Leben und lieben ohne Bevormundung

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Kundgebung 2013
Kundgebung 2013

BERLIN. (hpd) Am morgigen Samstag werden die selbsternannten Lebensschützer wieder durch die Hauptstadt ziehen. Ihnen steht ein breites Bündnis von Menschen und Organisation, die sich für eine selbstbestimmte Sexualität einsetzen, gegenüber.

Bei dem “Marsch für das Leben” fordern Abtreibungsgegner wieder einmal das totale Verbot und die Bestrafung aller Schwangerschaftsabbrüche – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Allen Mädchen und Frauen soll die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben und ihren Körper abgesprochen werden.

Die ideologische Grundlage der Teilnehmer des Marsches bildet ein reaktionäres, christlich-fundamentalistisches Weltbild, in dem der Schwangerschaftsabbruch als eine “vorgeburtliche Kindstötung” dagerstellt wird. Der dort vertretene Begriff des “Lebensschutzes” beinhaltet die totale Kontrolle über Frauen und die Rekonstruktion der “alten Ordnung” mit der “heiligen Familie”.

Welche seltsamen Auswüchse das zum Teil annimmt, lässt sich in einschlägigen Foren und Webseite nachlesen. Der hpd wurde in den vergangenen Tagen mit Mails bombardiert, in denen zu lesen war, wessen Geistes Kind die selbsternannten Lebensschützer sind. Nicht nur die Abtreibung wird abgelehnt; nein auch das Recht auf ein selbstbestimmtes Lebensende stehen auf der “Du-sollst-nicht”-Liste. Wenn das die Absender der Mails und Betreiber der Webseite (Achtung: Link führt zu einer fundamentalistischen Seite) für sich entscheiden: bitteschön. Ein Satz jedoch wie “Es gibt kein Recht auf Geschlechtsorientierung entgegen der bipolaren, biologischen Realität.” ist einfach nur dumm. (Wer den Satz nicht versteht: es gibt kein Recht darauf, schwul oder lesbisch zu sein.) Als wäre das eine Frage von Entscheidungen und Rechten.

Plakat der Kundgebung
Plakat der Kundgebung

Nun, dabei bekommen die selbsternannten “Lebensschützer” wortkräftige Unterstützung vom Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Für ihn geben die Kreuzträger “durch diesen Marsch ein augenfälliges Zeichen von unserer Überzeugung …, dass menschliches Leben immer und überall unter einem besonderen Schutz” stehe. Egal ob als Embryo im Mutterleib oder als Sterbender oder Sterbewilliger. Marx und die Kreuzträger kümmern sich

Kleine Giftspritzen kommen auch vom Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe (CDU), der den Aufruf zum Berliner “Marsch für das Leben” des Bundesverbands Lebensrechts unterstützt und sogar daran teilzunehmen verspricht. Wer mag, kann die Liste derer, die sich weiterhin im Mittelalter zu befinden glauben, hier nachlesen.

Vernunftbegabte und diesseitige Menschen wissen, dass die in Deutschland gelebte Realität anders aussieht, als es sich reaktionäre Gruppen wünschen. Frauen und Männer leben in vielfältigen selbst gewählten Zusammenhängen, z.B. in Patchworkfamilien, als gleichgeschlechtliche Paare, als Alleinerziehende, in zeitweiliger Partnerschaft, in Wohngemeinschaften, mit und ohne (eigene) Kinder. “Es ist deshalb an der Zeit, dass die demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft diesen Diffamierungen und reaktionären Weltanschauungen entgegentreten und ihren zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Einfluss stoppen” heißt es deshalb auch vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung.

Die Gegenkundgebung des Bündnisses beginnt am Samstag (20.09.2014) um 13:00 Uhr am Brandenburger Tor.