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05. 07.

Kirchenrepublik Deutschland? – Christlicher Lobbyismus

Vortrag von Dr. Carsten Frerk in Konstanz

In seinem Vortrag zum gleichnamigen Buch "Kirchenrepublik Deutschland" beschreibt Dr. Carsten Frerk erstmals, wie die Kirchen in Deutschland systematisch Einfluss auf die Politik nehmen. Dabei zeigt sich, dass katholische und evangelische Stellen in einer Weise in Gesetzgebungsverfahren eingebunden sind wie keine zweite zivilgesellschaftliche Kraft.

Wie stark der Einfluss der Kirchen auf die Politik ist, zeigt die Entscheidung des Parlaments zum Thema Sterbehilfe. Laut Dr. Frerk ist die Verabschiedung des "Gesetzes zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung" 2015 nicht unwesentlich auf die enge personelle Verflechtung von Kirche und Staat in Deutschland zurückzuführen.

So lassen die Kirchen ihre Interessen Realität werden, obwohl es dafür längst keine Mehrheiten in der Bevölkerung mehr gibt. Als größte private Arbeitgeber, als größte Grundbesitzer und als Milliarden umsetzende Wirtschaftskonzerne verfolgen die Kirchen massive Eigeninteressen.

In seinem Vortrag macht Dr. Frerk deutlich, wie der christliche Lobbyismus funktioniert, welche Gremien dazu eingerichtet wurden, über welche Kanäle die Kirchen ihre Informationen erhalten und welche Strukturen begünstigen, dass politische Entscheidungen in ihrem Sinne ausfallen. Es wird deutlich, dass die Kirchen – wo es um ihre ureigenen Belange als Organisationen geht – die erfolgreichsten Lobbyisten der Republik sind. Der Vortrag schafft Problembewusstsein für Ämterverquickung und "Seitenwechsler", fordert Befangenheitsregeln für Parlamentsabgeordnete und thematisiert den "gekaperten Staat".

Um das anspruchsvolle Thema verständlich und anschaulich zu vermitteln, hat Dr. Frerk zusammen mit zwei Künstlerinnen eine szenische Lesung mit zum Thema passenden Fotos, Videoclips und Kollagen vorbereitet. Die Zitate wurden von dem Schauspieler und Sprecher Frederik Beyer eingesprochen.

Zum Referenten:
Der Politologe und empirische Sozialforscher Dr. Carsten Frerk wurde durch kirchen- und religionskritische Werke, wie sein "Violettbuch Kirchenfinanzen", bekannt. Im Mittelpunkt seiner Werke stehen Buchveröffentlichungen über die finanziellen Verflechtungen von Staat und den beiden Amtskirchen in der Bundesrepublik Deutschland. Bis 2013 war er Chefredakteur des Humanisti­schen Pressedienstes, der unter seiner Führung zum wichtigsten Online-Medium der säkularen Szene wurde. Aktuell ist er Leiter der Forschungs­gruppe Weltanschauungen in Deutschland und außerdem Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.

Ablauf der Veranstaltung:
18.45   Uhr   Einlass
19.00   Uhr   Vortrag und anschließende Diskussion
20.30   Uhr   Apéro
21.00   Uhr   Nachsitzung, für Mitglieder der gbs Bodensee