Bildungskonvent mit weltanschaulicher Schieflage

MAGDEBURG. Anfang Dezember hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erklärt, dass die Installation eines solchen Gremiums in Sachsen-Anhalt

längst <überfällig> wäre: „Wenn der heute angekündigte Bildungskonvent zielstrebig arbeitet, kann Sachsen-Anhalt eine Vorreiterrolle in Deutschland einnehmen."

Am 15. Dezember 2006 hat der Landtag von Sachsen-Anhalt dann einen <Beschluss> zur Einberufung eines Bildungskonvents gefasst, dem 37 ständige Mitglieder angehören sollen, darunter - an weit vorderer Stelle - je ein Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche.

Ein <Änderungsantrag> der Linkspartei/PDS, in dem die Einbeziehung der Humanisten von Sachsen-Anhalt und des Deutschen Gewerkschaftsbundes - als Ausgleich der Beteiligung der Kirchen und der Unternehmer - in dieses Gremium vorgesehen war, wurde von der Regierungsmehrheit abgelehnt.

Dazu erklärt der Vorsitzende des Landessprecherrates der Humanisten Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Werner Lange: „Die Humanisten sehen in dieser Entscheidung einen Verstoß gegen den grundgesetzlich festgeschriebenen Gleichbehandlungsgrundsatz von Weltanschauungsgemeinschaften und Kirchen (Art.140 GG). Wenn in einem solchen Gremium Institutionen wie die Kirchen, die maximal die Interessen von 25 % der Bevölkerung vertreten können, Mitspracherecht haben, bedeutet die Nichtzulassung der weltlichen Humanisten eine Ausgrenzung der konfessionell nicht gebundenen Bevölkerungsmehrheit Sachsen-Anhalts."

In dem Konvent sollen Politiker, Gewerkschafter, Wirtschaftsvertreter, Lehrer, Schüler und Wissenschaftler abseits der Tagespolitik über die Frage beraten, wie das Schulsystem nachhaltig verbessert und national wie international wettbewerbsfähiger gemacht werden kann. Die Ergebnisse dieses auf zwei bis drei Jahre angelegten Diskussionsprozesses sollen dann dem Landtag vorgelegt werden.
Keine der anderen in den Bildungskonvent berufenen Verbände und Institutionen vertritt in irgendeiner Weise explizit weltanschauliche Positionen, sondern spezifische politische, berufliche und soziale Interessen, so dass die in der Bevölkerung mehrheitlich vertretenen nichtreligiös begründeten Wertvorstellungen nicht kompetent eingebracht werden können.

Entsprechend fordern die Humanisten in Sachsen Anhalt: „Gerade für eine wirksame Reform unseres Bildungssystems wäre es wichtig, dass übergreifende und gemeinsame humane Werte Grundlage der öffentlichen Bildung und Erziehung werden. Dies ist nicht möglich, wenn allein christliche Wertvorstellungen in die Bildungskonzepte einfließen, wie dies ja schon weitgehend Praxis ist.
Nur im Dialog der Weltanschauungen und Religionen ist eine moderne Bildung möglich, die Dominanz und Privilegierung christlicher Positionen in diesem Reformprozess ist weder zeitgemäß noch Erfolg versprechend. Wir stellen zugleich mit Verwunderung fest, dass unser Schreiben vom 4.12.2006 an das Kultusministerium, in dem wir unseren Anspruch auf Mitwirkung in diesem Gremium angemeldet hatten, nicht beantwortet wurde.
Wir fordern, dass trotz des genannten Landtagsbeschlusses Wege gefunden werden, um den Stimmen der Humanisten Gehör zu verschaffen."

CF