Freie Einfahrt für „Zug der Erinnerung“

BERLIN. (hpd) Der seit Tagen anhaltende Streit über freie Einfahrt und Halt an den historischen

Stationen der Deportation von über 50.000 Menschen aus Berlin in die Vernichtungslager kann nur beschämen.

Am Dienstag hat nun die Deutsche Bahn AG den Deportationsort „Gleis 17“ auf dem Bahnhof Grunewald zum Gedenken freigegeben. Für die Einfahrt des Zuges in den Hauptbahnhof zeigt sich leider keine gütliche Einigung. „Die Bahn macht geltend, dass durch den ’Zug der Erinnerung‘ die An- und Abfahrt von rund 30 Verkehrszüge gestört werde. ’Aufgrund der Gleisknappheit können wir diese Verbindungen nicht anders organisieren‘, sagte Bahnsprecher Jens-Oliver Voß.“

Gedenk- und Protestkundgebung am 12. April, 18 Uhr am Brandenburger Tor

Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BDA) protestiert mit der genannten Kundgebung entschieden gegen diese geschichtsvergessene Haltung

Dazu Hans Coppi, Vorsitzender der VVN-BDA:
„Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) fordert die Deutsche Bahn auf, unverzüglich dem ’Zug der Erinnerung‘ freie Fahrt zu den beantragten Bahnhöfen in Berlin zu geben. Auf eindrucksvolle Weise erinnert der ’Zug der Erinnerung‘ an die Deportation von 12.000 Kindern in die Vernichtungslager, 4646 Kinder kamen allein aus Berlin. Über 150 Tausend Menschen haben bisher die Ausstellung gesehen. Sie ist ein großartiges Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements für ein lebendiges Gedenken an die jüngsten Opfer des deutschen Faschismus. Statt dieses Anliegen mit allen Kräften zu unterstützen, versucht die Deutsche Bahn, den ’Zug der Erinnerung‘ in Berlin auf ein erinnerungspolitisches Abstellgleis zu stellen.“

Dazu Bruno Osuch, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin des Humanistischen Verbandes Deutschlands:
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, als Lehrer und Fachbereichsleiter an der Staatlichen Internationalen Schule Berlin (Nelson-Mandela-Schule) sowie als Vorsitzender des Humanistischen Verbandes Deutschlands, Landesverband Berlin, rufe ich alle antifaschistisch gesinnten Personen auf, diese Initiative zu unterstützen.“

Auf der Kundgebung am Brandenburger Tor sprechen ab 18 Uhr:

  • Esther Bejarano (Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück)
  • Petra Pau (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages)
  • Harald Wolf für den Berliner Senat
  • Romani Rose (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma)
  • Michael Joachim (Jüdische Gemeinde zu Berlin).

Nach dem Gedenkgang auf dem Potsdamer Platz das Wort ergreifen:

  • Stephan Kramer (Zentralrat der Juden)
  • Petra Rosenberg (Deutsche Sinti und Roma Berlin-Brandenburg)
  • Winfried Herrmann (Bündnis 90 - Die Grünen)
  • Raul Mügge (FDP)
  • Hans Coppi (Berliner VVN-BdA).

Die Schauspielerin Walfriede Schmitt moderiert das Programm, das auch mit kulturellen Beiträgen umrahmt wird.

Auf dem Potsdamer Platz werden über 4.600 Kerzen an deportierte, ermordete und verschollene Berliner Kinder und eine größere Kerze symbolisch an alle Opfer der Deportationen erinnern.

Am Sonntag, den 13. April, 11 Uhr, soll der “Zug der Erinnerung“ auf dem Berliner Hauptbahnhof begrüßt werden.“