“Dialog zwischen Religiösen und Atheisten”

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EU-Parlament Foto: Felix König (wikipedia)

ROM. (uaar/hpd) Nach dem überraschenden Urteil des Europäischen Gerichtshofes bezüglich der Kruzifixe in den Schulen, kommt vom Europarat eine Hoffnung auf Gleichbehandlung für die konfessionslosen europäischen Bürger.

In Italien hatte das im März veröffentlichte Urteil seltsame und surrealistische Konsequenzen: Bürgermeister und Regionalberater der Partei Lega Nord ( Nördliche Bund) fordern Normen, um Kruzifixe in allen öffentlichen Gebäude aufzuhängen; man sollte dann vielleicht schweigen darüber, dass sogar der italienische Präsident Giorgio Napolitano sich positiv für den Kruzifix in den Schulen ausgesprochen hat. Es scheint, als ob man vergessen hätte, dass Italien ein laizistischer Staat ist, in dem Gläubige und Konfessionslose die gleiche Würde haben sollten.

Die fast neun Millionen konfessionslosen italienischen Bürger sehen daher mit Hoffnung die Empfehlung des Europarates.

Unter den Vereinigungen, die sich um den Laizismus des Staates sorgen, hat sich die UAAR (Union der rationalistischen Atheisten und Agnostiker) über diese Empfehlung mit einer Pressemeldung geäußert:

Die UAAR drückt ihre Wertschätzung für die Empfehlung aus, die die parlamentarische Versammlung des Europarates der Regierungen der 47 Staatsmitglieder veröffentlicht hat, damit sie eine Plattform für den Dialog unter den Vertretern der wichtigsten religiösen Konfessionen und der nicht konfessionellen philosophischen Vereinigungen schaffen werden. Das ist ein wichtiger Schritt, der schon aus dem Artikel 17 der europäischen Verfassung ableitbar ist: die Organisation von Treffen der politischen Institutionen mit religiösen und nicht konfessionellen Organisationen. Bisher haben sich diese Begegnungen getrennt abgespielt, aber ist es von Bedeutung, dass man die Möglichkeit zu einem Dialog geschaffen hat. Im Grunde sind Glaube und Atheismus verschiedenen Antworten auf dieselben Fragen. „Die Bedingung ist“, kommentierte Raffaele Carcano, Sekretär der UAAR, „dass auch die italienischen Institutionen von der Empfehlung erfahren.“

Vertreter der UAAR wurden innerhalb der Delegation des Europäischen Humanistischen Verbands schon vom Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, empfangen. In Italien ist es noch nichts Derartiges geschehen. „Bei uns macht man damit weiter, die katholische als die einzige Weltanschauung anzusehen, die der Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit würdig ist“, erklärte Carcano. „Aus Europa kommt dagegen der gegenteilige Beweis, dass wir jetzt schon in einer pluralistischen und säkularisierten Gesellschaft leben, und dass auch die gesellschaftlichen Institutionen das berücksichtigen sollen.“
 

Gabriella Bertuccioli