ZITATE (2)

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Fotos: Fiona Lorenz

SALZBURG. (hpd) Auch der zweite Teil der Sammlung von Gerhard Wimberger enthält Texte, die zu denken geben, zu denken geben müssen. Neben Zitaten aus vom kirchlichen Lehramt festgeschriebenen Dekreten sind Worte gesetzt, die von religiös freier Gesinnung künden. Heute, zum Feiertag Allerheiligen: „Heiliger Geist“ bis „Kirche/Stiftung der Kirche“.

Die geistigen Bereiche und die Gebiete der theologischen Einordnung sind der Übersicht halber, soweit einigermaßen abgrenzbar, alphabetisch gereiht. Die einzelnen Zitate versuchen unter sorgsamer inhaltlicher Berücksichtigung des textlichen Umfelds die essentielle Aussage eines Textes möglichst präzise wiederzugeben. Der Vorwurf selektiver Auswahl mag hier ebenso wenig erhoben werden wie bei der selektiven Auswahl der Textstellen, die sonntags in den Kirchen zu hören sind. Auf persönliche Kommentare wurde bewusst verzichtet, Anspruch auf Vollständigkeit wäre illusorisch.

Heiliger Geist

Nizäno-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis 381:

„(…) Ich glaube an den heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der vom Vater (und vom Sohne) (8) ausgeht. (…)“ (9)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei verbum“, 1965, 23.: „(…) Die Braut des fleischgewordenen Wortes, die Kirche, bemüht sich, vom Heiligen Geist belehrt, zu einem immer tieferen Verständnis der Heiligen Schriften vorzudringen, um ihre Kinder unablässig mit dem Worte Gottes zu nähren; (…)"

Himmelfahrt Berichtet im Markus- und Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte:

Mk 16,19.20: „[(…) Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.]“ (10)

Lk 24,35-53: „Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür. Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet. Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. (11) Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.

Apg 1,9-11: „(…) Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. (…)

Historizität

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei verbum“, 1965, 19: „Unsere heilige Mutter, die Kirche, hat entschieden und unentwegt daran festgehalten und hält daran fest, dass die vier genannten Evangelien, deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde. (…)

Joseph Ratzinger: „Das Wirken Jesu ist nicht als ein mythisches Irgendwann anzusehen, das zugleich immer und nie bedeuten kann; es ist genau datierbares historisches Ereignis mit dem ganzen Ernst wirklich geschehener menschlicher Geschichte - mit ihrer Einmaligkeit, deren Weise von Gleichzeitigkeit mit allen Zeiten anders ist als die Zeitlosigkeit des Mythos.“ (Jesus von Nazareth, 2007, S. 38)

Hölle

Jesus zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, Mt 23,33: „Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?

Lehrentscheid Papst Benedikts XII. über die beseligende Gottesschau und die letzten Dinge, 1336, Konstitution „Benedictus Deus", 1336: „Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. (...)“ (12)

Recentiores epicoporum synodi, Schreiben der Glaubenskongregation, 17. Mai 1979, 7.: „Die Kirche glaubt, indem sie am Neuen Testament und an der Überlieferung treu festhält, an die Seligkeit der Gerechten, die einmal bei Christus sein werden. Ebenso glaubt sie, dass eine ewige Strafe den Sünder so trifft, dass er der Anschauung Gottes beraubt wird und dass die Auswirkung dieser Strafe das ganze Sein des Sünders erfasst. Was aber die Auserwählten betrifft, so glaubt sie, dass vor der Anschauung Gottes eine Reinigung stattfinden kann, die jedoch von der Strafe der Verdammten völlig verschieden ist. Das meint die Kirche, wenn sie von Hölle und Fegfeuer spricht.“
Joseph Ratzinger in Eschatologie – Tod und ewiges Leben (Regensburg 2007), 3. Kapitel. „Alles Deuteln nützt nichts: Der Gedanke ewiger Verdammnis, der sich im Judentum der beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderte zusehends ausgebildet hatte (…), hat seinen festen Platz sowohl in der Lehre Jesu (…) wie in den Schriften der Apostel (…). Insofern steht das Dogma auf festem Grund, wenn es von der Existenz der Hölle (…) und von der Ewigkeit ihrer Strafen (…) spricht.

Benedikt XVI.: „Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen." (Predigt am 25.3.2007 in der römischen Pfarre Santa Felicità in Fidene; zit. nach kath.net.)

Jesus

Selbstbewusstsein

Mk 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (13)

Joh 8,51: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“

Joh 14,6 (Jesus zu Thomas): „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Jesus Christus - Gottes Sohn

Jes 42,1: „Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht.

53,4.5: „Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.

12: „(…) Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.“

Apg 9,3-5: „Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. .Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

9,19.20: „(…) Einige Tage blieb er bei den Jüngern in Damaskus; und sogleich verkündete er Jesus in den Synagogen und sagte: Er ist der Sohn Gottes.

Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, im Freiburger Münster (29. Juni 2006): „Wäre Christus nicht Gottes Sohn, so gäbe es keine Christen und keine Kirche. Es gäbe keine Erlösung, keine Vergebung unserer Sünden und keine Verheißung des ewigen Lebens.

Albert Schweitzer: "Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Es ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde." (Albert Schweitzer: Geschichte der Leben Jesu Forschung, Band 2, München und Hamburg 1966, S. 620)

Juden

Mk 15, 12-14: „Pilatus wandte sich von neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrien sie: Kreuzige ihn! Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie schrien noch lauter: Kreuzige ihn!

Apg 10,39: „Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.

23,12: „Nach Tagesanbruch rotteten sich die Juden zusammen und schworen einen heiligen Eid, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten.

1.Thess 2,14-16: „Denn, Brüder, ihr seid den Gemeinden Gottes in Judäa gleich geworden, die sich zu Christus Jesus bekennen. Ihr habt von euren Mitbürgern das Gleiche erlitten wie jene von den Juden. Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen; sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen.

Kurz vor seinem Tod formulierte Johannes XXIII. ein Bußgebet, das um Sinnesänderung der Christen in ihrem Verhältnis zu den Juden bittet:

Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wiedererkennen. Wir erkennen, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir Deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir Dich in ihrem Fleische zum zweiten Mal ans Kreuz schlugen. Denn wir wussten nicht, was wir taten.

Martin Luther: siehe die Schrift Von den Jüden und iren Lügen, Erstausgabe Wittenberg 1543.

Katechismus der katholischen Kirche

Johannes Paul II., 11.Oktober 1992: „(…) Ich erkenne ihn als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft an, ferner als sichere Norm für die Lehre des Glaubens. (…)“ (S.34)

Kirche

Ablass

Konzil zu Trient, 1563, „Lehrentscheid über den Ablass“:

Da von Christus der Kirche die Vollmacht gegeben wurde, Ablässe mitzuteilen, und da die Kirche diese von Gott gegebene Vollmacht seit den ältesten Zeiten gebrauchte, so lehrt und gebietet die heilige Kirchenversammlung, dass der Gebrauch von Ablässen, der für das christliche Volk überaus segensvoll ist und durch Entscheidungen heiliger Kirchenversammlungen gutgeheißen wurde, in der Kirche beibehalten werden muss. Und sie verurteilt diejenigen mit Ausschluss, die sie für unnütz erklären oder die der Kirche das Recht absprechen, sie zu verleihen.
Doch wünscht die heilige Kirchenversammlung, dass man bei der Verleihung von Ablässen nach altem bewährtem Brauch der Kirche M a ß h a l t e, damit nicht bei zu großer Nachgiebigkeit die kirchliche Zucht entkräftet werde. (…
)“ (14)

Apostolische Konstitution über die Neuordnung des Ablasswesens, Paul VI., 1. Januar 1967, „Der Ablass als autoritative Zuteilung aus dem Kirchenschatz zum Nachlass zeitlicher Strafen“, 8.:

Dieser Nachlass der zeitlichen Strafe für Sünden, die hinsichtlich der Schuld bereits getilgt sind, wurde mit dem eigenen Begriff ‚Ablass’ (indulgentia) bezeichnet. Dieser Ablass hat einiges gemeinsam mit anderen Weisen oder Wegen zur Beseitigung der Überbleibsel der Sünden, ist aber zugleich von ihnen durchaus verschieden. Wenn nämlich die Kirche beim Ablass von ihrer Gewalt als Dienerin am Erlösungswerk Christi, des Herrn, Gebrauch macht, so betet sie nicht nur, sondern teilt dem recht bereiteten Christgläubigen autoritativ den Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen zum Nachlass der zeitlichen Strafen zu. Das Ziel, das sich die kirchliche Autorität bei der Erteilung von Ablässen stellt, ist nicht nur, den Christgläubigen beim Abbüßen der Sündenstrafen zu helfen, sondern auch, sie zu Werken der Frömmigkeit, Buße und Liebe anzuspornen, besonders zu solchen, die zum Wachstum im Glauben und zum Allgemeinwohl beitragen. Wenn aber die Gläubigen Ablässe zum Beistand der Verstorbenen zuwenden, üben sie auf hervorragende Weise die Liebe. Und indem sie an die himmlischen Dinge denken, gestalten sie auch die irdischen besser. Diese Lehre hat das kirchliche Lehramt in verschiedenen Dokumenten verteidigt und erklärt.

Katechismus der katholischen Kirche (1993) 1478: „Der Ablass wird gewährt durch die Kirche, die kraft der ihr von Jesus Christus gewährten Binde- und Lösegewalt für den betreffenden Christen eintritt und ihm den Schatz der Verdienste Christi und der Heiligen zuwendet, damit er vom Vater der Barmherzigkeit den Erlass der für seine Sünden geschuldeten zeitlichen Strafen erlangt. Auf diese Weise will die Kirche diesem Christen nicht nur zu Hilfe kommen, sondern ihn auch zu Werken der Frömmigkeit, der Buße und der Nächstenliebe anregen.“

Einzigkeit und Ewigkeit der Kirche

II. Konzil zu Nizäa, 787: „Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen.“ (15)

IV. Laterankonzil, 1215: 1. Kapitel: „(…) Es gibt nur e i n e allgemeine Kirche der Gläubigen. Außer ihr wird keiner gerettet. In ihr ist Jesus Christ und Priester und Opfer zugleich. Sein Leib und Blut ist im Sakrament des Altars unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft enthalten, nachdem durch Gottes Macht das Brot in den Leib und der Wein in das Blut wesensverwandelt sind: (…)“ (16)

Konzil von Florenz (1438-1445), Lehrentscheid für die Jakobiten, 1442: „[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt.“ (17)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 2.:

(…) Die aber an Christus glauben, beschloss er [der ewige Vater] in der heiligen Kirche zusammenzurufen. Sie war schon seit dem Anfang der Welt vorausbedeutet; in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund wurde sie auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gestiftet, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes offenbart, und am Ende der Weltzeiten wird sie in Herrlichkeit vollendet werden. Dann werden, wie bei den heiligen Vätern zu lesen ist, alle Gerechten von Adam an, ´von dem gerechten Abel bis zum letzten Erwählten´, in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt werden.

Ewiges Heil

II. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus, 1964, 3.:

(…) Denn nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören. (…)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 14.:

(…) Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (…), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. (…) „Die Katechumenen (Taufbewerber), die, getrieben vom Heiligen Geist, mit ausdrücklicher Willensäußerung um Aufnahme in die Kirche bitten, werden durch eben dieses Begehren mit ihr verbunden. Die Mutter Kirche umfasst sie schon in liebender Sorge als die Ihrigen.

16.: „(…) Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (…) und als Erlöser will, dass alle Menschen gerettet werden. Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluss der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen. Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen. Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als Gabe dessen geschätzt, der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe. (…)

Paul Zulehner (österreichischer emeritierter Theologe und römisch-katholischer Priester): „Selbst in den skandalfreien letzten Jahren habe die Kirche massiv bei der ländlichen Bevölkerung, bei den Frauen und Jugendlichen verloren. (…) Dass sich Landbevölkerung abwende, hänge mit ihrem ´Bildungszuwachs“ und ´der Vernachlässigung´ durch die Kirche zusammen.“ („Salzburger Nachrichten“ 3.2.08)

Stiftung der Kirche

Mt 16,15-20 (Einheitsübersetzung) (18) : „Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias [Lutherübersetzung 1984: Du bist Christus], der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche [Luther: meine Gemeinde] bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias [Luther: der Christus] sei.

(Anmerkung 1: Die Worte: „auf diesen Felsen werde ich meine Kirche (Gemeinde)“ bauen stehen außer bei Matthäus in keinem anderen Evangelium.)

(Anmerkung 2: Das hebräische Wort „qāhāl“ („kahal“) wurde ins Griechische mit ekklesia übersetzt und bedeutet „Volksversammlung, Publikum, Zuhörerschaft, Gemeinde“. Ekklesia, lateinisch ecclesia bedeutete in beiden Sprachen „Volksversammlung“. Paulus richtet seinen 1. Brief an die Korinther nach Luther „an die Gemeinde Gottes in Korinth“, nach der Einheitsübersetzung „an die Kirche Gottes, die in Korinth ist“. Dieser Paulusbrief wird mit 54-55 n.Ch. datiert.)

(Anmerkung 3: „Sohn des lebendigen Gottes“ kommt nur im Evangelium des Matthäus vor. Es fehlt bei Markus, Lukas und Johannes. Bei Mk 8,30 ist geschrieben: „Du bist der Messias [Luther: der Christus]“; bei Lk 9,20: „Für den Messias Gottes [Luther: Christus Gottes]“; bei Joh 6,69: „Du bist der Heilige Gottes.“)

(Anmerkung 4: Die Gleichsetzung von Messias mit Sohn Gottes fehlt in jüd. Schriften 100 v.Chr.-100 n. Chr. Nur in der Qumranschrift 4Q 246 ((ca. 200-100 v.Chr.)) erscheint: ((1)) „sein((en)) Sohn, da er ((der König) ´Gott´ genannt wird und man ihn als ´Sohn des Höchsten´ benennen wird.“)

II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“, 1964, 5.:

(…) Als aber Jesus nach seinem für die Menschen erlittenen Kreuzestod auferstanden war, ist er als der Herr, der Gesalbte und als der zum Priester auf immerdar Bestellte erschienen (…) und hat den vom Vater verheißenen Geist auf die Jünger ausgegossen (…). Von daher empfängt die Kirche, die mit den Gaben ihres Stifters ausgestattet ist und seine Gebote der Liebe, der Demut und der Selbstverleugnung treulich hält, die Sendung, das Reich Christi und Gottes anzukündigen und in allen Völkern zu begründen. (…)

Karl Rahner, in Grundkurs des Glaubens, Freiburg im Breisgau 1984, S. 319:

„Die These und ihre Probleme“

Jesus hat seine Kirche ´gestiftet´. Das ist, wenn wir zunächst noch von der Frage absehen, was genauer ´Stiftung´ heißt und welche der in den Theologien der christlichen Kirchen gegebene Deutung dieses Wortes die richtige ist, gemeinsame Überzeugung der christlichen Kirchen. Wo kirchliches Christentum gegeben ist, hat es die Überzeugung, von Jesus herkünftig zu sein, die Überzeugung, dass es nicht autonom und von sich aus eine Beziehung zu Jesus setzt, sondern diese von dem Gekreuzigten und Auferstandenen selber herkommt und gesetzt ist, Tat Jesu und nicht primär die der Kirche selber ist. Wenn das richtig ist, ist ein grundlegender Sinn und eine Berechtigung für den Satz schon gegeben, dass die Kirche die Stiftung Jesu sei. Doch damit sind noch viele Fragen dunkel und offen und in der Grundthese, die wir formuliert haben, der Sinn von ´Stiftung´ selbst auch noch dunkel. (…)

[Es folgen Argumentationen unter Berufungen auf Verse aus dem Matthäus- und Lukasevangelium.]

„(…) Es genügt uns, gemäß der Absicht der geschichtlich indirekten, existenziell unmittelbaren Argumentation festzustellen, dass Jesus offenbar eine Kirche als seine gewollt hat, ihr eine gewisse fundamentale Verfassung gibt, insofern er den Simon als Fels und Schlüsselinhaber konstituiert und ihn ausstattet mit einer Vollmacht des Bindens und Lösens. Er gibt ihr so wirklich eine grundlegende, wenn auch noch nicht weiterentwickelte Verfassung. (…)

Sicher darf man auch umgekehrt sagen, dass Jesus außer dieser grundlegenden Vorsorge alles weitere dem verheißenen Geist und der vom Geist geleiteten Geschichte der Kirche und vor allem natürlich der Geschichte der Urkirche überlassen hat, insofern in dieser urapostolischen Geschichte der ersten Generation nun dieser Grundansatz sich konkretisiert und verfestigt, der für die folgenden Zeiten der Kirche grundsätzlich maßgebend bleibt. (…)

 

Prof. Gerhard Wimberger ist Komponist, Dirigent und Mitglied des Beirats der Giordano Bruno Stiftung. Von ihm erschien: Gerhard Wimberger: Kreuzweg. Quellen des Christentums. Edition Va Bene 1999

Fußnoten:

(8) Das Wort „Filioque“ (und vom Sohne) wurde dem Glaubensbekenntnis erstmals 1215 am 4. Laterankonzil (nach der gegenseitigen Exkommunikation des Papstes und Patriarchen von Konstantinopel 1054) offiziell zum Dogma erhoben.
(9) Neuner-Roos Nr. 250: Unfehlbar
(10) Die Verse 9-20 finden sich nicht bei den ältesten Textzeugen und gelten als in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts, also etwa 100 Jahre nach Jesu Tod, dem Markusevangelium hinzugefügt.
(11) Fußnote in Carl Heinz Peisker Evangelien-Synopse der Einheitsübersetzung, Wuppertal und Kassel 1989: „Die Worte ´und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder´ fehlen bei einigen alten Textzeugen.“
(12) Neuner-Roos Nr. 905: Unfehlbar
(13) siehe Fußnote 10
(14) Neuner-Roos Nr. 688: Unfehlbar
(15) Neuner-Roos Nr. 85: Unfehlbar
(16) Neuner-Roos Nr. 375: Unfehlbar
(17) Neuner-Roos Nr. 381: Unfehlbar
(18) Die Einheitsübersetzung wurde 1962 bis 1980 von katholischen Theologen unter Beteiligung evangelischer Theologen erarbeitet. Gemeinsam verantwortet waren das Neue Testament und die Psalmen. Die evangelische Seite zog sich 2005 aus dem Projekt einer Revision der Einheitsübersetzung zurück.

 

Am kommenden Freitag folgt Teil 3: "Maria" bis "Zölibat"

 

ZITATE 1 (29.10.2010)