Auf Initiative des Bundes für Geistesfreiheit München (bfg München) findet am Jahrestag des Terroranschlags auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo eine Veranstaltung statt. Damit möchte der bfg München der Opfer des Attentats vom 7. Januar 2015 gedenken, bei dem neun Mitarbeiter*innen der Zeitschrift und ein Personenschützer ermordet wurden.
Der bfg München möchten an diesem Abend auch an die Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty am 16. Oktober 2020 erinnern, der in seinem Unterricht das Thema Meinungsfreiheit aufgegriffen und Mohammed-Karikaturen gezeigt hat sowie auch an den Mordanschlag auf den Autor Salman Rushdie am 12. August 2022, der während einer Veranstaltung mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt wurde. Und wir möchten an die Menschen im Iran erinnern, die gerade jetzt um ihre Freiheit kämpfen und dafür von religiösen Fanatiker*innen hingerichtet, auf Demonstrationen getötet und verletzt werden.
Nach dem Terroranschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 machte sich die Welt kurze Zeit Gedanken über religiöse Karikaturen und Meinungsfreiheit. In den (sozialen) Medien wurde diskutiert, inwieweit die Anschläge auch mit Glaube und Religion zu tun haben, und ob Religionen und Kirchen überhaupt verspottet werden dürfen. "Der Jahrestag des Anschlags ist ein trauriger Anlass, diese Fragen erneut öffentlich zu diskutieren. Denn noch immer müssen wir mit ansehen, wie Menschen von Staats wegen und von religiösen Eiferern eingeschüchtert, verfolgt und sogar mit dem Tod bedroht werden - nur deswegen, weil sie es wagen, sich mit religiösen Glaubensvorstellungen kritisch zu befassen oder sich darüber lustig machen," sagt Assunta Tammelleo, Vorsitzende des bfg München.
Und obwohl die Meinungs- und Kunstfreiheit laut Art. 5 GG in Deutschland ein Grundrecht ist, gibt es anders als in Frankreich hierzulande den sog. Blasphemie-Paragrafen, § 166 StGB. Am 4. Juli 2022 war ein Redner auf einer Demo gegen den politischen Islam, der sich nach Ansicht des Amtsgerichts Stuttgart der "Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen" schuldig gemacht hatte, zu 30 Tagessätzen verurteilt worden. Erst im Berufungsverfahren wurde er freigesprochen.
Programm im Rationaltheater am 7. Januar 2023
Zu Beginn diskutieren der Cartoonist Michael Heininger und Assunta Tammelleo über den Stellenwert von Meinungs- und Kunstfreiheit in der Gesellschaft, über die Gefahren die diesen Grundrechten drohen und wie man sie schützen kann.
Danach werden die besten und preisgekrönten Karikaturen aus 15 Jahren Kunstpreis "Der Freche Mario" sowie einen Ausschnitt aus einer Comic-Lesung von Piero Marsztalerz gezeigt.
Im Anschluss präsentiert der Kabarettist HG Butzko Auszüge aus seinem aktuellen Programm.
Zum Schluss ist noch Zeit zum geselligen Austausch in der einmaligen Atmosphäre des schönsten Privattheaters Münchens.
Die Veranstaltung des Bundes für Geistesfreiheit München am 7. Januar 2023 im Münchner Rationaltheater (Hesseloherstr. 18, 80802 München) beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.