- und Trauerbereich. Dazu gehören HVD-eigene Friedhofsprojekte und weitere Angebote für Trauernde, so dass von einer Sterbe-, Bestattungs- und Trauerkultur gesprochen werden kann. Ein konzeptioneller Blick aus kulturwissenschaftlich-humanistischer Sicht auf die aktuelle Bestattungskultur in 24 Thesen ist seit gestern nachles- und kritisierbar.

Die Tagung ist ergebnisoffen und weder weltanschaulich noch verbandsegoistisch orientiert. Sie will einen fachlich-sachlichen und wissenschaftlichen Beitrag zu aktuellen Debatten leisten (Anmeldeformular im Anhang). Zu den Referenten gehören Prof. Dr. Norbert Fischer (Hamburg), Dr. Carsten Frerk (Berlin), Prof. Dr. Rainer Sörries (Erlangen, Kassel), Dr. Kerstin Gernig (Düsseldorf), Stephan Hadraschek (Berlin), Dr. Jane Redlin (Berlin), Regina Malskies (Berlin), Jürgen Springfeld (Dortmund) und Andreas Henschel (Stuttgart).

Zu Beginn der Veranstaltung wird eine Begleitausstellung eröffnet. „Herzliches Beileid“ zeigt Teile einer Beileidskartensammlung von Dr. Kay Blumenthal-Barby (Göttingen) im Archiv des HVD Berlin.

Horst Groschopp