23 theologische Professuren in Berlin

Religiöse kapern Berliner Humboldt-Uni

Die katholische Theologie bekommt ein eigenes Zentralinstitut an der Berliner Humboldt-Universität. Neben der bereits bestehenden Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und theologische Ideengeschichte werden fünf weitere Professuren angesiedelt (zwei W3-Stellen, 3 W1-Juniorprofessuren).

Der Berliner Tagesspiegel berichtete unlängst von einer Abnickstimmung im Akademischen Senat der Universität. Bei der vorherigen Sitzung sei die dort erfolgte Präsentation des Instituts-Konzepts auch gar nicht erst auf der Tagesordnung erschienen, ganz so, als ob die Angelegenheit möglichst im Verborgenen erledigt werden sollte. Verwundern kann das nicht, denn angesichts der großen Mehrheit kirchen- und religionsferner Menschen in Berlin ist die demokratische Legitimität theologischer Institute mindestens fragwürdig.    

Zum Wintersemester 2019/20 startet wahrscheinlich auch die Islam-Theologie an der Humboldt-Universität. Neben den 4 geplanten W3-Professuren hat die Universität zwei weitere Forschungsprofessuren beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beantragt. Anfangs hatte sich offensichtlich keine Berliner Universität für ein solches Institut bewerben wollen. Immer wieder ist zu hören oder zu lesen, dass die Humboldt-Universität sich schließlich vom Senat überreden ließ. So machtlos sich Berliner Politikerinnen mit Hinweis auf die Hochschulautonomie gerne geben, wenn es um die Einrichtung eines Instituts für Humanistik geht, sind sie dann anscheinend doch nicht. Dass die Gründung des Instituts als "Islamischer Friedensschluss" bezeichnet wurde, mag Demokratinnen und Demokraten zusätzlich irritieren. Im Beirat des Instituts sind nur konservative Muslim-Verbände vertreten, die auch nur einen minimalen Teil der Muslime repräsentieren.

Nimmt man die 11 Professuren der evangelischen Theologie hinzu, so wird man schließlich mindestens bei der stattlichen Anzahl von 23 theologischen Professuren in Berlin landen, einer Stadt mit ca. 61 % Konfessionsfreien. Aus Sicht des religiös-weltanschaulich neutralen Staates ist die Unterhaltung theologischer Institute an staatlichen Universitäten natürlich erklärungsbedürftig und wird oftmals mit dem Hinweis einer notwendigen Einhegung der Religionen begründet. Insbesondere in den Debatten um die Gründung eines islamischen Instituts war oft zu hören, es sei besser, wenn muslimische Theologen und Lehrkräfte an einer staatlich kontrollierten Universität ausgebildet würden. Angesichts der immensen Anzahl theologischer Professoren verschiedenster Konfessionen in Berlin bekommt man da schon ein wenig Angst vor den von den Religionen anscheinend ausgehenden Gefahren.