Das "Zentrum für politische Schönheit" schreibt über die Unfähigkeit der Demokratie, große Menschenrechtler hervorzubringen.
Ein sicherlich sehr streitbarer Text und oft auch provozierend, aber mit einigen nachdenkenswerten Gedanken. "Der Kampf um Menschenrechte war zu allen Zeiten nur eines: lebensgefährlich. Die Geschwister Scholl wurden vom NS-Regime hingerichtet, weil sie sechs Flugblätter gegen Hitler verteilten. Mandelstam kostete ein Gedicht gegen Stalin zunächst die Freiheit, später das Leben. Russische Dissidenten werden heute in Fahrstühlen exekutiert. Chinesische Oppositionelle vegetieren in Gefängniszellen dahin. Im Kongo verschleppt der Geheimdienst Menschenrechtler, die dann 'versehentlich' sterben. Dennoch hat sich historisch gesehen eine Sensation ereignet: in Deutschland ist es schwierig geworden, für sechs Flugblätter, Bücher oder Gedichte verfolgt, verhaftet oder ermordet zu werden. Eine Million Flugblätter bringen eher den Literaturnobelpreis als den Tod ein. Erstmals in der deutschen Geschichte ist es möglich, den Kampf um Menschenrechte vor und in aller Öffentlichkeit zu organisieren."
Deshalb - und um die Menschen wieder "wach" zu machen, hat das "Zentrum für Politische Schönheit" seine Vision eines besseren Kampfes für die Menschenrechte in einem Begriff geprägt, den es seit vergangenem Jahr aktionskünstlerisch umsetzt: aggressiver Humanismus.
6 Kommentare
Kommentare
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Ich weiß schon, Begriffe sollen markig sein und auch dazu verleiten, weiterzulesen.
Aber die tiefgläubigen religiösen Geschwister Scholl hier unter dem Schlagwort "aggressiver Humanismus" in den Dienst der eigenen (gottlosen) Sache zu stellen ist schlicht und einfach unsinnig.
David am Permanenter Link
Waren die Geschwister Scholl anständige Menschen, weil sie "tiefgläubig" waren oder waren sie anständige Menschen, weil sie anständige Menschen waren?
Letzteres erscheint mir wesentlich plausibler.
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Es geht nicht einfach darum, ob sie anständige Menschen waren. Das waren sie - und viele andere auch, damals wie heute.
Es geht darum, dass sie die Kraft und Mut hatten, unter Einsatz ihres Lebens einen verbrecherischen Regime Widerstand entgegenzusetzen. Und das taten sie aus der Kraft ihres Glaubens.
Ich kann nicht beurteilen, ob das für sie plausibel ist, aber so ist.
Quintus Caepio am Permanenter Link
Und nun? Genau darum geht es doch.
David am Permanenter Link
"Es geht darum, dass sie die Kraft und Mut hatten, unter Einsatz ihres Lebens einen verbrecherischen Regime Widerstand entgegenzusetzen."
=> Das taten Nichtgläubige ebenfalls.
"Und das taten sie aus der Kraft ihres Glaubens."
=> Woher wissen Sie das? Denken Sie allen ernstes, dass die genannten Personen nur so handelten, wie sie handelten, weil sie einem Gott gefallen wollten? Das würde ihre Handlung ziemlich belanglos machen, in gewisser Weise sogar egoistisch.
"Ich kann nicht beurteilen, ob das für sie plausibel ist, aber so ist."
=> Mit der ultimativen Wahrheit scheinen Sie sich ja bestens auszukennen.
Wolfgang am Permanenter Link
Hi David,
danke, dass Sie mir Gelegenheit geben, unklar Formuliertes besser zu erklären:
• Ja, Sie haben recht: Auch nicht-religiöse Menschen kämpften gegen den Nationalsozialismus. Viele bezeichnen diese als Nichtgläubige, ich nicht. Ich denke, ein jeder Mensch glaubt. Die, die Kraft haben, einen menschen vernichtenden System entgegenzutreten haben nach meiner Auffassung einen starken Glauben: den Glauben an das Gute, Glaube an Gerechtigkeit, Glaube an Freiheit oder Ähnliches.
• Ich denke nicht, dass religiöse Menschen so handeln, wie sie handeln „um einen Gott zu gefallen“. Bei den Geschwistern Scholl wird erzählt, dass sie ungewöhnlich ruhig vor ihrer Hinrichtung gewesen sind. Ihr Freund hat gemeint: "Ich wusste nicht, dass Sterben so leicht sein kann.... In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder." http://becomingaself.org/DE/selves/00107.htm
• Die ultimative Wahrheit: Ich habe nicht über die ultimative oder sonst eine Wahrheit geschrieben, sondern über Fakten, über die wir natürlich grundsätzlich philosophisch diskutieren können, wie über alle Fakten diskutiert werden kann, es aber in einem nicht wissenschaftlichen Diskurs nicht unbedingt sinnvoll ist darüber zu diskutieren: Mir ging es in meinem Statement darum, anhand eines Beispiels die historische Unrichtigkeit aufzuzeigen, den Kampf für die Menschenrechte mit „aggressiven Humanismus“ zu beschreiben. „Humanismus“ wird (leider) verstanden nicht als Einsatz für den Menschen, sondern als Gegenbewegung zu Religion. Es ist historisch unumstritten (okay, ich habe nicht alles gelesen, was geschrieben worden ist, wenn sie andere Quellen haben, bitte ich um einen Hinweis!), dass die Geschwister Scholl tiefreligiös gewesen sind. Warum fällt das Nichtreligiösen so schwer einzugestehen?
Liebe Grüße
Wolfgang