Studie zeigt, dass tierethische Argumente in der jüngeren Generation besonders stark verankert sind

Mehrheit der Deutschen gegen Affenhaltung im Zoo

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52 Prozent der Deutschen lehnen die Haltung von Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans in Zoos ab, nur 28 Prozent stimmen dafür. Besonders groß ist die Ablehnung in der jüngeren Generation: Berücksichtigt man nur diejenigen, die eine klare Haltung zum Thema haben, sprechen sich über 75 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gegen die Affenhaltung in Zoos aus. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie, die das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Great Ape Project (GAP) durchführte.

Die Ergebnisse der Studie wurden von der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) am gestrigen Montag analysiert und veröffentlicht. YouGov hatte im Auftrag des Great Ape Project nach der Einstellung der Deutschen zur Haltung von Menschenaffen und Affen in Zoos, als Haustiere, im Zirkus und in der Pharmaindustrie gefragt. Dabei zeigte sich, dass mehr als drei Viertel (75 Prozent) derer, die eine klare Meinung zum Thema äußern, die Haltung von Affen als Haustiere, im Zirkus und in der Pharmaindustrie ablehnen.

Rechnet man die 30 Prozent der Befragten heraus, die keine Meinung zum Thema haben beziehungsweise keine Angaben dazu machen, liegt die Ablehnung der Affenhaltung in Zoos zwar bei beachtlichen 65 Prozent, sie ist allerdings gut zehn Prozent geringer als die Ablehnung der Haltung von Affen als Versuchstiere, unfreiwillige Zirkusartisten oder Haustiere. Woran liegt das? fowid-Leiter Dr. Carsten Frerk führt dies – mit Verweis auf eine andere YouGov-Studie – darauf zurück, dass viele Erwachsene den Zoobesuch mit "schönen Erlebnissen" aus der eigenen Kindheit verbinden: "Offenkundig sorgen angenehme Erinnerungen aus der Kindheit dafür, dass man dazu neigt, die eigenen Kinder oder Enkel ebenfalls im Zoo 'bespaßen' zu wollen und die dortige Haltung von Affen in Gefangenschaft weniger kritisch zu sehen."

Je jünger, desto größer die Ablehnung der Affenhaltung

Interessant sind die Verteilungen bei der Beantwortung der Fragen. So belegen die Daten, dass Konfessionsfreie die Affenhaltung signifikant stärker ablehnen als Gläubige und dass Frauen für das Leid von Affen, die ihr Leben im Zoo statt in freier Wildbahn verbringen müssen, eher empfänglich sind als Männer. Der wichtigste Unterschied zeigt sich jedoch in den Altersgruppen: Während sich über 75 Prozent der 18–34-Jährigen gegen die Affenhaltung in Zoos aussprechen, sind es bei den Über-55-Jährigen nur 61 Prozent. Colin Goldner, der Leiter des Great Ape Project in Deutschland, sieht hierin "ein klares Zeichen dafür, dass tierethische Argumente in der jüngeren Generation stärker verankert sind als bei Älteren": "Die Ablehnung der Affenhaltung in Zoos wird deshalb künftig noch sehr viel deutlicher ausfallen als heute. Dies sollten Politikerinnen und Politiker berücksichtigen, wenn sie Multi-Millionen-Projekte wie den Neubau des 'Affenparks' im Krefelder Zoo planen!"

Neubau des Affenparks in Krefeld stößt auf Widerstand

Goldner hatte die YouGov-Studie nicht zuletzt auch mit Blick auf den Krefelder Zoo in Auftrag gegeben. Dort war es in der Silvesternacht 2019/20 zu einer Katastrophe gekommen, als das Affenhaus niederbrannte und mehr als 50 Tiere starben, darunter ein Schimpanse, zwei Gorillas und fünf Orang-Utans. Schon kurz nach der Katastrophe hatte der Zoo bekanntgegeben, ein neues Tierhaus bauen und dort bis zu 40 Menschenaffen ausstellen zu wollen, wofür ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden soll. Elf Tierschutzorganisationen reagierten auf diese Ankündigung mit einem gemeinsamen Protestschreiben. Darin heißt es:

"Aus Sicht der unterzeichnenden Verbände wäre die Weiterführung der Haltung von Menschenaffen im Sinne des Tier- und Artenschutzes eine gravierende Fehlentscheidung. Menschenaffen sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich. Sie sind hoch soziale Individuen mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten, einem Ich-Bewusstsein und entsprechender Leidensfähigkeit. […] Mit den finanziellen Mitteln, die hierzulande für die Zucht und Haltung von Menschenaffen eingesetzt werden, könnten im natürlichen Lebensraum große Flächen über viele Jahre geschützt werden und so wesentlich besser zum Arterhalt beitragen. Die unterzeichnenden Tier- und Artenschutzverbände lehnen daher den Bau einer neuen Menschenaffenhaltung im Krefelder Zoo aus ethischen Gründen entschieden ab."

Die GAP-Umfrage widmet sich deshalb auch der Frage, wie die Bürgerinnen und Bürger zum geplanten Neubau eines Menschenaffenhauses im Krefelder Zoo stehen. Von denen, die zu diesem Thema eine klare Meinung hatten, sprachen sich 53 Prozent gegen und 47 Prozent für den Neubau aus. Auch hier gab es eine ausgeprägte Altersverteilung: Nur in der Gruppe der Über-55-Jährigen gab es eine leichte Mehrheit für ein neues Affenhaus in Krefeld (51 Prozent Zustimmung, 49 Prozent Ablehnung), bei der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen hingegen lehnten über 80 Prozent (!) den Neubau ab.

Colin Goldner, der in seiner Studie "Lebenslänglich hinter Gittern" das Leid der Menschenaffen in deutschen Zoos dokumentiert hat, sieht hierin ein starkes Signal für eine neue Tierrechtspolitik: "Ich habe in den letzten Jahren zur Kenntnis nehmen müssen, dass leider nur sehr wenige Politikerinnen und Politiker ein Herz für unsere nächsten tierlichen Verwandten haben. Die meisten Verantwortlichen scheint es nicht zu interessieren, dass insbesondere die Großen Menschenaffen extrem unter ihrer Gefangenschaft leiden und oftmals nur mit Psychopharmaka davon abgehalten werden können, schwere und schwerste Verhaltensstörungen zu entwickeln. Aber ich hoffe, dass zumindest einige Politikerinnen und Politiker erkennen werden, dass es keine gute Idee ist, ausgerechnet die jungen Wählerinnen und Wähler zu verprellen. Mehr noch: Es ist absurd, den geplanten Affenpark als Investition in die Zukunft zu begreifen, wenn Zoos als solche gar keine Zukunft haben. Denn immer mehr Menschen lehnen den Zoobesuch ab, weil sie die Käfighaltung von Tieren nicht unterstützen wollen. Zoos sind gerade nicht die Zukunft, sondern Relikte kolonialer Vergangenheit – die chauvinistische Haltung zu nichtmenschlichen Tieren, die sich in ihnen manifestiert, werden künftige Generationen nicht mehr mittragen wollen."

Erstveröffentlichung auf der Website der Giordano-Bruno-Stiftung.

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