Ein bizarrer Sender beglückt die Republik mit kruden Botschaften. Gespräch mit Assunta Tammelleo
Immer wieder werden Proteste gegen Bibel-TV laut, dessen Sitz Hamburg ist. Da er überregional sendet, ist jedes einzelne Bundesland dafür zuständig, ihn für seinen Bereich zuzulassen. Wie zu erwarten, hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) zugestimmt – was haben Sie denn gegen den Sender?
Er ist wertkonservativ und zeichnet aus unserer Sicht ein rückständiges Bild der Gesellschaft, etwa was die Rolle von Frauen und Kindern angeht. Er propagiert beispielsweise, Gehorsam sei nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Tugend – was wohl kaum im Sinne einer demokratischen Gesellschaft sein dürfte. Genauso gut könnte man islamischen Fundamentalisten Sendezeit einräumen. Bei Bibel-TV heißt es zum Beispiel: Menschen werden erst echt durch denn »Kontakt mit Gott«. Die Wahrheit ist aber doch wohl, daß es keine unechten Menschen gibt, sondern daß der Gott unecht ist! Das ist zuviel an Indokrination – und die kommt auch noch zur besten Sendezeit über den Äther.
Der NDR hatte kritisiert, über den Sender habe der US-Prediger Charles Stanley empfohlen, Kinder im Namen Gottes mit der Rute zu schlagen: »Schläge sollen schmerzen, um Sünden unvergeßlich zu machen.« Kennen Sie andere Beispiele?
Das Programm von Bibel-TV ständig anzuschauen, ist kaum zumutbar. Ich finde zum Beispiel Sendungen mehr als rückständig, die dafür plädieren, daß Kinder ausschließlich zu ihren Müttern gehören.
Allein das ist schon reaktionär, daß sich der Sender an der Bibel orientiert. Im Alten Testament heißt es zum Beispiel: »Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?« (4. Mose 31,14-15). Weiter heißt es dann, insbesondere die Frauen sollten getötet werden, die nicht mehr Jungfrau sind. Auf solche Werte bezieht sich auch die soeben zur Spitzenkandidatin der Grünen gewählte Katrin Göring-Eckardt – Zitat: »Der Rückbezug auf die Bibel öffnet ganz neue Wege in die Zukunft.« Da kann ich nur sagen: Gute Nacht!