Für ein auch „positives Gedächtnis“

titel-72_0021.jpg

Feierstunde / Fotos © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Am Sonntagvormittag wurde im Volkspark Friedrichshain in einer Feierstunde die Ausstellung über die Revolution von 1848 und den Friedhof der Märzgefallenen eröffnet. Es ist Bestandteil eines Bemühens, diesen Friedhof als eine weitere nationale Gedenkstätte der Geschichte der Demokratiebewegung in Deutschland anerkannt zu bekommen.


Wie auch bei anderen Ausstellungen war bis zum Vorabend noch gearbeitet worden, um alles termingerecht fertig zu bekommen. Es war der „Friedhof der Märzgefallen“ zu renovieren, auf dem neben den Toten der Barrikadenkämpfe des 18./19. März 1848 in Berlin auch die Toten der Volksmarinedivision beerdigt sind, die am 23. Dezember 1918 in Berlin getötet wurden. Dazu war der Rundgang der Tafeln auf dem Friedhofsgelände und der Ausstellungscontainer am Rand des Friedhofs zu platzieren.

Der Vorsitzende des Paul Singer Vereins, der als Bauherr fungiert, Dr. Andreas Köhler, und Dr. Franz Schulz, der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, begrüßten die zahlreichen Besucher. Grußworte sprachen der Präsident des Berliner Angeordnetenhaus, Walter Momper, die Bundestagsabgeordnete Sibylle Laurischk, die in Rastatt für eine nationale Erinnerungsstätte geworben hatte, der Bezirksstadtrat Dr. Jan Stöß, der sich eine Begegnungsstätte für die Jugend wünschte und der Historiker Prof. em. Dr. Reinhard Rürup, der 1848 und 1918 in historische und europäische Dimensionen einordnete.

Allen Beiträgen war gemeinsam, dass ein Ort der Erinnerung und des Lernens geschaffen wurde. In der bundesdeutschen Gedenkstättenlandschaft würde das „negative Gedächtnis“ an Nationalsozialismus und DDR dominieren. Das sei wichtig und dürfe nicht in Frage gestellt werden. Wichtig sei jedoch auch ein „positives Gedächtnis“: Die Erinnerung an den Kampf für Freiheit und Emanzipation. Deutschland sei arm an demokratischen Traditionen und deshalb sei dieser Friedhof ein wesentliches Element, an die Menschen zu erinnern, die dafür ihr Leben gelassen haben.

 

[video:http://www.youtube.com/watch?v=cS7uhQZWFrI&feature=youtu.be]

 

Die Gemengelage der nationalen Gedenkstätten zeigt sich exemplarisch an diesem Friedhof der Märzgefallen, wie er offiziell heißt, und damit die beerdigten Marinesoldaten der Novemberrevolution 1918 verschweigt. Die wiederum wurden von Seiten der sozialistischen DDR zwar besonders geehrt, aber wichtiger war der „Gedenkstätte der Sozialisten“ auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, der 1881 eröffnet wurde und sich seit der Beisetzung von Wilhelm Liebknecht (1900) zum bevorzugten Begräbnisstätte führender Vertreter der Arbeiterbewegung entwickelte, auf dem jedoch die Toten der Volksmarinedivision nicht ihren Platz fanden.

Das weitere Bestreben des Paul Singer Vereins geht dessen ungeachtet dahin, den 18. März als Gedenktag, als Nationalfeiertag in Deutschland zu etablieren und den Friedhof der Märzgefallenen als nationale Gedenkstätte anerkennen zu lassen. So würde neben der Paulskirche, die für den Verfassungsstaat steht, und der Festung Rastatt, die an die Badische Revolution erinnert, ein weiteres Monument der Kämpfe für die Demokratie entstehen.

Die Ausstellung im Volkspark Friedrichshain (Landsberger Alle/Ernst-Zinna-Weg) ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen gibt jeweils Mittwoch um 16 Uhr und Samstag um 14 Uhr.

C.F.