Konzil und Possenspiel

KONSTANZ. (hpd) Zugegeben, es liegen nahezu 600 Jahre zwischen dem Konzil von Konstanz, das sich ganze vier Jahre von 1414-18 hingezogen hat, und dem beabsichtigten Besuch von Papst Benedikt XVI in Deutschland. Doch was bedeutet schon die Definition „Zeit“, spricht man über eine in sich scheintote Institution wie die katholische Kirche.

Während der Jahrhunderte hat sich die immer noch einflussreiche Macht zwar in der in der Zeit, aber nur spärlich in ihren Ansichten bewegt. Daran ändert auch Ratzingers „revolutionäre“ Verkündigung bezüglich der Lockerung des Kondomverbotes kaum etwas. Präservative hätten die vielen geistlichen Herrschaften beim Konzil von Konstanz möglicherweise nicht verschmäht, denn dieses sündhafte Kolloquium wurde von einer Vielzahl von Huren begleitet, deren Dienste mit dem Zölibat nicht zu vereinbaren waren. Weil Kondome anno dazumal noch nicht ersonnen waren, musste sich der Klerus nicht mit derartigem Teufelszeug auseinandersetzen und konnte göttlich ungeschützt der Liebeslust frönen.

Die Imperia, eine zehn Meter hohe Frauenskulptur im Hafen von Konstanz, erinnert recht eindrucksvoll an die Vorgänge am Rande des Konzils. Die vollbusige Dame mit dem tiefen Dekolletee und den zwei nackten Männchen auf den Händen repräsentiert das Wesen dieser selbst ernannten religiösen Institution sehr ausdrucksvoll. Diese Figur verdeutlicht die Heuchelei und nicht die nach außen zur Schau gestellte Gottesfürchtigkeit. Für Letzteres ist die - aus der vorchristlichen Darstellung übernommene - Jungfrau Maria zuständig, die als Plastik, Gemälde und anderen Darstellungen zu sehen und zu verehren ist und auf diese Weise zum verschrobenen Frauenbild einer Männergesellschaft gemacht wurde.

Nun könnte das „häretische“ Monument, das von Peter Lenk gestaltet wurde, wieder zu dem werden, was es schon mehrmals war, nämlich das Problem der Verknüpfung von Staat und Kirche im Deutschland des Jahres 2011.

Konstanz zwischen Bedauern und Zuversicht

Das Besuchsprogramm des Pontifex in Deutschland für 2011 scheint zu stehen, Konstanz geht dieses Mal leer aus, ob es an der Vergangenheit oder der Gegenwart der Imperia liegt, bleibt wahrscheinlich ein dauerndes Geheimnis. Die Konstanzer Stadtoberen jedenfalls schwanken in diesen Tagen zwischen Bedauern und Zuversicht. So schreibt die Tageszeitung „Schwäbisches Tagblatt“, dass Oberbürgermeister, Horst Frank, seinem Kollegen in Freiburg den Papstbesuch gönnt und gleichzeitig hofft, dass zum 600jährigen Jubiläum des Konzils ein Papst nach Konstanz kommt. Eine Einladung soll schon ausgesprochen worden sein.

Wie sich der „Stellvertreter Gottes auf Erden“ entscheiden wird, das bleibt abzuwarten. Die Statue an der Hafenmole von Konstanz wird noch einige Päpste überleben. Die Stadt versucht einstweilen gegen das Aufstellen weiterer derartig gottloser Figuren und deren Schöpfer, Peter Lenk, vorzugehen. Ein nackter Papst, die Kopie desjenigen Männchens, das auf der linken Hand der Imperia hockt, wurde im Konstanzer Bahnhof aufgestellt und sorgte für großen Wirbel. Der Medienrummel um die Plastik und um die Art und Weise, wie Stadt und Kirche damit umgehen, hat der Stadt in Hinblick auf einen Papstbesuch eher geschadet als genutzt. Die Stadt am Bodensee hofft für die Durchführung der Feierlichkeiten im Jahr 2014 auf Beihilfen aus Stuttgart und ist anscheinend darauf bedacht, die Landesregierung nicht zu verärgern.

Peter Lenk, der Bildhauer vom Bodensee äußerte in einem Interview, dass das Konziljubiläum kein Grund zum Feiern sei.

Wir werden erleben, was aus dem Spiel werden wird, wie die Feierlichkeiten ablaufen und ob sich ein Papst nach Konstanz in den Schatten der Imperia wagt.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden bis dahin noch einige Possenspiele von weltlicher und geistlicher Macht abgehalten. Das allein verdient unsere Aufmerksamkeit.
 

Thomas Häntsch

 

Nachtrag Satire (16.1.2011) in Seemoz - Paukenschlag: Gauklerpartei tritt zur Landtagswahl an