Erinnerungskultur

Die Stimme der Kinder von Theresienstadt

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Helga Pollak-Kinsky mit ihrer Enkelin
Helga Pollak-Kinsky mit ihrer Enkelin

BERLIN. (hpd) Zwei Filme gegen das Vergessen liefen gestern Abend im Berliner Kino Arsenal. In der Reihe “Asynchron. Dokumentar- und Experimentalfilme zum Holocaust” wurden der Kurzfilm “Dachbodenstimmen” von Anna Brass und Magdalena Hutter sowie “The Voice of Children” von Zuzana Justman gezeigt.

Über 15.000 jüdische Kinder wurden zwischen 1941 und 1945 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Rund 150 davon haben überlebt. Zuzana Justman war selbst eines von ihnen. In ihrem Film “The Voice of Children”, der 1999 einen Emmy Award erhielt, erzählt sie, gestützt auf Tagebucheinträge und Zeichnungen, die Geschichte dreier Überlebender. Der Film begleitet ihr Leben und das ihrer Familien bis in die Gegenwart.

Der Film aus dem Jahre 1997 zeigt, dass die Wunden, die der Holocaust schlug, nie ganz heilen. Sondern sich sogar bis in der nächsten und übernächsten Generation fortsetzen. Die Kamera steht bei den Interviews, die Zuzana Justman führte, ganz stabil und ist nur auf die Rednerin gerichtet. Häufig ist sogar auch der Hinterkopf der Filmemacherin zu sehen so dass der Eindruck entsteht, man steht schräg hinter hier. Das macht die Atmosphäre des Filmes intim.

Dagegen stehen die Zeichnungen von Kindern aus Theresienstadt, die das Leben im Ghetto zeigen. Dokumentarische Aufnahmen aus dem Ghetto, aus Auschwitz und Majdanek brechen über die Zuschauer ein. Bilder, die man als Zuschauer schon schwer nur aus dem Kopf bekommt; wie viel schwerer muss es für die sein, die “den Vorhof der Hölle” überlebt haben.

Auch der 20-minütige Film “Dachbodenstimmen” erzählt über Kinder in Theresienstadt. Der Film porträtiert Vera Bondy, deren Schwester die Herausgeberin der in Theresienstadt entstandenen Kinderzeitschrift “Hlas Pudy” war. Eines der Hefte erreicht Vera Bondy. Die Absenderin des Heftes war Zuzana Justman.

Erzählt wird in “The Voice of Children” auch die Geschichte von Helga Pollak-Kinsky. Sie sowie die Filmemacherinnen Zuzana Justman haben im Jahr 1989 bereits gemeinsam den Film “Terezín Diary” gedreht. Gemeinsam mit Magdalena Hutter (die auch die deutschen Untertitel für den mehrsprachigen Film anfertigte) standen sie nach den beiden hintereinander gezeigten Filmen dem Publikum noch für Fragen zur Verfügung.

Dabei wurde deutlich, dass das Erinnern an den Holocaust bitter notwendig ist. Denn es gibt immer weniger Überlebende und einige von ihnen verlieren ihre Erinnerungen langsam. Deshalb, so Zuzana Justman, habe sie den Film gemeinsam mit Helga Pollak-Kinsky gemacht.