Fronleichnam: Achtung, dr´ Zoch kütt

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Bild: Adolf Friedrich Erdmann von Menzel (wikipedia)

KÖLN. (hpd) Gerade der Rheinländer ist ja wegen seiner vielen Volksweisheiten und Sprüche bekannt. Ein zum Thema passender ist: „Egal, ob Karneval oder Fronleichnam, Hauptsache dr´ Zoch kütt“ (Hauptsache der Umzug kommt). Beide werden jedenfalls in Köln todernst genommen und daher liegt es mir natürlich fern, mich über derlei Umzüge lustig zu machen.

In der Tat ist es für Nichtgläubige wie mich immer etwas schwierig, die feinen Unterschiede zwischen diesen beiden Veranstaltungen herauszufinden.

Fronleichnam ist das Fest der leiblichen Gegenwart Christi. Bei den Fronleichnamsumzügen wird eine Monstranz mit dem „Allerheiligsten“, einer konsekrierten Hostie, von Gläubigen unter einem Baldachin (damit das Ding bei Regen nicht nass wird) getragen. Nach einem Glaubensdogma der katholischen Kirche wird durch „Transsubstantiation“, vom gemeinen Gläubigen auch „Wandlung“ genannt, Brot in den Leib Christi umgewandelt. Die bei den Umzügen herumgetragene Hostie ist also nach Meinung der Katholiken der Leib Jesu oder zumindest ein Teil davon. Erschreckend finde ich dann allerdings, dass beim Abendmahl geweihte Hostien von den Gläubigen bedenkenlos verspeist werden. Wenn die Transsubstantiation funktionieren würde, dann würden die Gläubigen ja den Leib Christi, des Mensch gewordenen Sohn Gottes, verspeisen. Wäre das dann nicht Kannibalismus?

Davon aber ganz abgesehen, bereitet mir auch schon der Vorgang der Transsubstantiation als Naturwissenschaftler große Probleme. Wie soll das funktionieren? Man kann Materie in Energie und umgekehrt Energie in Materie umwandeln, aber Brot in Fleisch und Wein in Blut? Irgendwie erinnert mich das an die Geschichten von Harry Potter. Er greift zum Zauberstab, murmelt einen Zauberspruch und schon geschieht das Unglaubliche.

Ich könnte mir die Erfindung der Transsubstantiation, die 1215 durch das vierte Laterankonzil zum Glaubensdogma erhoben wurde, rational zum Beispiel so erklären, dass die Geistlichen seinerzeit nach einem Grund suchten, ihren Weinkonsum irgendwie mit ihren Amtspflichten zu verbinden. Nachdem sie den Wein zum Zwecke der Wandlung in das Blut Christi als notwendige Ausgangssubstanz definiert hatten, konnten sie die Beschaffungskosten dienstlich geltend machen.

Was mir auch sehr merkwürdig erscheint, ist, dass wir in einigen Bundesländern wegen dieses Hokuspokus’ die Arbeit für einen Tag niederlegen. Natürlich sind Feiertage immer etwas Angenehmes. Aber es gibt ja durchaus genügend andere vernünftige Anlässe zum Feiern, z.B. die Erfindung des Buchdruckes, die erste Landung auf dem Mond, die Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerkes und dessen endgültige Abschaltung, das Ende der Wehrpflicht, die Erfindung des Kondoms, die Markteinführung von Viagra usw. usw. …alles Meilensteine des menschlichen Fortschritts. Und dann könnte man bei entsprechenden Umzügen zum Beispiel anstelle einer geweihten Hostie ein Kondom durch die Gegend tragen. Das wäre mal eine vernünftige Alternative. Für die Katholiken könnte man dieses auch noch vorher weihen, damit alles seine Richtigkeit hat.

Trotzdem, frohes Hochfest,

Bernd Vowinkel