Religiöse Rechte – Dezember 2011

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Das Jahr 2011 ist bald vorbei. Gerade im Dezember wurde es noch einmal spannend. Wie in jedem Jahr, so auch in diesem, warnte die Christliche Rechte vor den Attacken der Liberalen auf das Weihnachtsfest. Außerdem hat die atheistische Bewegung in diesem Monat Christopher Hitchens verloren, was für Schadenfreude sorgte.

Da bereits im Januar die Vorwahlen beginnen, die darüber entscheiden, wer in einem Jahr Obama im Kampf um das Weiße Haus herausfordert, gewinnt die Debatte bei den Republikanern an Schärfe.

Doch zuerst gerieten, wie so oft, die Homosexuellen ins Visier der Christlichen Rechten. Die American Family Association warnte, dass die Legalisierung der Homoehe auch zu Gebäude-, Auto- und Hundeehen führen könne.
Rabbi Daniel Lapin erklärte in David Bartons Sendung, dass man in den 80er Jahren Schwule unter Quarantäne hätte stellen sollen, um die AIDS-Epidemie einzudämmen. Auch andere Vertreter der Christlichen Rechten hatten sich in der Vergangenheit ähnlich geäußert. Lapin hatte als Alibi-Jude oft Vertreter der Christlichen Rechten gegen Antisemitisvorwürfe verteidigt. (Quelle 1), (Quelle 2).
 

In diesem Jahr „erklärte" der Gouverneur von Rhode Island, Lincoln Chafee, Weihnachten den Krieg. Er verwendete die Bezeichnung „Festtagsbaum“ statt „Weihnachtsbaum“, was ihm Kritik der Christlichen Rechten einbrachte. Janet Mefferd warnte, dass hinter dem Krieg gegen Weihnachten der Versuch stehe, den Atheismus zur amerikanischen Staatsreligion zu erheben. Für Matt Barber ist Atheismus anscheinend nur ein Scherz, denn er meinte, dass Atheisten bereits den 1. April als religiösen Feiertag hätten. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
 

Doch nicht nur in den USA, auch anderswo gibt es Krieg gegen Weihnachten. Nordkorea hatte Südkorea gedroht, weil die Weihnachtsbeleuchtung einer christlichen Gemeinde bis in den kommunistischen Teil des Landes sichtbar war. Dies war für Matt Barber ein Anlass, Lincoln Chafee in die Nähe des Kommunismus zu rücken. (Quelle)
 

Nochmal Nordkorea: Am 17. Dezember starb Diktator Kim Jong Il. Der Steinzeitkommunist war im Ausland vor allem für seinen staatlich verordneten Personenkult bekannt, der bizarre Züge annahm. Nachfolger soll sein Sohn Kim Jong Un werden, der damit das abgeschottete Land in dritter Generation führt. Franklin Graham, Sohn von Baptistenprediger Billy Graham, äußerte sich zum Tod des Diktators. Die USA sollten bessere Beziehungen zu Nordkorea aufbauen und harsche Rhetorik vermeiden. Billy Graham hatte sich mehrfach mit Kim Jong Ils Vater Kim Il Sung getroffen. Der Begründer der kommunistischen Kim-Dynastie war Kind christlicher Missionare und auch Grahams Ehefrau Ruth hatte sich als Kind von Missionaren in Korea aufgehalten. Graham war oft vorgeworfen worden, die kommunistische Diktatur in Nordkorea zu verharmlosen und dem Kim-Clan Nahrung für Propaganda zu bieten. (Quelle)

Auch der Islam geriet zum Jahresende ein letztes Mal ins Visier der Rechten. Der führende Tea-Party-Aktivist Judson Phillips suggerierte in seinem E-Mail-Newsletter, dass Präsident Obama bin Ladens Tötung nur vorgetäuscht habe. Immerhin habe er keine Fotos des getöteten Terrorfürsten veröffentlicht und vermutlich sei dieser bereits seit 2003 tot. Außerdem könne es möglich sein, dass Obama die Aufklärungsdrohne absichtlich im Iran habe landen lassen, damit militärische Geheimnisse an Russland und China durchsickern könnten.
Michele Bachmann kommentierte die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran. Sie würde als Präsidentin alle diplomatischen Beziehungen zum Iran abbrechen. Dazu müsste Bachmann sie aber zuerst wiederaufnehmen, denn seit der Geiselnahme von Teheran 1979 bestehen keine diplomatischen Beziehungen zwischen Iran und USA mehr. (Quelle 1), (Quelle 2).

In diesem Monat verstarb Christopher Hitchens. Er fiel durch seine scharfe Kritik an der Religion auf. Neben dem Islam und Katholizismus nahm er auch die Evangelikalen aufs Korn. Viele Religiöse hatten auf einen Sieg in letzter Minute gehofft, nämlich darauf, dass sich Hitchens auf dem Sterbebett zu Jesus zu bekehren würde. Diesen Gefallen tat er ihnen aber nicht. Und so war es nur konsequent, dass Bryan Fischer erklärte, dass Hitchens zur Hölle gefahren sei. Dies sei allerdings ein Ausdruck der Liebe Gottes. Gott stelle jedem Menschen die Wahl zwischen Himmel und Hölle frei und aus seiner Liebe heraus, würde er diese freie Entscheidung des Menschen nicht anzweifeln. (Quelle)

Ein paar Skandale zu viel: Nachdem Herman Cain sich mehrfach die Frage gefallen lassen musste, ob er überhaupt für das Amt des US-Präsidenten geeignet sei, wurden Vorwürfe über sexuelle Belästigung laut und zu allem Überfluss gab sich eine Frau als ehemalige Affäre des Nachwuchs-Politikers zu erkennen. Am 3. Dezember gab er daher das Ende seiner Kandidatur für das höchste Staatsamt bekannt. Dennoch bleibt er angriffslustig. In einem Interview erklärte er, „rein hypothetisch“ das Amt als Verteidigungsminister anzupeilen. Demgegenüber steht sein Totalausfall in einem Libyen-Interview, in dem er Obamas Kurs gegen Gaddafi nicht korrekt erläutern konnte und seine Warnung, dass China Nuklearwaffen entwickeln könnte, wobei das Reich der Mitte seit fast 50 Jahren die Atombombe besitzt.

Blamage für Rick Perry: Mit einem emotionalen Spot wollte der Gouverneur von Texas kurz vor Weihnachten bei der Christlichen Rechten punkten. Er schäme sich nicht dafür Christ zu sein und sei schockiert, dass Schwule im Militär dienen dürften. Außerdem sei es Kindern verboten, Weihnachten zu Feiern. Obamas „Krieg gegen die Religion“ müsse gestoppt werden. Die rührselige Inszenierung sorgte für viel Spott im Netz. Parodien verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und böse Zungen erfreuten sich daran, dass Perry wie ein schwuler Cowboy aus dem Film Brokeback Mountain aussah. Das Video sammelte in Rekordzeit „Dislikes“ auf dem Portal YouTube. Nur Justin Bieber ist noch unbeliebter.

Sowohl Cain als auch Perry hatten jeweils die Führung im Kandidatenfeld inne, die beide jedoch mit kleineren Fehltritten verspielten. Kurz danach stieg Newt Gingrich, der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, in den Umfragen auf. Er fiel oft durch markige Sprüche auf, beispielsweise schlug er vor, Kinderarbeit zu legalisieren um fehlende Hausmeister an Schulen zu ersetzen. Diese Aussage bekräftigte er nochmal. Arme Kinder sollten arbeiten, weil sie so nicht in Versuchung kämen, illegal Geld zu verdienen. Kurz vor den entscheidenden ersten Vorwahlen am 3. Januar in Iowa kann jedoch auch der ehemalige Gouverneur Mitt Romney wieder an Boden gewinnen. Ohne überraschende Wendung zeichnet sich damit ein Zweikampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ab.

Letztlich ist keiner der beiden Kandidaten der Traumkandidat der Christlichen Rechten. Beide geben sich konservativ, doch viele Evangelikale halten dies für eine Fassade, die schnell zusammenbricht, wenn parlamentarische Kompromisse zählen. Newt Gingrich ist zudem Katholik (war aber Baptist) und hat mehrere Ehen und Scheidungen hinter sich. Mitt Romney hingegen ist Mormone. Während in der Christlichen Rechten der Konsens besteht, dass ein Katholik, so er konservativ genug auftritt, wählbar ist, so ist das Mormomentum ein ewiger Zankapfel. Manche Evangelikale könnten sich vorstellen, Romney zu wählen, andere nicht.

Der eigentliche Favorit der Christlichen Rechten war Rick Perry, wobei man sich auch mit Rick Santorum hätte anfreunden können. Dieser ist zwar Katholik, aber ultrakonservativ und mit seinem Eintreten gegen die Evolutionstheorie gewissermaßen päpstlicher als der Papst. Im letzten Wahlkampf galt Mike Huckabee als Favorit der Christlichen Rechten, die sich mit John McCain erst anfreunden konnte, als er die erzkonservative Sarah Palin als Vize nominierte.

Der Präsident der Southern Baptist Convention in South Carolina, Brad Atkins, sagte, dass Christen eher für einen untreuen Mann als für einen Mormonen stimmen könnten. Janet Mefferd sagte in ihrem Radioprogramm, dass Evangelikale keine Vorurteile gegen Mormonen hätten, Mitt Romney aber sehr wohl Vorurteile gegen Evangelikale hätte. Entgegen ihrer Beteuerung nannte sie das Mormonentum einen „Kult“. Bryan Fischer erklärte, dass Muslime und Mormonen ein falsches Bild von Jesus hätten und von Satan getäuscht würden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr