Donald Trump zum neuen USA-Präsidenten gewählt

Sieg des Populismus

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Es ist tatsächlich passiert: die Wähler in den USA haben Donald Trump zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Die Reaktionen in den europäischen Hauptstädten reichen von Entsetzen bis zur Begeisterung. Das spiegelt sich auch in den Medien wider.

Die Süddeutsche bezeichnet Trumps Sieg als eine Zäsur für die USA und die Welt. Und tatsächlich: Die Machtverschiebung in den USA ist beträchtlich. "Donald Trump wird Präsident des Landes, die beiden Kammern des Kongresses werden von den Republikanern beherrscht, und die Vakanzen des Supreme Court werden nun von der konservativen Mehrheit in ihrem Sinne besetzt. Die Machtverschiebung in den USA ist umfassend und vollkommen. Die drei Säulen der Nation, die Exekutive, die Legislative und die Judikative, sind in der Hand einer radikalen und unberechenbaren Partei und eines Präsidenten, den man wohlwollend noch als skurril bezeichnen kann."

Die FAZ fragt: "Was kommt jetzt?" und weist auf die Wahlversprechungen und Drohungen hin, die Trump in seinem Wahlkampf äußerte und resümiert: "Die Welt muss sich auf große Veränderungen einstellen. Denn die Wahl in Amerika hat der Weltpolitik eine Überdosis Unberechenbarkeit injiziert."

"Den Durchbruch schaffte Trump … genau mit jener Wählerschaft, die er mit seinen provokativen, oft beleidigenden Aussagen direkt angesprochen hatte: die früher gewerkschaftlich linke, weisse Unter- und Mittelschicht, die sich von den Eliten in Washington, von Wall Street und von der Demokratischen Partei verraten und verkauft fühlte…" schreibt die NZZ in einem ersten Kommentar zum Wahlergebnis.

Auch wenn Trump in einem ersten Statement nach der Wahl sagte, dass er "Präsident aller Amerikaner" sein werde, zeigten sich Politiker in ihren ersten Reaktionen geschockt. Der deutsche Justizminister Heiko Maas twitterte am Morgen: "Die Welt wird nicht untergehen, sie wird nur noch verrückter."

Der Vorsitzende im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, Norbert Röttgen, zeigte sich in einem Interview mit n-tv sichtbar geschockt vom Ausgang der Wahl. "Ich bin darüber schockiert, was stattgefunden hat. Dass ich damit nicht gerechnet habe, ist nicht das Wesentliche. Meine Befürchtung ist, dass das eine dramatische Zäsur auch von historischer Dimension ist für die USA selber, aber auch für die Rolle der USA in der Welt und auch für das transatlantische Verhältnis. Ich glaube, das wird eine tiefe Entfremdung geben und darum halte ich das für einen dramatischen historischen Moment, den wir erleben."

Auch die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat den Wahlsieg Trumps als "schweren Schock" bezeichnet. Laut Spiegel-Online sagte sie in der ARD: "Auch wenn dieser Wahlkampf getränkt war von Herabwürdigung, von Spaltung - es ist eine demokratische freie Wahl. Wir müssen uns jetzt mit den Realitäten auseinandersetzen."

Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir bezeichnete es als einen Bruch mit den bisherigen Traditionen, nach denen der Westen für liberale Werte steht. "Die Vereinigten Staaten verabschieden sich unter Trump vom Rest der Welt."

Ruprecht Polenz schreibt im Magazin The European: "Für mich ist diese Wahl eines unberechenbaren Populisten zum mächtigsten Mann der Welt ein Alptraum. Ich hätte nicht gedacht, dass er Wirklichkeit werden könnte. Jetzt bleibt erst einmal nur die Hoffnung, dass es so schlimm nicht werden möge." Damit greift er eine Haltung auf, die bei vielen Kommentatoren zu beobachten ist: man zieht den Kopf ein und hofft, dass die nächsten vier Jahre irgendwie vorüber gehen.

Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) nannte Trump einen "Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen."

In den sozialen Netzwerken machte sich am frühen Morgen (mitteleuropäischer Zeit) Panik, Zynismus und Fassungslosigkeit breit. Das Bild der Freiheitsstatue, die die Hände vors Gesicht schlägt, machte weltweit die Runde.

Die Börsen reagierten mit einem Kurssturz. Die Börse in Tokio vermeldete einen Sturz des Nikkei-Index um mehr als fünf Prozent und der Deutsche Aktienindex Dax brach zur Eröffnung ein, genau wie die Börsen in London und Paris. Das allerdings wird sich vermutlich in den nächsten Tagen wieder Einpegeln: bislang hat noch keine Wahl irgend etwas an der Geldmaschine "Börse" verändern können.

Interessant ist auch, dass in der US-Wahlnacht die Website der kanadischen Einwanderungsbehörde nicht mehr zu erreichen war – offenbar wegen Überlastung. "Viele Amerikaner hatten während des Wahlkampfes immer wieder angekündigt - manche im Scherz, andere ernsthaft -, aus den USA auszuwandern, sollte Präsidentschaftskandidat Donald Trump gewinnen."

Zu den ersten Gratulanten zum Wahlsieg gehörten übrigens Russlands Präsident Wladimir Putin, der britische Populist Nigel Farage, Marine Le Pen, die Chefin des französischen Front National, der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders und der Ku Klux Klan.

Jens Berger fasst bei den Nachdenkseiten zusammen: "Es war eine Wahl zwischen Pest und Cholera und die Pest hat knapp gewonnen. Der Sieg Donald Trumps ist jedoch nicht überraschend und seine Wähler sind nicht nur durchgeknallte Rednecks. Es ging bei dieser Wahl auch nicht um 'links' oder 'rechts'. Trump hat es vielmehr geschafft, sich selbst als Kandidaten zu inszenieren, der einen Feldzug gegen das Politik-Establishment führt. In einem Land, in dem die etablierte Politik abgewirtschaftet hat, nur noch 9% der Bevölkerung hinter dem gewählten Kongress stehen und auf Seiten der Demokraten mit Hillary Clinton die Personifizierung des politischen Establishments zur Wahl stand, hatte Trump am Ende die besseren Karten."