Humanistische Beratung – ein Angebot

BERLIN (hpd) In der Öffentlichkeit wird ein Angebot, dass der HVD Berlin bereits seit mehr als zwei Jahren macht, kaum wahrgenommen: Die „Humanistische Beratung“. Das soll sich nun ändern. Ausgebildete Beraterinnen und Berater stehen bereit, sich helfend mit Problemen und Zweifeln Rat suchender Menschen auseinander zu setzen. Ein Interview dazu mit Jens Heimendahl.

hpd: Muss man sich unter der vom HVD Berlin angebotenen „Humanistischen Beratung“ so etwas wie eine „Konkurrenz“ zur Beratung durch - zum Beispiel - einen Pfarrer vorstellen?

Jens Heimendahl: Ja und Nein. Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Also nicht nur Trost und keine unverbindlichen Ratschläge. Unsere Klientel ist vermutlich eine andere. Menschen, die Probleme haben und darauf verzichten möchten, sich von kirchlichen Seelsorgern Rat zu holen. Allerdings sind wir auch offen für die Sorgen gläubiger Menschen. Auch diese können die „Humanistische Beratung“ in Anspruch nehmen. Wir sehen unser Angebot vor allem als Erweiterung der bereits existierenden sozialen Dienste oder der Selbsthilfegruppen des Verbandes an. Dabei ist uns eine Beratung wichtig, bei der unsere weltlich-humanistischen Werte eine wesentliche Rolle spielen. Aber wir sind auch der Meinung, dass wir den Kirchen das Feld der Lebensberatung oder Seelsorge nicht alleine überlassen dürfen.

hpd: Wie lange gibt es das Projekt und in welchem Umfange wurde und wird es wahrgenommen?

J.H.: Einzelne Beratungen gibt es seit etwas mehr als zwei Jahren. Derzeit stehen zehn ehrenamtlich tätige Beratungskräfte in Berlin bereit. In der Zeit seit dem Bestehen haben diese etwa 100 Beratungen durchgeführt. Momentan ist der HVD Berlin dabei, die „Humanistische Beratung“ bekannter zu machen. Wir gehen deshalb davon aus, dass es zukünftig mehr Bedarf dafür geben wird und würden uns dann über weitere Berater freuen. Diese durchlaufen beim Verband zunächst eine entsprechende Ausbildung und nehmen regelmäßig an Supervisionen teil.

hpd: Welche Hilfe kann die „Humanistische Beratung“ geben? Vor allem: Welche Bereiche sollen und können abgedeckt werden?

J.H.: Vor allen Dingen: Zuhören. Viele Menschen möchten sich einfach nur mal aussprechen; über ihre Sorgen und Probleme reden. Das Spektrum reicht von Trennungsproblemen über Sorgen mit den Kindern, Partnern, dem älter Werden. Es ging in den bisherigen Beratungen auch um Eltern, die in ein Pflegeheim müssen, Entfremdung von den erwachsenen Kindern. Oder um Informationen und Fragen zur Patientenverfügung.

Die „Humanistische Beratung“ besteht also vor allem darin, zuzuhören, den Menschen dabei zu helfen, sich „neu zu sortieren“ und eigene Potenziale zu identifizieren. Außerdem, wenn nötig, Ansprechpartner zu benennen, im Einzelfall sie also z.B. an einen Psychologen oder eine Schuldnerberatungsstelle zu vermitteln.

hpd: Begleiten bzw. betreuen sie die Menschen, die an sie herantreten, längerfristig oder bleibt es bei einmaligen Gesprächen?

J.H.: Wir bieten immer auch Folgegespräche an. Es bleibt allerdings meist bei dem einen etwa anderthalbstündigen Einzelgespräch. Daher begleitet die „Humanistische Beratung“ eher nicht, sondern berät, indem man gemeinsam mit dem Rat Suchenden in jedem besonderen Fall versucht, mögliche Wege aus Problemstellungen zu benennen.

hpd: Wie kann man mit den Beraterinnen und Beratern in Kontakt treten?

J.H.: Es gibt eine zentrale Telefonnummer (siehe unten), die so gut wie immer erreichbar ist. Ansonsten gibt es dort auch einen Anrufbeantworter. Im Normalfall wird der- oder diejenige an eine(n) der 10 BeraterInnen weiter vermittelt. Es gibt auch eine Mailadresse und ein Webformular (siehe unten), über das man mit der „Humanistischen Beratung“ in Kontakt treten kann.

hpd: Können Sie einen Ausblick auf die Zukunft der „Humanistischen Beratung“ geben?

J.H.: Dieses Angebot gibt es im Bereich des HVD derzeit nur in Berlin. Die Vorreiter hier sind, wie ja auch in anderen Themenfeldern des Verbandes, die Humanisten in Holland und Belgien.
Wir versuchen derzeit, Kooperationspartner wie Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Alters- und Pflegeheime oder Stadtteilzentren zu gewinnen. Damit unsere „Humanistische Beratung“ dort als Alternative zu einer kirchlich-seelsorgerischen angeboten wird. Auch in den vom HVD Berlin betriebenen Kitas werden wir dafür werben und – wo möglich und die Bereitschaft besteht – Eltern Gesprächstermine anbieten.
Derzeit gibt es drei feststehende Orte für die Beratungsgespräche: Der Sitz des HVD Berlin in der Wallstraße 61-65 in Berlin-Mitte sowie in zwei Nachbarschaftshäusern in Spandau und in Hohenschönhausen. Weitere Räume in bestehenden Einrichtungen werden zur Zeit gesucht.


Das Interview führte Frank Navissi

Kontakt:
Tel.: (030) 61 39 04 - 877
E-Mail: beratung@hvd-berlin.de
Web: http://beratung.hvd-berlin.de